Mysteriöses "Werwolf-Syndrom": Hunde verwandeln sich plötzlich in wilde Bestien

München - Seit Ende vergangenen Jahres häufen sich spezielle Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden in ganz Europa. Es handelt sich um das sogenannte "Werwolf-Syndrom".

Innerhalb von Tagen stellten Halter eine drastische Veränderung der Persönlichkeit ihres Hundes fest: Panik, Aggression, Epilepsie deuten auf das "Werwolf-Syndrom" hin. (Symbolbild)  © lipysha/123RF

Veterinäre im ganzen Land bekommen diese neurologischen Ausfälle vorgesetzt, erklärt die Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Hundehalter berichten, dass ihre Tiere ohne ersichtlichen Grund plötzlich panisch und aggressiv wurden. Sie heulten wie ein Wolf und schrien, als hätten sie Halluzinationen. Manche zeigten zudem epileptische Anfälle.

"Weil dieser Symptomkomplex an das Auftreten eines Werwolfs aus Horrorfilmen erinnert, wurde dem Phänomen der Titel 'Werwolf-Syndrom' verpasst", erklärt Frau Dr. Tina Hölscher, Tierärztin von aktion tier e.V.

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Da die genaue Ursache des Verhaltens zunächst ungeklärt war, gab es auch keine Therapie für die betroffenen Hunde.

"Einige Tiere mussten zum Schutz der Besitzer sogar euthanasiert werden, da sie nicht mehr kontrollierbar waren", so Dr. Hölscher.

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Kauartikel aus Rinderhaut könnten für aggressive Panikattacken bei Hunden verantwortlich sein

Kauartikel aus Rinderhaut stehen im Verdacht, das "Werwolf-Syndrom" bei Hunden auszulösen. (Symbolbild)  © iciakp/123RF

Je mehr Fälle bekannt wurden, desto mehr kristallisierte sich eine Gemeinsamkeit heraus: Die betroffenen Hunde hatten Kauartikel aus Rinderhaut verspeist.

Ein möglicher Zusammenhang mit bestimmten Kauartikeln und vor allem Rinderhautknochen wird diskutiert, bestätigen auch die Tierärzte der LMU.

In Holland und Dänemark haben die Behörden eine Warnung vor Kauartikel herausgegeben. Einige Hersteller reagierten mit Rückruf-Aktionen ihrer Produkte.

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Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht erforscht. Ob außerdem nur einzelne Hersteller der Kauartikel mit dem Syndrom in Verbindung gebracht werden können, kann noch nicht beurteilt werden. Betroffene Tiere werden derzeit mit sedierenden Medikamenten behandelt, in der Hoffnung, dass sich die Wirkung der Kauartikel ausschleicht.

"Aktuell raten wir Besitzerinnen und Besitzern von Hunden, die verhaltensauffällig sind oder an Epilepsie erkrankt sind, davon ab, Kauartikel jeder Art zu füttern", so die Kleintierklinik der LMU.

Werwolf-Syndrom: Was können Hundebesitzer tun?

Tierärzte versuchen, dem Syndrom auf den Grund zu gehen. Hundehalter können derweil mit einem Fragebogen unterstützen. (Symbolbild)  © sanjagrujic/123RF

Um die genauen Auslöser und Risikofaktoren zu identifizieren, hat nun die TiHo Hannover gemeinsam mit der Abteilung Neurologie, Neurochirurgie & Epilepsie der Kleintierklinik der LMU München eine wissenschaftliche Umfrage gestartet, die sich an alle Hundebesitzer richtet.

"Bitte nehmen Sie sich die Zeit von circa 20 Minuten und füllen Sie den Fragebogen gewissenhaft aus, auch wenn Ihr Hund nicht betroffen ist", appelliert Prof. Dr. Andrea Fischer aus der Kleintierklinik der LMU. "Auf diese Weise helfen Sie mit, Risikofaktoren zu identifizieren, die Ursache genauer zu erforschen und hoffentlich solche Fälle in Zukunft zu vermeiden".

Hier findet Ihr den Fragebogen: https://ibei.tiho-hannover.de/survey/epunver/.

Zudem sollten akut betroffene Hunde bei einem Tierneurologen (www.tier-neurologen.com) zur Untersuchung vorgestellt werden, empfiehlt die Kleintierklinik der LMU.

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