Spürt mein Hund wie ich mich fühle?
Deutschland – Können Hunde etwa Gedanken lesen? Wer selbst einen Hund hat, kann davon berichten. Kaum denkt man nur daran, das Tier zu füttern oder spazieren zu gehen, schon kommt der Vierbeiner schon und fragt auf Hundisch "Wuff, wuff, wann geht's los?"
Beispiele dafür gibt es viele. Besonders wenn Herrchen oder Frauchen intensive Gefühle plagen oder man gar krank ist, nimmt der Hund scheinbar alles instinktiv wahr - und reagiert darauf.
Etwa indem er mehr Rücksicht nimmt oder besonders intensiv die Nähe sucht.
Zu dem Thema wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Hunde-Experimente an renommierten Universitäten durchgeführt.
Dabei testeten Forscher, inwiefern Hunde Gefühle bei Menschen erkennen und zuordnen können.
Die Forscher kamen dabei zu erstaunlichen Ergebnissen.
Hunde können Mimik auf Fotos erkennen
In einem Experiment an der britischen University of Lincoln haben Hunde beispielsweise Anzeichen dafür gezeigt, dass sie sehr wohl erkennen können, ob ein (fremder) Mensch gerade fröhlich oder wütend ist.
Und dass allein durch Mimik - und später auch durch Lautäußerungen (etwas einfacher).
Bei der Studie, die in dem Fachmagazin "Biology Letters" erschien, wurden 17 Haushunden Bilder von Hunden und Menschen gezeigt, die entweder einen fröhlichen oder wütenden Gesichtsausdruck zeigten.
Zusätzlich wurden Sätze in einer fremden Sprache bzw. Hundelaute abgespielt, die aggressiv oder freudig erregt klangen.
Passten Bild und Lautäußerung sowohl bei dem abgebildeten Hund als auch Mensch zusammen, blickten die Hunde deutlich länger auf den Bildschirm, als wenn Bild und Klang nicht stimmig waren.
Das Verstehen geht NICHT vom Instinkt aus
Für die Verantwortlichen des Experiments ist diese erhöhte Aufmerksamkeit ein klares Zeichen, dass Hunde emotionale Informationen erkennen und zu deuten wissen.
Das bestätigt die Annahme, dass die Vierbeiner zwischen positiven und negativen Emotionen von Mensch und Hund unterscheiden können.
Zudem sind die Forscher davon überzeugt, dass diese Fähigkeit weder instinktiv noch angeboren ist. Stattdessen erlernen Hunde das Verhalten, wenn sie einen intensiven Kontakt zu Menschen pflegen.
Auch historisch betrachtet ergibt diese Annahme Sinn. Da Mensch und Hund bereits seit über 30.000 Jahren Seite an Seite leben, ist es nur verständlich, dass über die Jahrtausende Hunde erlernten, die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Halter zu erkennen und mit einem passenden Verhalten zu reagieren.
Hunde haben die gleichen Empfindungen wie Kinder
Einen Schritt weiter ging der US-amerikanische Professor für Psychologie und Verhaltensforschung, Gregory Berns.
Dieser leitete eine Untersuchung mit Hunden an der Emory Universität in Atlanta. Dabei wurden die Gehirne von insgesamt 90 Hunden in einem MRT-Scanner ausgewertet.
Nach zwei Jahren Forschung kam er zu dem Schluss, dass es Gemeinsamkeiten zwischen dem menschlichen und dem Hunde-Hirn gibt.
Berns meint: "Die Fähigkeit, positive Emotionen wie Liebe zu empfinden, würde bedeuten, dass Hunde ein ähnliches Empfindungsspektrum wie Kinder haben."
Hunde erkennen starke Emotionen bei Menschen
Hundehalter werden diese Forschungsergebnisse vermutlich nur wenig überraschen. Vielmehr bestätigen sie, was sie schon immer ahnten. Jeder kann dabei vermutlich von eigenen Erfahrungen berichten, wie sein Hund auf starke Emotionen wie Wut, Trauer, Angst oder Freude reagiert.
Dabei ist es gar nicht so wichtig, welches Verhalten der Hund als Reaktion an den Tag legt. Was zählt ist, dass er die Emotionen wahrnimmt und für sich zuzuordnen weiß. Was für viele fast als sechster Sinn wirkt, ist auf die gute Beobachtungsgabe und Interpretationsfähigkeit von Mimik und Stimmlage zurückzuführen.
Manipulieren Hunde ihre Menschen?
Natürlich gibt es noch viel im Bereich der Verhaltensforschung von Tieren, speziell von Hunden zu entdecken.
Aktuell finden etwa Forschungen statt, die Aufschluss darüber geben sollen, wie Hunde mit ihren Menschen interagieren und mit ihrem Verständnis von Gefühlen diese gezielt manipulieren.
Was man mit Sicherheit jetzt schon sagen kann ist, dass Hunde sehr gut an die menschliche Gefühlswelt angepasst sind und ebenso wie wir einfachere Emotionen wie Wut, Angst, Trauer und auch Freude empfinden.
Mag sein, dass auch Katzen zu solchen Gefühlen fähig sind, sie zeigen es nur nicht so intensiv. Schon deshalb sind Hunde die besseren und verlässlicheren Partner, oder? Die Diskussion kann beginnen...
Titelfoto: Unsplash/CMDR Shane