Früher praktisch, heute emotional: Mensch und Hund - es muss wohl Liebe sein!
Von Pia Lucchesi, Antje Ullrich, Uwe Blümel und Thomas Gillmeister
Leipzig - Mopsfidel und pudelwohl begehen wir am heutigen Sonntag den Welthundetag, an dem der beste Freund des Menschen im Mittelpunkt stehen soll. Doch stehen Hunde eigentlich ganz vorn in unserer tierischen Gunst? Warum lieben wir die Fellnasen so sehr? Und kennt Ihr schon die berühmtesten Hunde der Welt? Das und viel mehr lest Ihr an dieser Stelle. Wau!
Körper, Seele, Partnerschaft - Hunde tun uns dreifach gut
"Hunde haben einen immensen Stellenwert bei uns Menschen, meistens als Sozialpartner. Sie binden sich eng an ihre Person, sogar extremer als Kinder, die irgendwann unabhängig werden", sagt die Psychologin Dr. Silke Wechsung. Sie forscht an der Uni Bonn zur Mensch-Hund-Beziehung.
Hunde stärken das seelische Wohlbefinden ihres Herrchens. Die bedingungslose Liebe der Fellnasen ist Doping für das Selbstwertgefühl ihres Besitzers. Die Psychologin erklärt das mit dem sogenannten "Cinderella-Effekt": Hunde bewerten ihre Besitzer nicht nach Aussehen, Besitz oder Status.
Hunde sind "Eisbrecher", wenn es darum geht, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Auch Paarbeziehungen profitieren von den Haustieren. Wechsung: "Hunde, die in einer Beziehung gehalten werden, wirken verbindend."
Die Harvard Medical School konnte 2020 nachweisen, dass sich Hunde-Haltung positiv auf die Gesundheit auswirkt. Untersuchungen belegen, dass das Herz-Kreislaufsystem von Hundesbesitzern robuster in Stress-Situationen reagiert als das von Nicht-Hundebesitzern.
Der Körper von Menschen, die ein Tier streicheln, schüttet das Wohlfühl- und Bindungshormon Oxytocin aus während das Stresshormon Cortisol reduziert wird. Hundehalter sind zudem weniger "rostanfällig", denn ihre Vierbeiner halten sie täglich in Bewegung.
Die Fellnasen in Zahlen
10,7 Mio.
Hunde leben in deutschen Haushalten. Das wird nur von den Samtpfoten (15,7 Mio.) getoppt.
5,9 Mio.
Hunde sind bei Europas größtem Haustierregister "Tasso" verzeichnet, von denen 175.500 Hunde in Sachsen leben. Die beliebtesten Rassen der Sachsen (anhand "Tasso"-Neuregistrierungen 2020) sind:
- 1. Mischling
- 2. Labrador Retriever
- 3. Deutscher Schäferhund
- 4. Französische Bulldogge
- 5. Chihuahua
- 6. Bolonka Zwetna
- 7. Jack Russell Terrier
- 8. Golden Retriever
- 9. Australian Shepherd
- 10. Yorkshire Terrier
12,4 Mio.
Euro an Steuern zahlten laut Statistischem Landesamt in Kamenz sächsische Hundebesitzer im Vorjahr für ihre Vierbeiner.
800
Hunderassen könnte es auf der Welt geben, schätzen Forscher. Von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) werden aktuell aber nur 354 Hunderassen anerkannt.
300 Mio.
Riechzellen besitzen die Fellnasen je nach Art. Damit können die Vierbeiner eine Million verschiedene Gerüche erschnuppern und sogar mehrere Fährten gleichzeitig verfolgen.
1,12 Meter
Schulterhöhe hatte der größte Hund der Welt. Dabei handelte es sich um die Deutsche Dogge Zeus.
9,65 Zentimeter
misst hingegen der kleinste Hund der Welt, die Chihuahua-Hündin Miracle Milly. Sie wiegt nur 500 Gramm.
155 Kilogramm
brachte der schwerste Hund der Welt, ein Mastiff, auf die Waage.
