Tierheim vermittelt schon: So geht es Leipzigs Bengal-Bande

Leipzig - Auf einen Schlag waren sie da: 34 (!) Bengalkatzen zogen Mitte Oktober plötzlich ins Tierheim Leipzig ein, sie waren vom Veterinäramt aus schlechter Haltung gerettet worden. Mittlerweile hat die Einrichtung mit der Vermittlung der Samtpfoten begonnen. TAG24 hat dem Tierheim einen Besuch abgestattet, um zu schauen, wie es der Bengal-Bande inzwischen geht.

34 Bengalkatzen hat das Tierheim Leipzig Mitte Oktober auf einen Schlag aufgenommen.
34 Bengalkatzen hat das Tierheim Leipzig Mitte Oktober auf einen Schlag aufgenommen.  © Christian Grube

"20 Tiere sind schon raus oder unmittelbar davor", erklärt Tierheimleiter Michael Sperlich auf die Frage, wie bisher die Vermittlung der Bengalkatzen läuft. Das Interesse sei groß, 50 bis 75 Anfragen habe es bereits gegeben. "Den Katzen geht es inzwischen wirklich gut. Nach anfänglicher Verunsicherung haben sie sich hier gut eingelebt."

Mitte Oktober waren die 34 Schönheiten "aus schlechter Haltung" im Tierheim aufgenommen worden, wie es damals hieß. Die Einrichtung platzte zu diesem Zeitpunkt bereits aus allen Nähten. "Wir wissen nicht mehr, wohin mit unseren Schützlingen", sagte Tierheimchef Sperlich damals gegenüber TAG24.

Mit einem Beitrag auf Instagram bat das Tierheim um Hilfe angesichts der schwierigen Situation. Gleichzeitig wurde Platz geschaffen. Die Samtpfoten nicht unterzubringen, kam schließlich nicht infrage.

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Das Interesse an den Katzen habe schließlich Wirkung gezeigt. "Die Medienberichte haben zu einer erhöhten Spendenbereitschaft geführt. Wir haben Futter im Wert von rund 3000 Euro erhalten", so Michael Sperlich.

Nun sei Leipzigs Bengal-Bande amtlich zur Vermittlung freigegeben. Die Tiere werden derzeit noch kastriert, dann könnten sie zu ihren neuen Besitzern ziehen.

Adoption von Bengalkatzen: "Es gibt da einiges zu beachten"

Die Stubentiger haben sich mittlerweile gut eingelebt. Nun läuft bereits ihre Vermittlung.
Die Stubentiger haben sich mittlerweile gut eingelebt. Nun läuft bereits ihre Vermittlung.  © Eric Mittmann

Dabei gebe es jedoch einiges zu beachten. "Viele, die anfragen, haben noch keine Erfahrung mit Bengalkatzen gemacht. Wir möchten natürlich nicht, dass es da ein böses Erwachen gibt", so Michael Sperlich.

Bei Bengals handle es sich um eine Hybridform bestehend aus der asiatischen Leopardkatze, einer Wildkatze, sowie der klassischen Hauskatze, erklärt der Tierheimchef. "Ziel der Kreuzung war es, die Eleganz der Wildkatze mit dem Wesen der Hauskatze zu vereinen. Das ist natürlich nicht so einfach. Man kann da nicht einfach irgendwas mischen, wie einem das passt, sondern die Katzen zeigen natürlich auch noch Wesenszüge ihrer wilden Vorfahren auf."

Bengalkatzen seien sehr aktiv, bewegungsfreudig und mit einem äußerst starken Jagdinstinkt gesegnet. Letzteres sei vor allem beim Thema Freigang zu beachten. "Grundsätzlich heißt es jedoch vor allem, dass diese Katzen beschäftigt sein wollen. Sie haben einen wesentlich höheren Beschäftigungsbedarf als normale Hauskatzen."

