Hausdurchsuchung bei Tieraktivist wegen Bildern aus Rinderstall: "Unverhältnismäßig und absurd!"

Sankt Augustin - Im Spätsommer hat die Tierrechtsorganisation ANINOVA auf ihrer Webseite schockierende Bilder aus einem Rinderstall in Bad Kissingen veröffentlicht. Weil der Landwirt daraufhin Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattete, rückte die Polizei in Sankt Augustin bei Köln zu einer Hausdurchsuchung bei Jan Peifer, dem Vorstandsvorsitzenden des Vereins, an. Der kritisiert die Maßnahme scharf.

Die sogenannte Anbindehaltung bei Kühen und Rindern steht seit Jahren stark in der Kritik. (Symbolbild)
Die sogenannte Anbindehaltung bei Kühen und Rindern steht seit Jahren stark in der Kritik. (Symbolbild)  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

"Das ist völlig unverhältnismäßig und absurd", berichtet Peifer gegenüber TAG24. Schließlich habe der Verein bei der Veröffentlichung der Bilder eindeutig angegeben, dass die Bilder nicht selbst erstellt, sondern von anonymer Quelle zugespielt worden sind.

Dennoch sei die Staatsanwaltschaft "aus irgendeinem Grund" auf die Idee gekommen, dass der Tierrechtler selbst die Aufnahmen gemacht haben könnte - und schickte im November 2024 Polizeibeamte mit einem Durchsuchungsbeschluss zum Privathaus von Peifer. "Auf einmal klopft es an der Tür und jemand schreit: 'Sofort aufmachen, Polizei!' Das war wie im Film", erinnert er sich.

Zur Beweissicherung sei bei der Maßnahme auch sein Mobiltelefon beschlagnahmt und anschließend durchleuchtet worden. Weil er inzwischen aber eindeutig beweisen konnte, die Bilder nicht angefertigt zu haben, sei das Verfahren inzwischen eingestellt worden und auch sein Mobiltelefon habe er zurückbekommen, berichtet Peifer.

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Dennoch hat der freiberufliche Journalist mithilfe seines Anwalts Beschwerde gegen die aus seiner Sicht unverhältnismäßige Polizeimaßnahme eingelegt. "Es ist völlig absurd, wegen einem angeblichen Hausfriedensbruch meine Wohnung zu durchsuchen wie bei einem Schwerkriminellen", empört er sich.

Schock-Bilder beweisen schlimme Zustände in Stall: Rinder werden mit Kette um Hals fixiert

In diversen Landwirtschaftsbetrieben werden Kühe und Rinder gehalten, die ihr gesamtes Leben über nicht ein einziges Mal eine Weide betreten. So etwa in der Molkerei in Schondra-Singenrain. (Symbolbild)
In diversen Landwirtschaftsbetrieben werden Kühe und Rinder gehalten, die ihr gesamtes Leben über nicht ein einziges Mal eine Weide betreten. So etwa in der Molkerei in Schondra-Singenrain. (Symbolbild)  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die betreffenden Bilder zeigen einen Landwirtschaftsbetrieb in Schondra-Singenrain (Landkreis Bad Kissingen, Bayern). Darauf zu sehen sind Rinder, die in der stark kritisierten Anbindehaltung leben. Dabei werden die Tiere mit einer Kette um den Hals so fixiert, dass sie maximal je einen Schritt nach vorne und nach hinten machen können.

Vor der Veröffentlichung des Materials habe die Tierrechtsorganisation den Betreiber kontaktiert, um sicherzugehen, dass die Bilder auch wirklich aus dem besagten Betrieb stammen. Dieser bestätigte das - und gab darüber hinaus an, dass alle seine Rinder das ganze Jahr über in dieser Haltung leben würden. "Für ein Glas Milch oder ein Stück Käse werden die Kühe ihr gesamtes Leben an der Kette gehalten", meint Peifer dazu.

Besonders brisant: Auf der Webseite des Landwirtschaftsbetriebs werden unter anderem Bilder von grasenden Kühen auf grünen Wiesen gezeigt. "Ich halte das für massive Täuschung. Hier wird den Menschen etwas suggeriert, was es in Wirklichkeit gar nicht gibt", so Peifer.

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Zumal sich die Molkerei mit dem Claim "Mehr Tierschutz" rühmen würde, meint der Tierrechtler. Schließlich habe der Betrieb auf Nachfrage des Vereins eingeräumt, dass in Wahrheit nur etwa elf Prozent der Milchmenge von Kühen stammen würden, die irgendwann einmal eine Weide betreten haben.

Die Tierrechtsorganisation ANINOVA macht immer wieder mit erschreckenden Bildern und Videos auf die schlimmen Zustände in vielen Landwirtschaftsbetrieben in Deutschland aufmerksam. Dafür holt sich der Verein oftmals prominente Unterstützung - unter anderem wurden bereits Videos mit den YouTube-Stars Jonas Ems (28) und Malte Zierden (32) veröffentlicht.

Titelfoto: Bildmontage: Karl-Josef Hildenbrand/dpa (2)

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