Frank sei Dank: Bunte Federpracht im Fasanenschlösschen!

Moritzburg - Das im Rokoko entstandene Fasanenschlösschen mag zwar das Kleinste im Schlösserland in Sachsen sein, doch als entzückendes Kleinod sucht es in ganz Deutschland seinesgleichen. Umso bedauerlicher war es für die Besucher, dass sie über mehrere Jahre hinweg das namensgebende Federvieh vor Ort gar nicht antrafen.

Frank Knecht (64) brachte wieder Leben in die Volieren am Fasanenschlösschen. Jeden Abend kehrt er an einen Lieblingsort seiner Kindheit zurück.
Frank Knecht (64) brachte wieder Leben in die Volieren am Fasanenschlösschen. Jeden Abend kehrt er an einen Lieblingsort seiner Kindheit zurück.  © Holm Helis

Manchmal jedoch bindet das Schicksal seine ganz kuriosen Schleifen: Durch einen Zufall erweckte Frank Knecht (64) vor zwei Jahren die Fasanenzucht wieder zum Leben. Und es wirkt dabei so, als ob sich ein Kreis zu seiner Kindheit schließt.

Nach der alljährlichen Winterpause feierte das Fasanenschlösschen Anfang Mai seinen Saisonauftakt. Und wie selbstverständlich flanierten die Besucher wieder durch den historischen Spaliergarten und ergötzten sich an den edlen Hühnervögeln.

Manche erinnerten sich aber, dass der langjährige Pächter der Fasanerie Anfang 2017 völlig überraschend hingeworfen hatte. Seine Vorstellung über die Größe der Zucht deckte sich nicht mit jener der Schlösserverwaltung.

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Ein paar Jahre später hatte Frank Knecht aus dem benachbarten Berbisdorf als Tischler im Fasanenschlösschen zu tun. Zufälligerweise kam er mit der damals neuen Direktorin für die beiden Moritzburger Schlösser in eine Plauderei, in welcher beide die Abwesenheit der Fasane bedauerten.

Und Knecht erzählte Schlossherrin Dominique Fliegler von seinen Kindheitserlebnissen.

Die Geheimnisse der Geflügelzucht hat der Berbisdorfer bereits als Kind von seinem Großvater gelernt. Das Hobby hat er nie aufgegeben.
Die Geheimnisse der Geflügelzucht hat der Berbisdorfer bereits als Kind von seinem Großvater gelernt. Das Hobby hat er nie aufgegeben.  © Holm Helis

Seit der Kindheit im Fasanen-Fieber!

Am Jagdfasan mit der auffälligen Kopffärbung erfreuen sich die Besucher.
Am Jagdfasan mit der auffälligen Kopffärbung erfreuen sich die Besucher.  © Holm Helis

Denn in den 1960er-Jahren war der kleine Frank sehr oft bei seinen Großeltern zu Besuch. "Mein Opa wohnte damals ganz oben im Marcolini-Haus, welches nach dem einstigen kurfürstlichen Verwalter des Schlosses und der Fasanerie benannt ist. Von hier aus blickte man über Volieren mit Silberfasanen zum Schlösschen."

Und der Großvater weckte bei dem Kleinen nicht nur das Interesse an der Reiterei, sondern auch an der Geflügelzucht. Frank hielt sich oft bei den Vögeln auf. Oder er schlenderte zum benachbarten Wildtiergehege.

Dort hatte er sich mit Cheftierpfleger Dieter Zenker angefreundet. Bei ihm lernte er den Tages- und Jahresrhythmus der Fasane kennen und wurde in viele weitere Geheimnisse im Umgang mit Tieren eingeweiht. Er erinnert sich gern.

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Seine Hobbys Reiten und Geflügelzucht hat Frank Knecht über die Jahrzehnte hinweg nicht aufgegeben. In seinem Garten hält er einige Legehühner. Fasane hatte er auch schon mal gezüchtet. Und im Gespräch mit der Schlossdirektorin ergab ein Wort das andere.

Ob er sich denn vorstellen könne, einige Fasane zu besorgen und die Betreuung zu übernehmen? Er konnte.