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Für das neue Zuhause heißt das: idealerweise viel Wohnfläche mit einem sogenannten Catwalk und einem Außenkäfig. "Das sind aber wirklich Idealvorstellungen, die die allerwenigsten erfüllen können. Aber auch bei der Ernährung muss man aufpassen. Also mit den üblichen Knusper-Leckerlis von 'Ja' wird es da schnell zu Mangelerscheinungen kommen. Es gibt da also einiges zu beachten."

Die Stubentiger würden nicht in Einzelhaltung vermittelt und auch nicht in ein Zuhause, in dem bereits eine Hauskatze lebt. "Der Beschäftigungsbedarf ist so hoch, dass das die Hauskatze nur stressen würde", sagte der Tierheimleiter.

"Tiere sind keine Geschenke"

Die Samtpfoten werden nicht in Einzelhaltung vermittelt. "Das wird ihren Anforderungen nicht gerecht", erklärt Tierheimchef Michael Sperlich.
Die Samtpfoten werden nicht in Einzelhaltung vermittelt. "Das wird ihren Anforderungen nicht gerecht", erklärt Tierheimchef Michael Sperlich.  © Christian Grube

Um von vornherein zum Nachdenken anzuregen, habe das Tierheim im Falle der Bengalkatzen die Schutzgebühr auf 500 Euro erhöht. "Das ist für Leipzig schon hoch, aber Bengals kosten im Schnitt 900 bis 1500 Euro", sagt Michael Sperlich.

Gleichzeitig betont er, dass die Gebühr kein Preis für die Katzen sei. "Wenn es danach geht, unsere Kosten für tiermedizinische Betreuung, Kastration, Verwahrung und Versorgung durch ausgebildete Tierpfleger auszugleichen, müssten wir sie um ein Vielfaches vermitteln."

Der Tierheimchef wolle lediglich einen Denkanstoß liefern. "Und wenn die Leute dann sagen, sie können sich das gerade nicht leisten, dann finde ich, hat die Gebühr bereits ihren Zweck erfüllt. Eines sollte man schließlich nicht vergessen: Die Tierschutzgebühr ist ein Scherz im Vergleich zu dem, was ein Tierarztbesuch schon mal kosten kann."

Einen generellen Vermittlungsstopp zu Weihnachten gebe es im Tierheim Leipzig nicht. Das Problem "Haustier als Weihnachtsgeschenk" sei heute nicht mehr so stark vertreten, wie dies einst der Fall war, erklärt Michael Sperlich. "Die Nachfrage nach Tieren als Weihnachtsgeschenk ist Gott sei Dank mittlerweile minimal, und wir haben auch nicht mehr die Phasen nach Weihnachten, in denen dann die 'Geschenke' zu uns kommen."

Nichtsdestotrotz würden Michael Sperlich und seine Mitarbeiter weiterhin die Augen offen halten, sollte doch mal jemand auf der Suche nach einem Überraschungspräsent sein. "Unsere Tierpfleger bekommen das raus. Irgendwann verplattert sich jeder."

20 Katzen sollen das Tierheim bereits verlassen haben oder kurz davor stehen. Einige sind hingegen noch auf der Suche nach einem neuen Zuhause.
20 Katzen sollen das Tierheim bereits verlassen haben oder kurz davor stehen. Einige sind hingegen noch auf der Suche nach einem neuen Zuhause.  © Christian Grube

Um derlei Ideen von vornherein entgegenzuwirken, werde im Tierheim Leipzig ausschließlich an den eigentlichen Halter vermittelt, nicht zur Weitergabe. "In solchen Fällen bieten wir dann einfach einen Vermittlungsgutschein an, und die Beschenkten können sich nach Weihnachten bei uns melden."

In der Regel würden die Leute statt des neuen Haustiers lediglich eine Spendenbescheinigung haben wollen. "Die wenigsten Gutscheine wurden tatsächlich eingelöst, und das war dann auch gut für die Tiere."

Grundsätzlich gelte nämlich auch weiterhin: "Tiere sind keine Geschenke", so Michael Sperlich.

Titelfoto: Montage: Christian Grube

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