Nach geplantem Anschlag: Terrorexperte hat düstere Befürchtung

München - Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag eines Österreichers auf das israelische Generalkonsulat in München befürchtet der Terrorismusforscher Peter Neumann eine neue islamistische Anschlagswelle in Europa.

Das israelische Generalkonsulat war Ziel eines vereitelten Anschlages. Die Zahl solcher Taten steigt an.
Das israelische Generalkonsulat war Ziel eines vereitelten Anschlages. Die Zahl solcher Taten steigt an.  © Matthias Balk/dpa

Im Interview mit dem Deutschlandfunk sprach er von einer "dramatisch erhöhten Anzahl von solchen Aktionen".

"Wir hatten in den letzten zehn Monaten 21 versuchte Anschläge in Westeuropa und sieben durchgeführte Anschläge", sagte er. Das sei eine Erhöhung um das Vierfache im Vergleich zu 2022. "Die Einschläge werden häufiger, sie kommen näher. Das deutet schon darauf hin, dass sich da etwas anbahnt."

Auch darum dringt er auf eine europäische Gefährderdatei. "Wir haben es bisher immer noch nicht geschafft, eine europäische Datei zu schaffen, wo all diese Leute drinstehen, sodass - wenn zum Beispiel dieser Attentäter bei einer Verkehrskontrolle in Bayern auffällt - sofort ein Treffer angezeigt wird", sagte er.

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"Wir haben nach wie vor eine Situation, wo die Sicherheitsbehörden nicht nahtlos zusammenarbeiten", kritisierte Neumann "Es müsste eigentlich selbstverständlich sein, dass die bayerischen, die deutschen Behörden wissen, wer die österreichischen Gefährder sind, wer da mit einem Waffenverbot belegt ist."

Die bayerische Polizei hatte hingegen keine Unterlagen: Eine Abfrage der Datenbanken zu dem 18 Jahre alten Österreicher sei negativ verlaufen, sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts (LKA).

Terror-Forscher Peter Neumann kritisiert "riesige Sicherheitslücke"

Unweit des NS-Dokumentationszentrums wurde ein verdächtiger Mann von der Polizei erschossen, der einen Anschlag geplant haben soll.
Unweit des NS-Dokumentationszentrums wurde ein verdächtiger Mann von der Polizei erschossen, der einen Anschlag geplant haben soll.  © Matthias Balk/dpa

Am Donnerstagmorgen hatte es einen Schusswechsel zwischen einem Bewaffneten und der Polizei vor dem israelischen Generalkonsulat in München gegeben. Der Mann wurde niedergeschossen und starb noch vor Ort. Die Ermittler gehen von einem Terroranschlag gegen das Konsulat aus.

Am Donnerstag jährte sich der Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft bei den Spielen in München 1972 zum 52. Mal. Er war nach LKA-Angaben mit einer Schweizer Militärwaffe aus dem 19. Jahrhundert bewaffnet, einem Karabiner samt montiertem Bajonett.

Inzwischen wurde bekannt, dass gegen ihn wegen des Verdachts ermittelt worden war, er könne sich religiös radikalisiert haben. Für den Mann mit bosnischen Wurzeln war außerdem ein Waffenverbot verhängt worden, das frühestens 2028 ausgelaufen wäre, wie es von der Salzburger Polizei hieß.

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Neumann sprach von einer "riesigen Sicherheitslücke" und kritisierte, "dass also zum Beispiel die bayerischen Behörden ganz offensichtlich nicht gewusst haben überhaupt, wer diese Person ist, obwohl diese Person nur eine Stunde Autofahrt entfernt von München lebt". Sicherheitskreise gehen inzwischen davon aus, dass er Bezug zur islamistischen Gruppe HTS hatte. HTS steht für "Haiat Tahrir al-Scham", eine militant-islamistische Miliz.

Für die weiteren polizeilichen Ermittlungen nach dem mutmaßlichen Anschlag hat das LKA eine Sonderkommission "Karolinenplatz" eingerichtet, benannt nach dem Ort des Geschehens.

Titelfoto: Matthias Balk/dpa

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