Horror-Zustände auf zugemülltem Hof: Tierbabys sterben qualvoll, Kadaver werden liegen gelassen
Auf dem Gelände in Brehna stapeln sich Müll und Unrat. Dass im dazugehörigen Haus ohne Dach jemand wohnt, ist nur schwer vorstellbar. Doch genau das ist der Fall, ein 55-jähriger Mann und sein gerade volljährig gewordener Sohn leben in der Ruine.
Hier hielt Jörg J. bis vor Kurzem unter anderem Ziegen und Schafe - unter den unwürdigsten Umständen. Von einst rund 100 Tieren seien im Januar nur noch circa 20 da gewesen, erzählt Anwohnerin Anett Spitzbarth (46) im Gespräch mit TAG24.
Kein Wunder, sie sollen zeitweise weder Wasser noch Futter bekommen haben, befanden sich in einem desolaten Zustand. Zwischen lebendem Vieh lagen unter anderem die Kadaver von toten Lämmern.
Anwohner aus Brehna schlossen sich zusammen und schalteten die Behörden ein, doch wirkliche Unterstützung habe es bisher nicht gegeben.
Erst ein Gnadenhof aus Dessau habe zwischenzeitlich die Tiere mit Wasser und Heu versorgt. "Wenn die das nicht machen würden, dann wären die Tiere schon verendet", so Anett Spitzbarth.
Die Tierschützer sollen sogar angeboten haben, alle Ziegen und Schafe selbst unterbringen zu wollen, doch erst jetzt ist der Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Anhalt-Bitterfeld tätig geworden.
Erst nach jahrelangen Beschwerden wurden Behörden tätig
Einer Mitteilung der Behörde zufolge seien schon seit 2016 regelmäßig Anzeigen gegen den Halter der Tiere eingegangen. Im Rahmen von Kontrollen seien "immer wieder tierseuchen- und tierschutzrechtliche Verstöße festgestellt" worden, weshalb man dem 55-Jährigen Auflagen erteilt habe.
Ins Rollen kam dies aber erst, nachdem die Nachbarschaft seit Dezember immer wieder Druck auf die Behörden ausgeübt hat, widerspricht Anett Spitzbarth.
Den Auflagen sei J. nicht nachgekommen. Und so habe der Landkreis "die Bestandsauflösung angeordnet". Bis zum 28. Januar hätte der Mann alle Schafe, Ziegen und Kaninchen auf seinem Grundstück verkaufen, abgeben oder schlachten sollen.
"Da die selbstständige Auflösung des Tierbestands durch den Tierhalter nicht erfolgt ist, hat der Landkreis am 29. Januar 2025 die Auflösung vollzogen", so Pressesprecherin Jana Müller.
Warum die Maßnahmen trotz jahrelanger Beschwerden erst jetzt ergriffen wurden, verstehen Anett Spitzbarth und ihre Mitstreiter nicht. "Das Veterinäramt hat seine Aufgaben völlig vernachlässigt und in Kauf genommen, dass Tiere sterben", beklagt die Brehnaerin.
Und weiter: "Aufgrund dieses Verhaltens des Veterinäramtes haben wir uns strafrechtliche Maßnahmen vorgenommen." Man wolle das überprüfen lassen, "weil wir das überhaupt nicht akzeptieren können, dass eine Behörde so gegen das Tierschutzgesetz verstößt".
Mehrere Polizeieinsätze am Grundstück in Brehna - auch wegen Strafanzeigen
Auch die Polizei kam bereits mehrfach in Brehna zum Einsatz, nachdem Anzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet wurde, so Sprecherin Astrid Kuchta.
Es lägen zudem Strafanzeigen unter anderem wegen Verleumdung, Hausfriedensbruch, Bedrohung und Körperverletzung vor - Jörg J. sei "sowohl als Beschuldigter als auch als Anzeigenerstatter in Erscheinung" getreten.
Ebenfalls unglaublich: Offenbar hat der Mann in dem verwahrlosten Haus ein Kind großgezogen. Der Junge habe dem Jugendamt unterstanden, sei aber mittlerweile 18 Jahre alt geworden, erzählt Anett Spitzbarth.
Außerdem leben in dem völlig heruntergekommenen Haus zwei große Kaukasische Schäferhunde, die der Nachbarin zufolge niemals das Tageslicht sehen. Im Haus seien die Behörden jedoch niemals gewesen.
"Wir fordern die Herausnahme aus dieser tierquälerischen Haltung und eine intensive Kontrolle des Hauses", macht Anett Spitzbarth abschließend noch einmal deutlich.
Titelfoto: Bildmontage: privat