Schloss Moritzburg: Sechs Gehege voller Fasane!

Der Amherst- oder Diamantfasan gehört zu den kontrastreichsten und farbenprächtigsten Exemplaren der edlen Hühnervögel.
Der Amherst- oder Diamantfasan gehört zu den kontrastreichsten und farbenprächtigsten Exemplaren der edlen Hühnervögel.  © Holm Helis

Im nunmehr dritten Jahr kommt Frank Knecht an jedem Abend zu einem Lieblingsort seiner Kindertage zurück. Doch anders als vor gut 60 Jahren schaut er in der Fasanerie nicht nur fasziniert in die Volieren, sondern er sorgt für Futter, frisches Wasser und für Sauberkeit.

Und er kümmert sich darum, dass Fuchs und andere Fressfeinde keinen Zugang finden. Sechs Gehege mit unterschiedlichen Arten betreut der Vogelfreund, darunter Königsfasan, Goldfasan oder Swinhoefasan. Als einziger Freigänger flattert und stolziert ein Jagdfasan zwischen Schloss und Leuchtturm umher.

Für die in diesen Tagen stattfindende Brut benötigt er auch kein Bruthaus vor Ort. Knecht: "Zu Hause habe ich eine ganz spezielle Rasse, sogenannte Buschhühner. Die kümmern sich sehr zuverlässig um die Eier und diesen Nachwuchs." Der wird dann auch in wenigen Wochen im Fasanengarten beobachtet werden.

Schlossdirektorin Dominique Flieger hat für Schilder mit Informationen zu den einzelnen Fasanenarten gesorgt: "Das ist für uns und unsere Gäste ein absoluter Gewinn. Ich erlebe immer wieder, wie vor allem Familien mit Kindern stehenbleiben und sich an den Vögeln erfreuen."

Und Frank Knecht freut sich ebenfalls, wenn sich die Besucher freuen. Denn was wäre das Fasanenschlösschen ohne Fasane.

Natürlich steckt wieder mal der starke August hinter allem

August der Starke wünschte in Moritzburg eine üppig beladene Tafel und ließ Fasane züchten.
August der Starke wünschte in Moritzburg eine üppig beladene Tafel und ließ Fasane züchten.  © wikipedia

Damit die kurfürstliche Tafel auch immer reichhaltig und abwechslungsreich gedeckt war, ließ August der Starke 1728 in der Nähe des Jagdschlosses Moritzburg eine Fasanerie errichten.

Für dessen Urenkel Kurfürst Friedrich August III. ließen die Wettiner 1770 auch das kleine prächtige Schlösschen bauen. Er nutzte es zwar gelegentlich zur Jagd, übernachtete hier aber nie.

Allerdings ließ er nebenan für adlige Freunde am Niederen Großteich Bärnsdorf eine Art maritimen Freizeitpark errichten - mit Mole, Hafeneinfahrt und einem 22 Meter hohen Leuchtturm. Hier spielte die feine Gesellschaft eine Seeschlacht nach. Und die Suche nach dem Goldenen Vlies.

Die intensive Fasanenhaltung wurde ab 1815 eingestellt, man beschränkte sich von nun an noch auf Edelfasane und andere exotische Vögel. Der Fasanengarten ist wohl der letzte verbliebene seiner Art in Deutschland.

Während der DDR-Zeit zog hier zunächst eine Vogelschutzstation ein, welche später durch eine Vogelsammlung ergänzt wurde. Ab 1995 unternahm der Freistaat eine umfangreiche Sanierung des Schlösschens und ließ auch die wertvollen Möbel und Tapeten restaurieren. In den letzten Jahren flossen auch große Mühen in die historisch korrekte Rekonstruktion der Außenanlagen.

Weil das Schloss für den Massenansturm von Touristen viel zu klein ist, werden nur Gruppen bis zehn Personen zu einer 45-Minuten-Führung eingelassen (8  Euro). Besonders zu den exotischen Wandbespannungen und dem kostbaren Interieur werden spannende Geschichten erzählt.

Weitere Informationen unter: schloss-moritzburg.de/fasanenschloesschen.

Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis

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