Illegaler Handel mit Wildtieren boomt auf Social Media: So erschreckend sind die Zahlen
São Paulo (Brasilien) - Soziale Medien sind zu einem Dreh- und Angelpunkt für den Verkauf gefährdeter Tierarten geworden. Experten sagen, dass die Plattformen mehr gegen den illegalen Handel tun müssten.
Als die Papageienbabys auf dem Schreibtisch von Alice Soares de Oliveira ankamen, hatten sie keine Federn und konnten ihre Augen kaum öffnen.
In einem schmutzigen Karton untergebracht, waren die beiden Tiere kaum einen Monat alt und zeigten Anzeichen von Unterfütterung.
Die Papageien waren von Wilderern entführt worden, vielleicht aus dem Nest ihrer Mutter, bis man sie in den sozialen Medien zum Verkauf anbot.
In diesem Fall hatten die beiden Tierbabys Glück im Unglück: Die Polizei wurde auf den Wildtierhandel aufmerksam und brachte die Papageien zu CeMaCAS, einem Zentrum für den Schutz von Wildtieren außerhalb von São Paulo, der größten Stadt Brasiliens.
Richard Scobey, geschäftsführender Direktor des Artenschutzprogramms Traffic, meint, dass Werbung in den sozialen Medien es Verkäufern oft ermöglicht, die Gesetzgebung zu umgehen.
"Die Unternehmen müssen viel mehr Ressourcen für die Regulierung des illegalen Handels mit Wildtieren auf ihren Plattformen bereitstellen", fordert er.
Illegaler Handel mit Wildtieren: Experten sehen Verantwortung bei den Betreibern sozialer Netzwerke
Doch für Social-Media-Unternehmen sei es schwierig festzustellen, ob entsprechende Verkaufsanzeigen illegal seien, da die Gesetze je nach Land und Tierart unterschiedlich seien.
Denkbar wäre künftig eine Mischung aus KI-Techniken und menschlicher Analyse, um verdächtige Online-Werbung besser zu erkennen.
Simone Haysom, Direktorin für Umweltkriminalität bei der Global Initiative Against Transnational Organized Crime, erklärt: "Viele der weltweit am stärksten gefährdeten und geschützten Arten finden nun über das Internet ihre Abnehmer."
Während die Straßenkriminalität deutlich eingeschränkt wurde, sei das Netz ein nach wie vor zum Teil rechtsfreier Raum. Laut der NGO laufen allein in Brasilien und Südafrika 78 Prozent des illegalen Wildtierhandels über Social Media.
Ein Sprecher des Konzerns Meta, zu dem Facebook und WhatsApp gehören, sagte gegenüber dem Guardian: "Wir erlauben keine Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Kauf, Verkauf, der Verlosung, dem Verschenken, der Übertragung oder dem Handel von gefährdeten und geschützten Arten in unseren Diensten."
Man wolle die eigenen Analysesysteme jedoch zukünftig verbessern, um den illegalen Handel auf den einzelnen Plattformen weiter einschränken zu können.
Titelfoto: CeMaCAS