Bei Ernte verletzt, keine Mama: Jetzt wächst Fridolin unter Schmetterlingen auf
Wittenberg - Einen Tag nach seiner Geburt wird ein Rehkitz verletzt in einem Feld gefunden. Das Jungtier hat Glück: Es wird nun im Schmetterlingspark Wittenberg rund um die Uhr betreut.
Rehkitz Fridolin ist nicht mal einen Monat alt, hat in seinem noch kurzen Leben jedoch schon eine Menge Glück gehabt: "Bei der Getreideernte wurden ihm die Ohren teilweise abgeschnitten", sagte Georg Kersten Liebold vom Schmetterlingspark Wittenberg.
Getreide werde höher abgeschnitten - das habe Fridolin womöglich das Leben gerettet. "Und dann wurde er auch noch gefunden und mitgenommen. Bei seiner Mutter wäre er an seinen Verletzungen gestorben."
Wie viele Tiere jährlich von Erntemaschinen in Sachsen-Anhalt verletzt oder gar getötet werden, werde statistisch nicht erhoben, sagte ein Sprecher des Bauernverbandes. Auch bundesweite Zahlen seien fachlich umstritten. "Da die Arbeit von Landwirtinnen und Landwirten in der Natur stattfindet, kann es zu Unfällen mit Wildtieren kommen", sagte er.
Um ein Aufeinandertreffen von Mähdrescher und Wildtieren zu vermeiden, gäben moderne Maschinen beispielsweise schrille Töne ab.
An Stellen, an denen Tiere sitzen könnten, würden Landwirtinnen und Landwirte zudem langsamer fahren oder streifenweise ernten, so der Sprecher.
Rehkitz zieht in Schmetterlingspark ein: Eine ordentliche Portion Glück gehabt
Fridolins erste Versorgung habe ein Tierarzt übernommen, erzählte Liebold. Das Rehkitz wurde am 11. Juni geboren - und einen Tag später von einer Jägerschaft gefunden.
Eine Frau aus der Gruppe habe das verletzte Tier zu sich nach Hause genommen. Auf einem Bio-Hof, auf dem Schafe und Ziegen gehalten werden, habe sie eingefrorene Biestmilch bekommen. "Da hatte er schon wieder Glück. Die Milch hat viele Nährstoffe und ist wichtig für neugeborene Tiere. Es gibt sie aber nicht überall."
Seit dem 26. Juni ist Fridolin nun im Schmetterlingspark. Dort hat er seinen Namen bekommen, dort soll er in den nächsten Wochen bleiben, wachsen und gedeihen. "Wir haben hier ein Gehege eingezäunt, das erstmal eine gute Größe für ihn hat. Da kann er sich auch verstecken. Und nachts schläft er dann drinnen - auf dem Damenklo", sagte Liebold schmunzelnd.
Über Nacht könne das Junge noch nicht draußenbleiben: "Obwohl er sich gut entwickelt und seine Ohren gut verheilen, ist er noch nicht über den Berg. Wir müssen abwarten, was die nächste Zeit so bringt", sagte Liebold.
Rund um die Uhr sei jemand bei ihm. Alle drei Stunden werde er mit Ziegenmilch gefüttert. "Wenn er groß genug ist, werden wir entscheiden, ob er bei uns bleiben kann oder in einen anderen Zoo kommt."
Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa