Hund und Mensch: Genanalyse zeigt erstmals Gemeinsamkeiten mit Tieren
München - Seit mindestens 15.000 Jahren begleitet der Hund den Menschen. Er war das erste Tier, das wir zähmten und in unsere Familien einluden. Eine Studie zeigt nun, dass sich ihre Geschichte nur teilweise mit der des Menschen deckt.
Trotz der langen Partnerschaft, wissen wir heute nur wenig darüber, wie sich Hunde-Populationen über den Globus verbreiteten und inwieweit ihre Geschichte mit der Besiedlung der Menschen verknüpft ist.
Einer internationalen Kooperation von Wissenschaftlern gelang nun der Durchbruch: "Wir konnten mithilfe genetischer Analysen die Populationsgeschichte prähistorischer Hunde rekonstruieren und ihre Verknüpfung mit derjenigen des Menschen untersuchen", erklärt Laurent Frantz, Professor für Paläogenomik der Haustiere an der LMU München und einer der Hauptautoren der Studie.
Die Forscher untersuchten die Genome von bis zu 10.900 Jahre alten Hunden. Die Ergebnisse zeigen, dass es schon vor 11.000 Jahren größere Populationen gegeben haben muss, die bereits in verschiedene Abstammungslinien unterteilt waren.
"Eine der größten Überraschungen für mich war, dass wir nur einen geringen Genfluss von Wölfen zu Hunden gefunden haben", so Frantz. "Die wilden Vorfahren der Hunde haben nach der ersten Domestikation demnach kaum noch Spuren in deren Erbgut hinterlassen."
Möglicherweise waren Wolfsmischlinge zu aggressiv, um sich weiter mit den Hunden zu durchmischen.
Prähistorie des Hundes deckt sich nur teilweise mit der des Menschen
Um Zusammenhänge zur Geschichte des Menschen zu untersuchen, wurde das Hundegenom mit menschlichen Datensätzen verglichen.
Teilweise deckten sich die Populationsgeschichten: Zum Beispiel wurden die ersten Bauern, die nach Europa und Afrika wanderten, von Hunden begleitet, dich sich dann dort mit ortsansässigen Tieren mischten.
Doch nicht immer passen die Muster zusammen: In der Bronzezeit wanderten Steppenvölker aus dem Osten in Euopa ein. Sie brachten kulturellen Umschwung und hinterließen auch Spuren in den Genen der Europäer. Bei den Hunden zeigt sich dieser Einschlag jedoch nicht.
Die Wissenschaftler vermuten, dass der Mensch wohl bestimmte Hundearten bevorzugte und diese vielleicht auch unterschiedlich anfällig für Krankheiten waren.
Umstritten ist, wann und wo der Wolf vom Menschen domestiziert wurde. "Unsere Daten unterstützen die These, dass Hunde nur einmal domestiziert wurden und sich dann gemeinsam mit den Menschen ausbreiteten", sagt Frantz.
Wo das geschah, ist weiter unklar und muss in Zukunft weiter erforscht werden.
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