300 Gummibänder im Magen: Nach qualvollem Storchentod bitten Tierfreunde um Hilfe
Von Anke Brod
Bad Dürrenberg/Leipzig - Große Gefahr für Störche bei Bad Dürrenberg im Saalekreis (Sachsen-Anhalt): Hier verfüttern Storcheneltern ihrem Nachwuchs offenbar raue Mengen an Gummibändern! Ein junger Storch verstarb vorige Woche an den Folgen. Ein Artgenosse schwebt darüber hinaus wahrscheinlich in Lebensgefahr. Nach ihm fahnden Tierfreunde seit dem Wochenende fieberhaft. Die involvierte Wildvogelhilfe Leipzig bittet um Mithilfe.
Der Jungvogel war vorigen Montag über die Wildvogelhilfe im Naturschutzbund Leipzig (NABU) in die Uniklinik für Vögel und Reptilien eingeliefert worden - wo er trotz intensiver Bemühungen leider verstarb.
Die Untersuchung des Mageninhalts offenbarte: 300 Gummibänder mit einem Gewicht von rund 600 Gramm klumpten darin als unverdauliche Masse.
Erst eine Woche zuvor war ein junger Storch aus demselben Nest bei Bad Dürrenberg ebenfalls durch das Kunstmaterial verendet.
Wie TAG24 am Sonntag von der Wildvogelhilfe erfuhr, verwechseln Störche Gummibänder in Form und Konsistenz oftmals mit Regenwürmern und nehmen sie als vermeintliche Nahrung auf - ein inzwischen verbreitetes Phänomen. "Doch eine so große Menge von Gummibändern war auch für die Tierärztin überraschend", berichtete die Wildvogelhilfe.
Jene gigantische Menge konnte von dem Jungstorch weder verdaut noch über den Darm abgeführt werden. Der übervoll verhärtete Magen hatte sich demnach in den Hinterleib verlagert, sodass das arme Tier bereits bei seinem ersten Ausflug flugunfähig war.
"Er hatte durch die Gewichtsverlagerung Mühe zu fliegen und landete in einem Schacht", sagten die Vogelkenner.
Wo ist die Gummiband-Quelle?
Als die Wildvogelhilfe Leipzig diesen überaus alarmierenden Kinikbefund in den Händen hielt, starteten die Ehrenamtler gleich am Freitag mit weiteren Naturfreunden, Ornithologen sowie Aktiven des NABU Leipzig und Merseburg-Querfurt ihre fieberhafte Suche nach dem abgänglichen Drittstorch. Dieser hatte wohl Anfang letzter Woche das Nest ebenfalls verlassen und wurde seither nicht mehr gesichtet.
Die Helfer scannten zudem abgeerntete Felder, auf denen Störche landen und fressen. Und auch am Sonntag waren alle wieder draußen.
Die Frage aller Fragen lautet natürlich: Wo bedient sich Familie Adebar an diesen Unmengen von Gummibändern? Lagern sie frei zugänglich möglicherweise bei Marktbeschickern - die damit ihr Gemüse zum Verkauf bündeln? Steht irgendwo ein verlassener Betrieb oder eine Hausruine, oder wurde das Material achtlos entsorgt? Erste Hinweise auf Mülldeponien und Kompostieranlagen werden demnach gerade ausgewertet.
Habt Ihr Informationen zu den Gummibändern oder wisst Ihr, wo die Störche um Bad Dürrenberg zur Nahrungssuche landen, meldet Euch beim NABU bitte ausschließlich unter der E-Mail-Adresse info@wildvogelhilfe-leipzig.de.
Titelfoto: Montage: Wildvogelhilfe Leipzig