Frau ist mit ihrem Hund im Gefängnis und überlebt dort mit seiner Hilfe
Lubliniec (Polen) - Rishka (9) ist der erste Hund in Polen, der einen Häftling im Gefängnis therapeutisch begleitet hat. Der Zentralasiatische Owtscharka, auch mittelasiatischer Schäferhund genannt, verbrachte mit einer Frau sieben Jahre hinter Gittern.
Die Frau, die nur als Sabina bekannt ist, wurde wegen Mordes zu 15 Jahren Haft verurteilt. Allerdings soll die inzwischen 55-Jährige die Tat angeblich nicht begangen haben, berichtet der polnische Radiosender Radio Zet und beruft sich dabei auf einen Bericht in der Tageszeitung Gazeta Wyborcza (Bezahlschranke).
Aufgrund einer Persönlichkeitsstörung wurde Sabina in einer therapeutischen Abteilung im Gefängnis untergebracht und verbüßte dort ihre Strafe.
Außerdem hatte sich ihre Familie nach dem Urteil von ihr abgewendet und Sabina fühlte sich sehr einsam. Die Störungen, mit denen sie zu kämpfen hatte, wurden immer schlimmer.
Bis eines Tages der polnische Verhaltensforscher Tomasz Wójcik und ein Hundetherapeut das Gefängnis in Lubliniec, in dem Sabina einsaß, besuchten.
Der Umgang mit Tieren wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus
Wie sich in Gesprächen mit der Frau herausstellte, hatte der Kontakt mit Tieren einen großen Einfluss auf ihre psychische Gesundheit. Seit einiger Zeit ging Sabina regelmäßig in ein Tierheim. Das bereitete ihr Freude und sorgte für ein Gefühl von Normalität inmitten ihres Alltags in Haft.
Von heute auf morgen wurde der Inhaftierten jedoch die Möglichkeit entzogen, weiterhin zu den Tieren zu gehen. Es sei ein Schlag für sie gewesen, berichtete Sabina. "Ich riss alle Hundefotos von der Wand in meiner Zelle ab und zerriss sie."
Dann schluckte sie in ihrer Verzweiflung "die gesamte Packung Promazin", ein Mittel zur Behandlung von schweren Gemütszuständen. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und war "drei Tage weg", gestand sie.
Tomasz Wójcik beschloss daraufhin, sich für Sabina einzusetzen und sie dabei zu unterstützen, damit sie die Zeit hinter Gittern überlebt. Er wandte sich an das polnische Justizministerium und erklärte, dass die beste Lösung darin bestehe, einen geeigneten Hund für die Frau zu finden, der sie therapeutisch begleitet.
Das Ministerium stimmte zu und eines Tages im Jahr 2015 stand Rishka in der Zelle von Sabina.
Die Inhaftierte vertraute der Hündin all ihre Sorgen an
Sieben Jahre lang begleitete die Hündin ihr neues Frauchen. Sabinas Zustand verbesserte sich und sie verheimlichte nicht, dass es dem Vierbeiner zu verdanken ist, dass sie die schwierige Zeit überstanden und bis zum Ende ihrer Haftstrafe überlebt hat. Die Fellnase sei eine große Stütze gewesen.
"Dank ihr habe ich aufgehört, mich zu ritzen", sagte Sabina und gestand, auch über Selbstmord nachgedacht zu haben. All ihre Sorgen habe sie Rishka anvertraut. "Weil ich wusste, dass sie mich nicht verkaufen würde."
Sabina wurde am 14. Juni 2022 freigelassen.
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