Hunde mit rohem Fleisch füttern? Warum "Barfen" keine gute Idee ist
Deutschland - "Barfen", also den Hund mit rohem Fleisch zu füttern, erfreut sich seit einigen Jahren an einer wachsenden Beliebtheit und ist unter Haustierbesitzern trotzdem sehr umstritten. Viele angebliche Vorteile dieser Fütterungs-Methode sind wissenschaftlich nicht belegt, ganz im Gegensatz zu den gesundheitlichen Nachteilen für Tier und Mensch.
Der Begriff "Barfen" kommt eigentlich aus dem Englischen und bildet sich aus den Anfangsbuchstaben für "biologically appropriate raw food" oder "Bones and raw Food".
Im Deutschen wird der "Barf" mit "Biologisch artgerechtem rohen Futter" übersetzt.
Verfechter dieser Fütterungs-Methode wollen ihre Tiere möglichst natürlich ernähren und beziehen sich dabei auf wilde Hunde, vor allem aber die Essgewohnheiten der hündischen Vorfahren, der Wölfe. Dabei vergessen sie allerdings folgendes: Hunde sind keine Wölfe.
Im Gegensatz zu den wilden Waldbewohnern sind unsere vierbeinigen Gefährten keine Karnivore, also keine Fleischfresser. Hunde sind Omnivore und ernähren sich ebenso wie Menschen tierisch UND pflanzlich. Wobei auch Wölfe gelegentlich Pflanzen, Früchte, Nüsse und Gemüse fressen.
Wilde Hunde wie z. B. Koyoten oder Dingos sind grundsätzlich von Haustieren oder Straßenhunden zu unterscheiden und halten meist Abstand zu Menschen. Leben eigentlich domestizierte Hunde "wild" (Haus- und Straßenhunde) sind sie trotz allem in der Nähe von menschlichen Siedlungen zu finden, jagen und erlegen ihr Futter selten selbst. Sie fressen, was der Mensch ihnen als Abfall überlässt.
Seit aus dem Wolf der Hund geworden ist, sind gut 10.000 Jahre vergangen und mittlerweile ist durch das menschliche Eingreifen – die "Züchtung" – eine Menge passiert. Durch diesen langen Zeitraum in der Nähe von Menschen, hat sich die Verdauung von Hunden angepasst, so das Tiermagazin "dasgesundetier".
Verdauung des Hundes funktioniert anders als die von Wölfen
Die veränderte Verdauung von Kohlehydraten konnte bereits im Jahr 2013 wissenschaftlich bestätigt werden und bezieht sich auf:
- ausgeprägtere Enzym-Ausschüttung für den Stärke-Abbau
- höhere Enzymaktivität
- bessere Glukose-Aufnahme
Hunde können damit im Gegensatz zu Wölfen Stärke als Futterquelle nutzen und besser Kohlehydrate in Energie umwandeln.
Eine rein fleischliche Ernährung würde darum zu Mangelerscheinungen führen, weshalb die meisten "Barfer" Gemüse, Öle und andere Ergänzungszutaten dem Futternapf ihrer Vierbeiner hinzufügen.
Doch auch damit sind die Risiken der "Barf"-Ernährung nicht gebannt. Rohfutter birgt einige bakterielle Gefahren, für die unsere Haustiere nicht (mehr) ausgerüstet sind.
100 Prozent der Rohfutter-Produkte enthalten multiresistente Bakterien, die teils nicht auf Antibiotika anschlagen. Das hat die Europäische Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten im Zuge einer Studie bereits 2020 herausfinden können.
Kochen statt roh verfüttern
Nassfutter (9 Prozent) und Trockenfutter (53 Prozent) sind deutlich besser weggekommen.
Die Forscher erklären dazu: "Unsere Studie zeigt, dass roh gefrorene Futtermittel für Hunde Enterokokken tragen, die antibiotikaresistent sind. Darunter auch Antibiotika wie Linezolid. Diese werden zur Behandlung von Infektionen beim Menschen eingesetzt."
Ihre Empfehlung lautet, rohes Fleisch zu kochen, bevor es an Hunde verfüttert wird.
Trotzdem halten eingefleischte "Barf"-Verfechter an ihren Fütterungs-Methoden fest. Sie sind der Meinung, frisches und tiefgekühltes Fleisch, Innereien, Knochen, Fisch und rohes Gemüse helfen gesundheitlichen Problemen und reduzieren das Körpergewicht. Dafür gibt es bisher jedoch keinerlei wissenschaftliche Belege - im Gegensatz zu den vielen gesundheitlichen Risiken wie Bakterienbefall und Mangelernährung.
Das American College of Veterinary Nutrition empfiehlt die "Barf"-Fütterung daher nicht.
Gesundheitliche Gefahren für Tier und Mensch
Besonders Kinder, Ältere und Schwangere sind anfälliger für die Hund-zu-Mensch-Übertragung von Bakterien, Viren und Parasiten wie Salmonellen oder Bandwürmern. Toxmoplasmen können ebenfalls von Tier zu Mensch übertragen werden und zu Fehlgeburten oder Missbildungen führen.
Darum ist nicht nur zum Wohle unserer vierbeinigen Begleiter wichtig, sich um die richtige Fütterung Gedanken zu machen. Kommerziell hergestelltes Futter zu hinterfragen, sei laut Petra Wolf, Ernährungsphysiologin der Abteilung Tierernährung der Universität Rostock, absolut nicht falsch.
"Herstellungsverfahren zerstören oder beschädigen Vitamine, Enzyme, Aminosäuren und essenzielle Fettsäuren."
Doch dieses Problem sei inzwischen allgemein bekannt, weshalb Nährstoffe nach dem Erhitzen hinzugefügt werden, welche einen angemessenen Ausgleich beten.
"Hundebesitzer sollten mit ihrem Tierarzt abstimmen, worauf sie bei einer natürlichen Fütterung achten müssen. Denn Hunde brauchen eine ausgewogene Ernährung", meint Wolf.
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