Proteste gegen Tesla könnten noch Wochen dauern

Grünheide - Aus Protest gegen den E-Autobauer Tesla wollen Umweltschützer ein Waldstück in Grünheide bei Berlin weiter besetzt halten. Die Polizei will vorerst nicht eingreifen. Wird die Besetzung Wochen dauern?

Die Aktivisten wollten die Nacht zum Freitag in ihren selbst errichteten Baumhäusern verbringen.
Die Aktivisten wollten die Nacht zum Freitag in ihren selbst errichteten Baumhäusern verbringen.  © Sebastian Gollnow/dpa

Einige der Aktivisten wollten die Nacht zum Freitag in ihren selbst errichteten Baumhäusern in einigen Metern Höhe verbringen. Nicht weit entfernt vom Protestcamp im Kiefernwald liegt die Tesla-Fabrik des US-Unternehmers Elon Musk.

Mit der Besetzung seit der Nacht zum Donnerstag will die Initiative "Tesla stoppen" eine Rodung des Waldstücks und eine Erweiterung des Tesla-Geländes verhindern.

Zudem tobt ein Streit zwischen dem Unternehmen und dem zuständigen Wasserverband wegen einer Überschreitung von Abwassergrenzwerten.

Tesla-Gegner blockieren wichtige Straße für Baufahrzeuge: Polizei greift durch
Tesla Tesla-Gegner blockieren wichtige Straße für Baufahrzeuge: Polizei greift durch

Die Bürgerinitiative Grünheide rief Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu auf, das Camp zu besuchen und mit den Besetzern zu sprechen.

Im Wald bei der E-Autofabrik kamen am Donnerstag um die 100 Aktivisten zusammen, von denen etliche auch bei Protestaktionen im Hambacher Forst oder im Braunkohle-Dorf Lützerath dabei waren.

Waldbesetzer wollen ausharren

Die Umweltschützer kritisieren neben der geplanten Rodung von Wald unter anderem auch den Abbau von Lithium.
Die Umweltschützer kritisieren neben der geplanten Rodung von Wald unter anderem auch den Abbau von Lithium.  © Sebastian Gollnow/dpa

Sie kündigten an, längere Zeit in ihren Baumhäusern im Wald auszuharren und nicht freiwillig gehen zu wollen. Die Polizei will das Camp vorerst auch nicht auflösen. Die Proteste können bis Mitte März fortgesetzt werden, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte.

Die Umweltschützer kritisieren neben der geplanten Rodung von Wald unter anderem auch den Abbau von Lithium für Batterien.

Sie werfen Tesla eine Gefährdung des Trinkwassers vor und schlechten Arbeitsschutz. "Saubere Autos sind eine dreckige Lüge" und "Wasser ist ein Menschenrecht" war auf Plakaten zu lesen.

Ostbeauftragter: Protest bei Planung von Großprojekten auch mitbedenken

Tesla hat nach amtlichen Messungen bestimmte Abwassergrenzwerte überschritten.
Tesla hat nach amtlichen Messungen bestimmte Abwassergrenzwerte überschritten.  © Patrick Pleul/dpa

Mit Blick auf den Widerstand gegen Großfabriken wie Tesla rät der Ostbeauftragte Carsten Schneider den Unternehmen, bei den Menschen am Ort für sich zu werben. Denn aus Schneiders Sicht sind Industrieansiedlungen auch in Ostdeutschland kein Selbstläufer mehr.

"Ich nehme da in Ostdeutschland eine Veränderung wahr", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

"Früher wurde praktisch jedes Großprojekt begrüßt, solange es nur Arbeitsplätze brachte. Jetzt gibt es vereinzelt auch mal Widerstände. Das muss man bei der Planung künftig mitbedenken."

Die Erweiterungspläne des US-Elektroautobauers waren bei einem Bürgerentscheid in der betroffenen Gemeinde Grünheide vor einigen Tagen mehrheitlich abgelehnt worden.

Wasserverband beruft Sitzung ein

An diesem Freitag will der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) bei einer außerordentlichen Versammlung beraten, ob er die Abwasserentsorgung bei Tesla einstellen wird. Denn Tesla hat nach amtlichen Messungen bestimmte Abwassergrenzwerte überschritten. Der Landkreis Oder-Spree sieht aber keine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung, wie er auf Anfrage mitteilte.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur lag der Wert für Phosphor seit der Eröffnung der Tesla-Fabrik vor fast zwei Jahren fünfmal über dem behördlichen Grenzwert, vier Überschreitungen gab es bezogen auf den Vertrag mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner. Die Werte gehen auf eigene Messungen von Tesla zurück, die dem Landkreis vorliegen.

Titelfoto: Patrick Pleul/dpa

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