Heimlich gefilmt! Entsetzliche Bedingungen auf Hühnerfarmen - Auch Aldi verkauft die Eier
London (Großbritannien) - Von wegen Eier aus Freilandhaltung! Heimlich gefilmte Aufnahmen, die Tierschützer der britischen Organisation "Animal Justice Project" (AJP) gemacht haben, zeigen, wie entsetzlich die Bedingungen für die Hühner auf Farmen in Großbritannien in Wahrheit sind. Die gezeigten Bilder sind kaum zu ertragen. Auch der Discounter Aldi soll diese Eier unter dem Etikett der Freilandhaltung verkaufen.
Bei der verdeckten Recherche ließen Mitglieder von AJP an mehreren Tagen Drohnen über die Farmen fliegen und stellten fest, dass die angeblichen "Freilandhühner" an keinem einzigen Tag rausgelassen wurden.
Die Aufnahmen, die unter anderem auf der Webseite von AJP veröffentlicht wurden, enthüllten auch, dass Zehntausende Vögel in dunklen und engen Ställen lebten und von Körpern und Skeletten toter Hühner umgeben waren.
In einigen Fällen führten die schrecklichen Bedingungen dazu, dass Hühner massenhaft Federn verloren und Verhaltensweisen wie Mobbing, Kannibalismus und aggressives Picken an den Tag legten, berichtet Daily Mail.
Die Tierschützer fanden auch verletzte und kranke Hühner, die auf den oberen Etagen weder an Futter noch Wasser gelangten und deshalb auf den Tod warteten.
Insgesamt wurden fünf Farmen untersucht: Die "Harper Farm" in Leeds, die dem Vorsitzenden des "Britischen Verbandes der Eierproduzenten aus Freilandhaltung" (British Free Range Egg Producers Association, kurz BFREPA), Jack Stephenson, gehört. Außerdem die Familienfarm der BFREPA-Direktorin Pauline Jones in Powys. Sowie die drei Familienfarmen der BFREPA-Direktorin Lucy Hinch in Leicestershire.
Alle genannten Farmen liefern Eier an Marken, die die Eier in großen Supermärkten im gesamten Vereinigten Königreich zum Verkauf anbieten, darunter Aldi und Sainsbury's.
Kannibalismus unter den Tieren beobachtet
Die Produkte wurden sowohl als "aus Freilandhaltung" gekennzeichnet als auch "den Tierschutzstandards entsprechend" gelabelt, was mit zu den "höchsten Standards" in der britischen Eierproduktion gehört.
Doch die Realität sieht völlig anders aus! Auf der "Harper Farm", auf der 46.000 Hühner in sechs Ställen untergebracht sind, wurden die Aktivisten Zeugen grausamer Zustände: Die Stallungen waren überbelegt, verdreckt, die Tiere vernachlässigt und es wurden Fälle von Kannibalismus beobachtet.
Das Filmmaterial zeigte auch Säcke voller toter Hühner und auch, wie eine Henne mehrere Stunden lang von Artgenossen brutal zu Tode gepickt wurde.
Ein Arbeiter der "Harper Farm" wurde heimlich dabei gefilmt, wie er erklärte, der Hof liefere Eier an "James Potter Eggs", die bei Tesco, Co-Op, Sainsbury's und ASDA verkauft würden.
Immerhin reagierte bereits die britische Supermarktkette ASDA auf die Vorwürfe. Ein Sprecher sagte, dass sie "im Hinblick auf das Wohlergehen von Hühnern" derzeit keine Eier der genannten Farmen beziehen würden. Sainsbury's gab zu, dass Einer der "Harper Farm" "weniger als 0,1 Prozent" des Geschäfts ausmachten.
Behörden untersuchen die Farmen
Ganz ähnliche Zustände wie auf der "Harper Farm" wurden auch auf der Farm (21.500 Hühner) von Pauline Jones in Powys sowie den drei Farmen (insgesamt mehr als 216.000 "Freiland-Hühner") von Lucy Hinch in Leicestershire beobachtet.
Laut "Daily Mail" gab Aldi gab zu, zum Zeitpunkt der AJP-Untersuchungen von einer der mit Lucy Hinch verbundenen Farmen beliefert worden zu sein. Das Unternehmen fügte hinzu, dass die nicht mehr der Fall sei.
"Tesco" hat weder bestätigt noch bestritten, ob einer der überprüften Betriebe seine Geschäfte mit Eiern beliefert hat. Co-op bestritt, Eier von einer der genannten Farmen zu beziehen. In allen 2400 Filialen würden "zu hundert Prozent Eier aus Freilandhaltung" verkauft.
Nach Veröffentlichung des Filmmaterials wurden die betreffenden Farmen zunächst vorübergehend geschlossen. Sie sollen von den zuständigen örtlichen Behörden untersucht werden.
Zudem werden Tierärzte den Gesundheitszustand sämtlicher noch lebenden Hühner überprüfen.
Unerträgliches Leid für die Legehennen
Veterinärprofessor Andrew Knight, der sich die AJP-Aufnahmen der untersuchten Betriebe ansah, sagte, sie zeigten, dass die Hühner unter unterdurchschnittlichen Bedingungen litten. "Kurz gesagt, die Bedingungen, unter denen diese Hühner gehalten wurden, stellten für sie wahrscheinlich chronischen Stress dar und verursachten bei zahlreichen Hühnern großes Leid", erklärte er.
"Das Leid und der Tod von Legehennen schien in allen Freiland-Eierfarmen, von denen ich Aufnahmen gesehen habe, allgegenwärtig zu sein", fügte er hinzu.
Das Etikett "aus Freilandhaltung" kann also täuschen und hinter der Fassade "käfigfrei" verbirgt sich oft eine Welt voller Leid für Millionen von Hühnern.
Titelfoto: Screenshot YouTube/Animal Justice Project (4)