80 km/h
schnell können Greyhounds (Windhunde) rennen.
30 Jahre
alt wurde der älteste Hund der Welt, die Australian Kelpie Hündin Maggie.
In jedem Hund steckt in Supermodel
"Ich habe den schönsten Job der Welt", sagt Mareike Barany (32) aus Leipzig. Die Fotografin ist seit mehr als zehn Jahren auf Fotoshootings mit Fellnasen und ihren zweibeinigen "Rudeln" spezialisiert.
Barany, die nach der Hochzeit im April ihren Mädchennamen Konrad abgelegt hat, gehört zu den Champions der internationalen Szene. 2019 erhielt sie ihren Ritterschlag und gewann bei dem Wettbewerb um den Titel "International Pet Photographer of the Year" einen Award.
Für Shootings wird sie weltweit von Tierliebhabern und Unternehmen gebucht. Die hundevernarrte Leipzigerin strebt als Lichtbild-Künstlerin nach Perfektion. Ihr Credo: In jedem Hund steckt ein Supermodel!
"Ich nehme mir stets viel Zeit, das Wesen der Hunde zu entdecken und danach meine Bildkompositionen einzurichten", erklärt die Fotografin ihr Erfolgsrezept. Das funktioniert bei Airedale Terriern ebenso wie bei Zwergpinschern.
Baranys lebensfrohe Bilder schreien förmlich danach, als Großformate Wände schmücken zu dürfen. Rund 2000 Euro investieren Auftraggeber im Schnitt in eine Session mit der Fotografin.
Mareike Baranys Business boomt. Die Diplom-Ingenieurin gibt inzwischen auch als Mentorin und Coach ihre Erfahrungen an Berufskollegen weiter. Das verbissene Austragen von Revierkämpfen liegt ihr absolut fern. Barany: "Die Arbeit mit den Tieren hat meinen Blick auf die Menschen und die Welt verändert."
Nicht nur Möpse sind moppelig
Mehr als jeder zweite Hund in Deutschland ist zu dick. Zu diesem Ergebnis kommt eine Münchner Studie.
Eine Untersuchung aus Ungarn fand zudem heraus, dass übergewichtige Menschen und Hunde das gleiche Verhalten an den Tag legen und energiereiche Nahrung bevorzugen.
Doch die falsch verstandene Tierliebe schadet dem Vierbeiner und führt, wie beim Menschen, zu Arthritis, Diabetes, Herzkrankheiten und letztlich zu einer kürzeren Lebenserwartung.
Krawatten zu Halsbändern
Sie hat ein Herz für wertvolle Stoffe aus längst vergangenen Tagen. Deshalb recycelt Judith Herschel Hille (57) aus Leipzig historische Krawatten und verarbeitet sie zu Schmuckhalsbändern für Hunde.
Die Krawattenretterin von Leipzig ist ständig auf der Suche nach nostalgischen Bindern. Sie weiß, dass die häufig achtlos weggeworfen werden. Deshalb entwickelte sie eine Idee, um den alten Krawatten neues Leben einzuhauchen.
Als Besitzerin eines Jack Russells (Luis, 13) kennt sie die Vorlieben von Hundefreunden und ihre Jagd nach Unikaten für ihren Bello. "So wie jeder Vierbeiner einzigartig ist, so einmalig kann auch das Schmuckhalsband sein", vergleicht Judith Herschel Hille.
Und deshalb kreiert sie abseits von handelsüblichen grauen und schwarzen Einheitshalsbändern einmalige Unikate aus prächtigen Krawatten.
Die verstellbaren Schmuckhalsbänder in den Größen S, M und L ließ sie sich inzwischen patentieren. Mittlerweile kann sie auf einen ganzen Fundus illustrer Binder aus den 1950er- bis 1970er-Jahren zurückgreifen, den sie ständig erweitert.
Den Stoff, aus dem Hundeträume sind, bekommt sie inzwischen auch von Tierfreunden, die gern in ihrem Pop-up-Store in Leipzigs berühmter Mädler-Passage vorbeischauen.
