Heimliche Aufnahmen: Verdacht der Tierquälerei in Schweinemastbetrieb

Merzen (Landkreis Osnabrück) - Es sind verstörende Bilder, die das Deutsche Tierschutzbüro aus einer der größten Schweinemastanlagen Niedersachsens da zeigt!

Ein großer Abszess wuchert am Bein eines Schweines.
Ein großer Abszess wuchert am Bein eines Schweines.  © Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Die Tiere laufen mit zum Teil blutigen Verletzungen an den Beinen und qualvollen Schmerzen durch die viel zu engen Stallungen. Bei anderen Schweinen haben sich bereits handballgroße Abszesse, die nicht behandelt werden, gebildet.

"Mindestens 33 der dokumentierten Schweine haben blutig gebissene Schwänze", prangert Jan Peifer (40), Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro, an. "Offensichtlich kümmert sich der Betreiber nicht ordnungsgemäß um seine Tiere und lässt sie nicht tierärztlich behandeln."

Wie die Aufnahmen weiterhin zeigen, werden die Tiere dicht gedrängt auf Spaltenböden gehalten und sehen offenbar noch nicht einmal Tageslicht. Teilweise wirken sie apathisch oder sind kurz vor dem Verenden.

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"Ein totes Schwein wurde vorgefunden, das bereits blau aufgedunsen war. Vermutlich lag es schon mehrere Tage tot im Stall", erklärte Peifer und verwies auf die Gesetzeslage.

Ein anderes totes Schwein sei bereits von anderen Tieren angefressen worden. "Der Betreiber kommt seiner Fürsorgepflicht hier überhaupt nicht nach. Das wird auch dadurch deutlich, dass viele der verletzten Tiere nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Krankenbucht vorgefunden wurden", beklagte der 40-Jährige.

Stellvertretender Bürgermeister steht als Eigentümer in Verdacht

Der Schwanz bei einigen Schweinen ist blutig gebissen.
Der Schwanz bei einigen Schweinen ist blutig gebissen.  © Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Der Betreiber, so haben Recherchen des Vereines ergeben, soll der stellvertretende Bürgermeister von Merzen sein. In einer Masthalle seien Dokumente gefunden worden, in denen er als stellvertretender Betriebsleiter genannt wurde. Zudem soll er sich öffentlich mehrfach als Eigentümer der Mastanlagen ausgegeben haben.

Der Mann soll sich über die Jahre ein undurchsichtiges Firmengeflecht mit verschiedenen Betrieben aufgebaut haben, an dem vornehmlich Familienmitglieder beteiligt seien. Dadurch seien bereits mehr als 100.000 Euro Förderung aus EU-Geldern in das Firmengeflecht geflossen.

"Die aus Steuern finanzierte Förderung kommt bei den Schweinen allerdings nicht an", erklärte Peifer. Jetzt sollen die Mastanlagen auch noch erweitert werden, ein entsprechender Bauantrag wurde gestellt. "Aus Sicht der Tiere wäre dies eine Katastrophe."

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Wie das Deutsche Tierschützbüro beklagt, stehen immer wieder Politiker, die Mastanlagen betreiben, in Verdacht, gegen das Tierschutzgesetz zu verstoßen - allen voran Mitglieder der CDU, wie auch der Fall in Merzen zeigt. Abgestritten werden kann in diesem Zusammenhang auch die Nähe zwischen dem stellvertretenden Bürgermeister und dem Veterinäramt.

Deutsches Tierschutzbüro stellt Strafanzeige bei Staatsanwaltschaft

Schweine knabbern an einem toten Artgenossen.
Schweine knabbern an einem toten Artgenossen.  © Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Daher spricht Peifer eine klare Empfehlung aus. Verbraucher sollen keine tierischen Produkte mehr konsumieren und sich rein pflanzlich ernähren.

"Nur mit einer veganen Lebensweise kann den Tieren wirklich und nachhaltig geholfen werden, denn kein Tier will sterben und geht freiwillig in einen Schlachthof", so der Vorsitzende.

Unmittelbar nach den Videoaufnahmen Anfang Dezember 2020 wurde das Veterinäramt Osnabrück informiert, zudem eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg eingereicht.

Auf TAG24-Nachfrage erklärte Staatsanwalt Thorsten Stein, dass die Akten zum Zwecke der Begutachtung versandt worden seien. Ein Sachverständiger werde sich das Bild- und Videomaterial anschauen und anschließend ein Gutachten erstellen.

Der Fall in Merzen sei laut Deutschem Tierschutzbüro der sechste Fall von massiver Tierquälerei in niedersächsischen Schweinemastbetrieben in den vergangenen Monaten.

"Immer wieder zeigt sich das zuständige Landwirtschaftsministerium erschüttert über die schlimmen Bilder. Immer wieder wird lückenlose Aufklärung und hartes Durchgreifen gefordert, doch am Ende passiert einfach nichts", beklagte Peifer. "Wer den Schweinen helfen will, der soll aufhören sie zu essen, denn der Standard ist Tierquälerei."

Titelfoto: Fotomontage: Deutsches Tierschutzbüro e.V.

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