"Geißel der Erde": Heuschreckenschwärme überziehen den Nordwesten der USA
Fort Klamath (USA) - Die extreme Hitzewelle im Südwesten Kanadas und Nordwesten der USA bringt nicht nur desaströse Waldbrände mit sich. Die Trockenheit hat auch ideale Bedingungen für Heuschrecken geschaffen.
Vor allem die US-Bundesstaaten Oregon und Montana werden derzeit besonders von Heuschreckenschwärmen heimgesucht.
Sie bedecken Straßen und Felder, verschlingen Unmengen an Gras und Getreide und schaden damit insbesondere den Bauern und Viehzüchtern.
Für die Heuschreckeneier ist die Dürre im amerikanischen Westen perfekt: Nahezu alle geschlüpften Insekten können durch die Trockenheit und das reichhaltige Nahrungsangebot bis ins hohe Alter überleben.
Die Lebensdauer eines einzelnen ausgewachsenen Tieres beträgt rund zehn Wochen.
"Sie sind eine Geißel der Erde. Sie zerstören nur das Land und die Ernte. Sie sind wie bösartige Raubtiere", sagt Viehzüchter Richard Nicholson aus Fort Klamath im Gespräch mit dem Guardian. Zehntausende Dollar an Ernteverlusten seien vorprogrammiert.
Dabei sind die Heuschrecken genau genommen keine Eindringlinge. Sie leben bereits seit Ewigkeiten in diesen Gefilden. Dank wärmerer und trockenerer Winter in Verbindung mit Regenfällen, die das Gras, von denen sich die Populationen ernähren, zum Wachsen bringen, wird ihr Überleben jedoch zunehmend begünstigt.
Heuschrecken sorgen für Ernteausfälle: "Sie fressen vom Tag ihrer Geburt bis zu ihrem Tod"
"Die größten Biomasse-Verbraucher des Landes sind weder Rinder noch Bisons, es sind Heuschrecken", sagt Helmuth Rogg, der als Entomologe und Agrarwissenschaftler für das Landwirtschaftsministerium von Oregon arbeitet. "Sie fressen und fressen vom Tag ihrer Geburt bis zu ihrem Tod. Das ist alles, was sie tun."
Heuschrecken sind in der Lage, kilometerweit zu fliegen und in Schwärmen zu reisen, um ein Gebiet abzugrasen und dann zum nächsten weiterzuziehen. Nicht umsonst gelten die Insekten als biblische Plage.
Hoffnung sehen die Behörden in der gezielten Anwendung des Insektizids Dimilin (Diflubenzuron). Das Problem dabei: Ähnlich wie Schlangen häuten sich Heuschrecken während des Heranwachsens mehrfach. Nur während dieser kurzen tagelangen Phase sind die kleinen Biester für Dimilin anfällig. Danach kann ihnen das Pflanzenschutzmittel nichts mehr anhaben.
Und stärkere Pestizide? Die können in der Regel nicht angewandt werden, da sie auch den anderen - den nützlichen Insekten - schaden würden.
Titelfoto: Brian Inganga/AP/dpa