Kontakt: www.stoffpost.de
Die Stars im Hundehimmel
- Straßenhündin Laika wurde am 3. November 1957 mit der sowjetischen Rakete Sputnik 2 als erstes Lebewesen ins All geschossen. Ein Rückflug war nicht vorgesehen. Doch anstatt, wie geplant, vergiftet zu werden, starb die Hündin an Überhitzung.
- Hachiko gilt als Inbegriff der Treue. Denn auch nach dem Tod seines Besitzers Professor Hidesaburō Ueno wartete der Akita zehn Jahre lang jeden Tag zur selben Zeit am Tokioter Bahnhof Shibuya auf die Rückkehr seines Herrchens.
- Treu bis in den Tod soll auch Greyfriars Bobby aus Edinburgh gewesen sein. Geschichten zufolge soll der Skye Terrier 14 Jahre lang auf dem Kirchhof der Greyfriars Kirk am Grab seines verstorbenen Herrchens gewacht haben.
- Der Siberian Husky Balto erlangte Berühmtheit, als er 1925 als Leithund eines Schlittengespanns ein lebenswichtiges Serum nach Nome (Alaska) brachte, wo eine Diphterieepidemie ausgebrochen war.
- Der berühmteste Hund der Welt ist und bleibt wohl Lassie. Der Langhaarcollie startete seinen Siegeszug 1938 in der Kurzgeschichte "Lassie Come Home". Es folgten zahlreiche Bücher, Filme und Fernsehserien über die treue und tapfere Colliehündin.
Bei Uta Bresan wurde aus dem Hund eine Katze
Der bekannteste MDR-Fernsehhund war Bobtail-Dame Ariane, sprechende Co-Moderatorin von Uta Bresan (56) in der wöchentlichen Haustier-Vermittlungssendung "Tierisch, tierisch".
Seit Januar 1994 saß Ariane über 20 Jahre an Bresans Seite: "Eigentlich waren es insgesamt sechs Bobtails. Immer wenn einem das Springen nicht mehr so leicht fiel, gingen sie in TV-Rente - so wie auch bei Serienhund 'Lassie'. Nachschub kam von einer Leipziger Züchterin."
Auch privat war Bresan auf den Hund gekommen, kuschelte 13 Jahre lang mit Shih-Tzu-Dame Sissi. "Als dann mein Mann in mein Leben trat und Sissi starb, wurde vor elf Jahren aus dem Hund die norwegische Waldkatze Elli."
Doch Bresan könnte sich als großer Hunde-Fan vorstellen, sich wieder einen Bello anzuschaffen: "Hunde sind für mich wie Kleinkinder, die nie groß werden. Sie stellen sich zu 100 Prozent auf die Familie ein, sind zu tollen Bindungen fähig und treu."
Nächste Sendung aus dem Tierheim Dresden: Mittwoch, 13. Oktober, 19.50 Uhr, MDR.
Hundeweisheiten
"Mein Hund ist als Hund eine Katastrophe, aber als Mensch unersetzlich!" Johannes Rau
"Woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann?" Arthur Schopenhauer
"Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal" (Verfasser unbekannt)
"Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede." Louis Armstrong
"Hunde lieben ihre Freunde und beißen ihre Feinde. Anders der Mensch: Er ist unfähig zu reiner Liebe und muss stets Liebe und Hass unter einen Hut bringen." Sigmund Freud
"Ein Hund spiegelt die Familie. Wer sah jemals einen munteren Hund in einer verdrießlichen Familie oder einen traurigen in einer glücklichen? Mürrische Leute haben mürrische Hunde, gefährliche Leute gefährliche." Arthur Canon Doyle
"Was uns so fest mit Hunden verbindet, ist nicht ihre Treue, ihr Charme oder was es sonst noch sein mag, sondern die Tatsache, dass sie nichts an uns auszusetzen haben. Der Hund ist der sechste Sinn des Menschen." Christian Friedrich Hebbel
Titelfoto: Bildmontage: Mareike Barany