Darum sind Hunde und Katzen in Tierheimen ein so großes Problem
Mainz - Tierheime in Rheinland-Pfalz bleiben häufig auf Kosten für gefundene Tiere sitzen. Die zuständigen Kommunen zahlen zu wenig oder weigern sich teils komplett für die Versorgung der Fundtiere aufzukommen, wie eine dpa-Umfrage bei Tierheimen im Land ergeben hat.
"Es kann nicht sein, dass auf den Schultern der Tierheime die finanziellen Probleme der Kommunen ausgetragen werden", sagt Andreas Lindig vom Deutschen Tierschutzbund in Rheinland-Pfalz.
Vereinbarungen über jährliche Pauschalbeträge oder Abrechnungen je Tier gleichen nur einen kleinen Teil der Kosten für die Fundtierversorgung aus, klagen Tierheimbetreiber. Zudem versorgten die Tierheime zusätzlich Wildtiere und abgegeben Tiere. "Städte und Gemeinden müssen lernen, dass sie die Tierheime brauchen", sagt Kirstin Höfer, Leiterin des Tierheims Koblenz und Umgebung. "Manche Gemeinden geben gar nichts."
Das müssen sie aber: "Fundtiere fallen unter die Zuständigkeit der Fundbehörden der Gemeinden, Verbandsgemeinden und Städte", heißt es vom Umweltministerium. Diese seien verpflichtet, Fundtiere ordnungsgemäß zu betreuen und Aufwendungen dafür zu erstatten.
"Kann die zuständige Fundbehörde die notwendige Unterbringung und Betreuung nicht selbst sicherstellen, so hat sie das Fundtier einer geeigneten Einrichtung beziehungsweise Person zu übergeben." Wie viele Fundtiere es im Jahr in Rheinland-Pfalz gibt, wissen weder das Umweltministerium noch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion oder der Gemeinden- und Städtebund. Alle verweisen auf die Kommunen.
Der Tierschutzbund verweist auf Zahlen von Tierheimen: 7000 bis 8000 Fundtiere würden 25 Tierheime und Vereine mit Tierpflegestationen im Land jährliche versorgen, sagt Lindig. Die meisten davon seien Katzen. Aber vor allem im ländlichen Bereich weigerten sich die Kommunen häufig die Kosten zu übernehmen.
Verhandlungen mit den Gemeinden oftmals knallhart
Die Folgen für die Tierheime seien gravierend: Viele seien innerhalb eines Jahres insolvent, wenn Spenden, Beiträge oder Erbschaften wegfielen, so Lindig. "Heikel und mühsam" nennt Tierheimleiterin Höfer die Verhandlungen mit Gemeinden und Kommunen über die Versorgung von Fundtieren.
Der derzeit geltende Pauschalvertrag mit der Stadt Koblenz etwa sieht demnach 70 Cent je Einwohner und Jahr für die Versorgung der Tiere vor. "Wir bräuchten rund einen Euro, um kostendeckend zu arbeiten", sagt Höfer. Mit der Vereinbarung sei das Tierheim aber dennoch halbwegs zufrieden, denn viele Tierheime hätten es deutlich schwerer.
"Man legt noch Geld drauf", sagt Ulrike Kronauer, Leiterin des Tierheims Oberstmuhl in Idar-Oberstein. Mit der Verbandsgemeinden Birkenfeld, mit der Stadt Idar-Oberstein und einer weiteren Gemeinde habe der Tierschutzverein Vereinbarungen geschlossen.
Einer davon bringe rund 1000 Euro jährlich - die Versorgung koste jedoch mehr. "5000 Euro sind da noch zu wenig." Der Rest werde durch Spenden und Mitgliedsbeiträge gedeckt, sagt Kronauer. Ähnlich ist die Situation in Bad Kreuznach, berichtet Claudia Ehrbach vom dortigen Tierheim. Von den Kommunen erhalte das Heim rund 52 Cent pro Einwohner und Jahr. "Das reicht gerade mal vier Monate."
"Die Kommunen verhandeln häufig knallhart", sagt Lindig. Bei den häufig ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Tierheimen überwiege hingegen das Mitleid mit den Tieren gegenüber dem Verhandlungsgeschick.
Titelfoto: dpa/Thomas Frey