Dackel-Panik: Wird der "Wursthund" in Deutschland bald verboten?
Berlin - Riesenwirbel um die beliebten "Wursthunde": Werden Dackel bald in Deutschland verboten sein? Eine Neuerung im Tierschutzgesetz will massiv gegen sogenannte Qualzuchten vorgehen. Die Zucht-Lobby ist auf der Palme.
Langer Körper, kurze Beine, Knopfaugen: Dackel - oder auch Teckel - zählen zu den beliebtesten Hunderassen deutscher Halter. Ob Kurz-, Lang- oder Rauhaardackel, die Jagdhundrasse ist am Hundemarkt seit Jahren heiß begehrt. Könnte damit nun Schluss sein?
In einer Neufassung des Tierschutzrechtes will Agrarminister Cem Özdemir (58, Grüne) nicht nur das Dauer-Anbinden von Rindern im Stall verbieten, sondern auch sogenannte Qualzuchten!
Gemeint sind Tiere, die so gezüchtet werden, dass sie Menschen optisch gefallen, dafür aber ein qualvolles Leben erleiden müssen. Das wohl bekannteste Beispiel sind Hunde, die nicht atmen können, wie Möpse und Französische Bulldoggen, aber auch Katzen ohne Ohren oder Schäferhunde mit Schrägrücken und Hüftdysplasie.
Und auch: Dackel mit wurstähnlichem Körper, Hängebauch und kurzen Knickbeinen!
Tierschutzverband PETA begrüßt schärfere Regeln
PETA-Kampagnenleiterin Jana Hoger sagte der britischen Daily Mail: "Dackel leiden im Laufe ihres Lebens in der Regel an verschiedenen rassespezifischen Krankheiten wie Bandscheibenvorfällen, Fehlbildungen der Bandscheiben oder Schmerzen in den krummen Beinen."
Und weiter: "Deshalb ist aus tierischer Sicht nur die Adoption eines Dackels aus einem Tierheim akzeptabel." Der Tierschutzverein begrüßt die geplante Regel-Verschärfung im neuen Tierschutzgesetz.
An eine schnelle Umsetzung glaubt Hoger jedoch nicht. Stattdessen könne es bis zu 15 Jahre dauern, bis das neue Gesetz in Kraft tritt.
"Das ist zu viel Zeit und würde bedeuten, dass viele Hunde und viele andere Tiere noch über einen sehr langen Zeitraum hinweg von der Zucht betroffen wären, was ein Leben lang Leiden oder im schlimmsten Fall zum Tod führen würde", erklärt sie.
Verband der Deutschen Hundezüchter startet Protestwelle
Weniger begeistert von dem möglichen Dackel-Verbot ist der Verband der Deutschen Hundezüchter (VDH). Im neuen Gesetzesentwurf kritisieren die Mitglieder laut einem Statement auf ihrer Webseite, "viel Spielraum für Interpretation bei der Auslegung".
Der Entwurf beinhalte zwar viele "sinnvolle Änderungen", bedeute aber auch ein drohendes "Ende vieler gesunder Hunderassen in Deutschland". Es seien "verschiedene Krankheitsmerkmale aufgeführt, die zu einem Zuchtverbot für gesunde Hunde führen können. Leider sind viele der genannten Merkmale unbestimmt und nicht eindeutig."
Beispielsweise nennt der Verband die Merkmale für Skelett-Anomalien: "Doch was genau ist eine Anomalie? Die Antwort bedarf einer eindeutigen Definition, die auf fundierten wissenschaftlichen Grundlagen basiert."
"Ansonsten liegt es nahe, den Urvater des Hundes, den Wolf, zum Prototyp zu machen. Dann wird das gesetzlich festgelegte Zuchtverbot alle gesunden Hunde treffen, die vom Wolfstyp in ihrem Erscheinungsbild abweichen“, so Prof. Dr. Peter Friedrich, Präsident des VDH.
Der Verband rief daher eine Petition ins Leben, um "für klare und sinnvolle Regelungen, die das Wohl unserer treuen Begleiter gewährleisten" zu kämpfen.
Ministerium mahnt zur Ruhe: Kein Verbot bestimmter Rassen vorgesehen
Der neue Entwurf konkretisiere das Qualzuchtverbot laut einem Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), indem er eine Liste mit Symptomen einführen will, deren Ursache erblich bedingte Veränderungen von Körperteilen oder Organen sein können.
"Anknüpfungspunkt ist jedoch weiterhin das Vorliegen von Schmerzen, Leiden oder Schäden bei den betroffenen Tieren", sagte er t-online.
Tiere, die Merkmale einer Qualzucht aufweisen, dürfen künftig zwar gehalten, aber nicht mehr gezüchtet oder ausgestellt werden. So will das Gesetz spätere Generationen vor den schmerzvollen Folgen schützen.
Ganze Hunderassen meint dies laut dem Sprecher jedoch nicht: "Ein Verbot bestimmter Rassen ist im aktuellen Entwurf hingegen nicht vorgesehen bzw. intendiert, was natürlich auch Dackel einschließt."
Bleibt also abzuwarten, wie viele "Wursthunde" wir künftig auf Deutschlands Straßen noch zu sehen bekommen.
Titelfoto: Montage: Friso Gentsch/dpa, Angelika Warmuth/dpa