Bald apokalyptische Zustände in Hamburg? Tierheim verhängt Aufnahmestopp
Hamburg – Seit Monaten hat es sich angebahnt, jetzt ist es bittere Realität geworden: Das Tierheim Süderstraße in Hamburg-Hamm hat am heutigen Dienstag mit sofortiger Wirkung einen Aufnahmestopp für Hunde und Katzen wegen zu wenig Kapazitäten verhängt, dies teilte der Tierschutzverein "schweren Herzens" auf Facebook mit.
"Wer eine Katze oder einen Hund findet, wendet sich bitte an eines der Hamburger Polizeikommissariate, da die Unterbringung von Fundtieren eine behördliche Aufgabe ist", heißt es in der Mitteilung von Dienstag weiter.
Die Polizei Hamburg konnte auf TAG24-Anfrage noch keine Auskünfte darüber geben, ob der Aufnahmestopp sich auf die Arbeit der Beamten auswirken wird.
Bereits in einem öffentlichen Brief vom 4. August hatten die Hamburger Tierschutzorganisationen von der "existentiellen Not" des Tierschutzes in der Hansestadt gewarnt. Den Tierschützern stehe "das Wasser bis zum Hals".
Das größte Problem: Die vorwiegend aus privaten Spenden finanzierten Tierschutzorganisationen werden zu wenig vom Hamburger Senat unterstützt. Dieser wüsste seit Jahren von der prekären Situation, doch es geschehe nichts.
Das Tierheim Süderstraße verhängt Aufnahmestopp
Tierschützer stellen 10-Punkt-Plan auf und fordern vom Senat schnelles Handeln
Deswegen haben inzwischen 13 Tierschutzvereine und Organisationen einen Forderungskatalog erarbeitet, der dafür kämpft, dass der Tierschutz in Hamburg langfristig noch eine Chance hat.
Die wohl wichtigste der zehn Forderungen ist die Umlegung der Hundesteuer zu mindestens 50 Prozent auf Tierheime und Tierschutzeinrichtungen zur Finanzierung der laufenden Kosten.
Im Fall des Tierheims Süderstraße wird zudem ein Gelände für einen Neubau gefordert. Immer wieder hatte der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) auf die maroden Verhältnisse der jetzigen Räume aufmerksam gemacht. Ohne Erfolg. Und das, obwohl das Tierheim DIE Anlaufstelle für Fundtiere in Hamburg ist und sogar von der Stadt beauftragt wurde, diese aufzunehmen.
Zwar kündigte Dennis Sulzmann, Pressesprecher der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, gegenüber des "Hamburger Abendblatts" in Zukunft ein höheres Entgelt als die jetzigen zwei Millionen im Jahr an, reichen soll das laut den Tierschützern aber nicht.
"Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen, dass unsere Vorschläge gehört werden"
"So kann es nicht weitergehen. In einer so reichen Stadt wie Hamburg haben wir sonst bald apokalyptische Zustände und es gibt herrenlose Hunde und Katzen, die nach Futter betteln und Hamburgs Straßen bevölkern", sagt Frank Weber (55), Leiter des Franziskus-Tierheims, welches auch Teil des Zusammenschlusses ist.
Diesen Freitag (11. August) um 11 Uhr wollen die 13 Tierschutzvereine und Organisationen mit "hoffentlich zahlreicher Unterstützung" der Hamburger:innen gemeinsam auf die Notsituation und ihre damit einhergehenden Forderungen an den Senat aufmerksam machen.
Unter dem Motto "Es reicht" wird auf dem Hamburger Rathausmarkt eine Tierschutzdemo organisiert: "Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen, dass unsere Vorschläge gehört werden", so die Tierschützer in Not.
Titelfoto: Citynewstv