Hunde-Hort und Katzen-Kita: Wenn Sächsin Jule ruft, gehorchen zwei Dutzend Vierbeiner
Krostitz - Hunde ausführen und bespaßen, Katzen füttern und mit ihnen kuscheln – das ist ihre Welt! Jule Felger (31) hat ihre Liebe zu Tieren zum Beruf gemacht und betreibt eine Tierpension in Nordsachsen. Dass das nicht nur Spaß, sondern auch viel Arbeit bedeutet, war ihr von Beginn klar. Doch die täglichen Glücksmomente mit ihren Schützlingen zeigen ihr jeden Tag, dass es sich lohnt.
Beim Betreten des Grundstücks der Pension "tiiierisch gut" am Ortsrand von Krostitz wird man nicht nur von der 31-Jährigen mit dem großen Herz für Tiere sowie Husky-Mischlingshündin Luna empfangen. Schon von Weitem begrüßen auch die anderen 23 Pensions- und Tagesgäste die Besucher mit aufgeregtem Gebell.
Nach nur wenigen Minuten sind zwei Dinge klar: Bei Jule Felger und ihren "Pflegekindern" ist immer was los und die junge Frau ist wie geboren für das, was sie tut.
An ein Leben ohne Tiere kann sich die gebürtige Sachsen-Anhalterin nicht erinnern. Mit Katzen, Hasen und Meerschweinchen ist sie aufgewachsen, hat sich als Kind selbst auf den Urlaubsinseln dieser Welt um Straßenkatzen gekümmert, hier und da auch mal Wurst und Co. vom Frühstücksbuffet geklaut, um sie füttern. "Ich hatte schon immer einen Draht zu Tieren", erzählt sie.
Zwar absolvierte sie nach der Schule zunächst eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau, doch schnell merkte sie, dass sie in diesem Beruf nicht glücklich werden kann.
Und so wurde aus ihrem ehrenamtlichen Engagement im Bitterfelder Tierheim im Jahr 2014 eine hauptberufliche Tätigkeit – per Quereinstieg wurde sie Tierpflegerin, mit Anfang 20 war der Grundstein für den Traumjob gelegt.
Drei Jahre lang hatte sie so die Möglichkeit, das Verhalten von Hunden und Katzen intensiver kennenzulernen. "Und seitdem war mir eigentlich klar: Was anderes wird es nie wieder werden", strahlt sie. Weitergebildet hat sie sich währenddessen aus eigener Tasche.
Für Jule Felger ist es das Größte, von ihren Tieren zurück geliebt zu werden
Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit samt Prüfung für den Sachkundenachweis war 2017 schließlich ihre mobile Tierbetreuung geboren – da war sie gerade einmal 26. Die anfängliche Skepsis mancher Tierhalter, eine fremde Person im Haus zu haben, konnte Jule schnell entkräften. "Einige konnte ich überzeugen und so wuchs die Kundschaft mit der Zeit stetig an", erzählt sie stolz.
Nebenbei arbeitete sie außerdem zeitweise in mehreren Tierarztpraxen, assistierte bei Operationen und sammelte Erfahrung im Bereich Tiermedizin. "Das hat total Spaß gemacht, das vermisse ich heute ein bisschen."
Anfang 2020, einen Monat bevor Corona die Welt nahezu lahmlegte, übernahm sie schließlich die seit 2002 existierende Tierpension – und mit ihr sowohl die bestehende Kundschaft als auch das kleine Einfamilienhäuschen auf dem Gelände. Bis zu 24 Hunde kann sie in Innen- und Außenzwingern gleichzeitig betreuen.
Der Tag beginnt morgens um 6 Uhr, da werden die Pensionsgäste versorgt und dürfen sich auf dem weitläufigen, grünen Grundstück austoben. Ab 7 Uhr kommen nach und nach die Tagesgäste eingetrudelt, die Jule regelrecht "um den Hals fallen". Das seien diese Glücksmomente, die für sie zählen, wenn die Hunde auf sie zustürmen, sodass Herrchen oder Frauchen sich kaum noch auf den Beinen halten können.
"Das ist für mich der bessere Dank als jedes Lob vom Menschen. Tiere sind immer ehrlich, die können nicht lügen. Und wenn sie sich den Arsch abfreuen vor der Tür, dass ich endlich aufmache, dann reicht mir das", schwärmt sie vom besten Freund des Menschen.
Ein Leben ohne Hunde und Katzen – für Jule Felger unvorstellbar
Und was steht außer Füttern, Putzen und Gassigehen sonst noch an? "Also die meiste Zeit verbringst du tatsächlich damit, auf dem Hof zu stehen und zu gucken", lacht Jule. Bei so vielen Charakteren auf vier Pfoten müsse man "schon immer genau hinschauen, dass es nicht eskaliert". Eben wie in einem Kindergarten.
Die Gründe, weshalb Halter ihre Tiere abgeben, sind vielfältig. So bleiben einige bei ihr, während ihre Menschen verreist sind, aber es gibt auch einige Hunde, die einfach nicht allein zu Hause bleiben können. Aktuell bezahlen Kunden 15 Euro pro Tag für den Hundekindergarten, 25 Euro für Pensionsgäste. Wegen der gestiegenen Heizkosten befürchtet Jule allerdings, die Preise im kommenden Winter erhöhen zu müssen.
Der Tag endet, wenn alle Tagesgäste verabschiedet sind und die Übernachtungshunde nochmal draußen waren – in der Regel nicht vor 21 Uhr. Neben Hunden kümmert sie sich außerdem auch um Katzen – hier gibt es aber keine Tagesgäste. "Das wäre viel zu viel Stress für die."
Und wenn einmal Not am Mann ist, dann kümmert sie sich als Pflegestelle auch um Fundtiere. Erst im April hat sie eine Katzenmama mit ihren vier mittlerweile fünf Wochen alten Babys von einem Gnadenhof in Brandenburg aufgenommen.
Da die Mama krank war und operiert werden musste, war die Sorge groß, dass das zuckersüße Quartett ohne sie aufwachsen muss, doch alles ist gut gegangen. Die Katzenmädchen wachsen jetzt bei Jule auf und entdecken die Welt, bevor sie vermittelt werden können.
Ihr sucht einen Hundekindergarten oder wollte spenden? Dann meldet Euch bei "tiiierisch gut"
Und selbst wenn Jule einmal eine Pause braucht und mit ihrem Freund in den Urlaub fahren möchte, müssen sich ihre Kunden keine andere Betreuung suchen, denn auf die Unterstützung ihrer Familie kann sie sich verlassen. "Mein Vati hat den Laden geschmissen, als wir im Urlaub waren", berichtet sie.
Obwohl ihr bewusst ist, dass es irgendwann vielleicht auch Tiefpunkte geben kann, steht außer Frage, dass Jule ihren absoluten Traumjob gefunden hat. Sie liebt ihre Tiere und die Vierbeiner lieben sie.
Wenn Ihr also eine Tierpension sucht oder "tiiierisch gut" mit Futterspenden unterstützen wollte, könnt Ihr Euch bei Jule melden. Den Link zu den Kontaktdaten sowie zur Wunschliste findet Ihr auf ihrer Facebook-Seite.
Titelfoto: Bildmontage: privat