Tierische Schauspieler: So werden Hunde zu Filmstars!
München - Im oberbayerischen Wang in der Nähe von Freising tummeln sich jede Menge Film- und Fernsehstars - und zwar vierbeinige. Seit Jahrzehnten betreibt Renate Hiltl dort ihre Filmtierranch.
Hunde, Katzen, Ziegen, Schafe, Hasen, Mini-Schweine und Mäuse sind auf der weitläufigen Anlage mitten auf dem Land zu finden. Die Hunde aus der Sat.1-Serie "Der Bulle und das Biest" mit Jens Atzorn und aus Kinokrimis wie "Sauerkrautkoma" oder "Grießnockerlaffäre" hat Hiltl ebenso zum Film gebracht wie die Katze aus der Komödie "Willkommen bei den Hartmanns".
Nun kommt ein prominenter tierischer Schauspieler hinzu: Lassie, bekannt aus der gleichnamigen Kultserie. In der Neuverfilmung "Lassie - eine abenteuerliche Reise" ist der Rüde Bandit ab Donnerstag (20. Februar) in der Rolle der berühmten Collie-Hündin zu sehen.
Schüchtern ist Bandit überhaupt nicht. Konzentriert hört er auf das, was Tiertrainerin Farina Klause ihm sagt und führt ihre Anweisungen gewissenhaft aus. "Dreh dich. Gut. Dreh dich. Super gemacht!", lobt die 29-Jährige. "Sitzen. Pfote. Andere Pfote. Steh."
Nach jeder erfolgreich gemeisterten Aufgabe lässt Klause einen Knackfrosch knacken und belohnt den Hund mit einem Leckerli. "Bandit ist auf dieses Geräusch konditioniert", erklärt Hiltl. Der Hund hat von klein auf gelernt: Wenn es knackt, hat er seine Sache gut gemacht.
Hund "Lassie" ist ein absoluter Profi
Bandit zeigt gerne, was er kann. Er bellt auf Befehl, überkreuzt seine Pfoten und steht geduldig still, während der kleine, flinke Chihuahua Mokka um seine Beine herum einen Achter nach dem anderen läuft. Die beiden sind gut aufeinander eingespielt, auch weil Mokka in der Rolle des frechen Toots ebenfalls bei "Lassie" mitspielt.
Doch was so locker aussieht, ist harte Arbeit, für Tiere und Trainer gleichermaßen. "Bei Privatleuten ist es oft so, dass die ihren Hund überfordern, dass sie zu viel machen und jeden Tag üben", meint Hiltl. "Das wird zu viel und dann zieht sich der Hund zurück und hat nicht mehr so Bock."
Sie und ihr Team setzen auf kleine Übungseinheiten. Auch am Filmset gibt es Doubles, die einspringen, damit sich die tierischen Hauptdarsteller ausruhen können.
"Dann gibt es auch mal zwei, drei Tage, wo man gar nichts macht. Dann denkt sich der Hund: 'Wow, heut darf ich wieder'."
Nicht jeder Hund hat Star-Talent
Doch längst nicht jeder Hund ist für den Film geschaffen. Die Optik muss stimmen: Mehr der süße Knuddelhund? Der Typ Traumhund mit seidig glänzendem Fell? Oder der freche, quicklebendige Faxenmacher? Auch die Persönlichkeit spielt eine Rolle.
"Er muss ein gutes Wesen haben, gerne im Mittelpunkt stehen und nicht nervös werden, wenn 30 oder 40 Leute um ihn rumstehen", sagt Hiltl. Und er müsse mit Freude bei der Sache sein. "Du brauchst sehr viel Zeit, Geduld und Liebe, um ein Tier so weit zu bringen", sind sich Hiltl und ihre Trainerinnen Farina Klause und Pamina See einig.
Manche Tierschützer sehen es kritisch, wenn Tiere für Filmdrehs abgerichtet werden. Mit Gewalt würden sie zum Gehorsam gezwungen und für sinnlose und artfremde Kunststücke gefügig gemacht, heißt es etwa bei der Tierschutzorganisation Peta.
Davon kann auf der Filmtierranch in Wang keine Rede sein, die Tiere sind augenscheinlich mit Freude bei der Sache. Und rund ums Haus gibt es große Wiesen, auf denen sie sich austoben können.
Nicht nur Hunde können schauspielen
"Wenn man einen Hund hat, der nur auf dem Sofa liegen soll und dann dreimal am Tag in den Garten gelassen wird, das ist schlimmer für ihn, als ihn zu beschäftigen", findet Hiltl. "Er will das Gefühl haben, dass er eine Aufgabe im Leben hat."
Außerdem gebe es Grenzen - etwa wenn das Drehbuch vorschreibt, dass ein Tier einen Fußtritt bekommt und durch die Luft fliegt. "Das würden wir nicht machen. Da müsste man tricksen und ein Stofftier nehmen."
Doch nicht nur Hunde können Filmteams in Wang für ihren Dreh ordern. Über externe Tierhalter bietet die Ranch auch Schlangen, ein Rentier, ein Stinktier und sogar Schaben an.
Sie selbst hat auf ihrem Hof noch Mini-Schweine, Ziegen, Schafe, Hasen, Mäuse und Hühner. Klause hat besonderen Gefallen an dem Federvieh gefunden. "Hühner sind sehr intelligent, die werden immer unterschätzt", erklärt die Trainerin. Das Wichtigste für die Hühner: Futter finden. "Sie lernen ganz schnell, wenn ich da hinpicke, bekomme ich ein Leckerli."
Pamina See dagegen übt lieber mit Mäusen. Neugierig klettert eine von ihnen auf einen roten Teller, den die 24-Jährige ihr hinhält. Rot liebten Mäuse besonders, erklärt sie. Doch das Training der Nager erfordere viel Geduld. "Es ist schon schwieriger, weil Mäuse auch Fluchttiere sind."
Stolz lässt See das Tierchen etwas vorführen - sich auf Befehl um die eigene Achse zu drehen. Dass die kleine Maus Whiskas heißt, so wie eine Katzenfuttermarke, nimmt See mit Humor: "Das heißt nicht, dass sie an die Katze verfüttert wird."