Ostseestränden droht die Sperrung wegen dieser Robben

Stralsund - Der Wolf ist zurück in Deutschland. Für viele kein freudiges Ereignis, da haben es die Kegelrobben an der südlichen Ostseeküste besser, oder? Nach mehr als 100 Jahren wurden 2018 die ersten Geburten an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern dokumentiert. Das Meeresmuseum Stralsund leistet daher Akkordarbeit in Sachen Aufklärung.

Strände, wie der auf der Insel Usedom, könnten 2019 des Öfteren wegen Robbennachwuchs gesperrt werden. (Symbolbild)
Strände, wie der auf der Insel Usedom, könnten 2019 des Öfteren wegen Robbennachwuchs gesperrt werden. (Symbolbild)  © dpa (Symbolbild)

Küstengemeinden werden auf den Ernstfall vorbereitet: Kommt es zu weiteren Geburten von kleinen Kegelrobben, was weiterhin einer Sensation gleicht, so muss alles dafür getan werden, damit sie überleben. Experten des Deutschen Meeresmuseum bereiten die Anwohner der beliebten Küstenregionen intensiv vor.

"Wir wollen ein Netzwerk etablieren, damit die Robbenjungtiere in ihren ersten Lebenswochen weitgehend ungestört gesäugt und aufgezogen werden können", sagte die Robbenexpertin und Meeresbiologin Linda Westphal. Im vergangenen Jahr erfasste das Meeresmuseum vier Kegelrobben im weißen Lanugofell an der deutschen Ostseeküste - die ersten seit Beginn des 20. Jahrhunderts (TAG24 berichtete). Dieses Fell tragen die Tiere nur wenige Wochen nach der Geburt.

Zwei Robbenbabys wurden tot am Kap Arkona (Insel Rügen) und Ückeritz (Insel Usedom) gefunden. Das Jungtier bei Kap Arkona war kurz nach der Geburt gestorben. In Heringsdorf auf der Insel Usedom und auf der Greifswalder Oie wurden zwei weitere Tiere mit dem typischen Lanugofell gesichtet.

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Allerdings sei zweifelhaft, ob die junge Robbe, die am Strand von Heringsdorf entdeckt wurde, überlebt hat, sagte Westphal. Die Einsatzkräfte hatten zunächst vorbildlich den Strand abgesperrt, später jedoch das Jungtier ins Wasser getragen, da sie dort eine erwachsene Robbe beobachtet hatten.

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Eine Babyrobbe genießt die Sonne am Strand der Ostseeinsel Usedom.
Eine Babyrobbe genießt die Sonne am Strand der Ostseeinsel Usedom.  © dpa/Polizeiinspektion Anklam

"Die Helfer haben es gut gemeint, doch sollten Robben nie ins Wasser getragen werden", sagte die Meeresbiologin. Weiße Kegelrobben sind noch nicht ausreichend gut wärmeisoliert im Wasser. Wichtig sei es deshalb, bei der Sichtung eines Robbenbabys den betroffenen Strandabschnitt in einem Umkreis von etwa 100 Metern temporär abzusperren.

Die Absperrung von Stränden sei die einzige Möglichkeit, um den Jungtieren an der stark frequentierten Ostseeküste das Überleben in den ersten sensiblen Wochen zu sichern, sagte Westphal. Anders als an der Nordseeküste gebe es hier keine Auffangstation für Robbenbabys. An der Nordsee existieren in Deutschland Auffangstationen für Robben, diese sind aber nur für das Wattenmeer zuständig.

Im April 2018 wurden in den vorpommerschen Gewässern zeitgleich etwa 300 Tiere gezählt - ein Rekordwert. Das reiche Nahrungsangebot und die Kälte in der nördlichen Ostsee hatten die Tiere an die MV-Küste getrieben. Im Jahresdurchschnitt leben inzwischen maximal 30 Robben dauerhaft in den Gewässern vor Mecklenburg-Vorpommern.

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Mit der Bestandszunahme stiegen auch die Funde toter Kegelrobben. So wurden 2018 rund 60 Kadaver an der Küste entdeckt, etwa 20 mehr als im Vorjahr. Teilweise landeten die Robben als Beifang in Netzen und Reusen, betroffen waren aber auch viele junge Tiere, die noch unerfahren im Jagen seien.

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