Nach IS-Anschlag mit 137 Toten: Terror-Verdächtige mit Spuren heftiger Folter vor Gericht
Moskau (Russland) - Der Anschlag in Moskau sorgte weltweit für Bestürzung. Insgesamt 137 Zivilisten, darunter auch Kinder, starben am Freitag bei dem Terrorakt des Islamischen Staats. Die mutmaßlichen Täter konnten bereits am Samstag gefasst werden. Nun wurden sie einem Richter vorgeführt - und wiesen dabei offensichtlich Verletzungen durch brutale Folter auf.
Gegen 20 Uhr brach am Freitag der Horror in der "Crocus City Hall" im Nordwesten Moskaus aus. Kurze Zeit später bekannte die Dschihadistenmiliz IS sich auf Telegram zu dem Anschlag mit mehr als 130 Toten und fast 200 Verletzten.
Nach schnellen Fahndungserfolgen und insgesamt elf Festnahmen wurden am Sonntagabend (Ortszeit) die vier mutmaßlichen Haupt-Attentäter einem Haftrichter vorgeführt.
Der Anblick der Verdächtigen ließ dabei aufschrecken: Die vier Männer waren von üblen Gesichtsverletzungen gezeichnet. Allem Anschein nach waren sie in ihrer Untersuchungshaft heftig gefoltert worden!
Bereits zuvor waren in den sozialen Medien Videos aufgetaucht, die zu belegen scheinen, dass die mutmaßlichen Terroristen brutal misshandelt wurden. Einem der mutmaßlichen Täter wurde in einer Aufnahme sogar das Ohr abgeschnitten.
Ob die Videos glaubwürdig sind, konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Doch die Bilder, die am späten Sonntagabend publiziert wurden, sprechen eine deutliche Sprache.
Brutal gefoltert? So erschienen die mutmaßlichen Terroristen vor Gericht in Moskau
Nach Terror in Moskau: Wladimir Putin schreckt augenscheinlich nicht vor Foltermethoden zurück
Dass Wladimir Putin (71) und Russland sich wenig um Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht scheren, ist spätestens seit dem Einmarsch in die Ukraine kein Geheimnis. Schnell versuchte der De-facto-Diktator den Terroranschlag mit der Ukraine in Verbindung zu bringen.
"Sie haben versucht, sich zu verstecken, und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war", behauptete er. Beweise konnte der Autokrat dafür nicht vorlegen.
Die Angeklagten wiesen am Basmanny-Gericht in Moskau indes Platz- und Schürfwunden, Blutergüsse und Schwellungen im Gesicht auf. Der mutmaßliche Terrorist Muhammadsobir Fayzov musste gar in einem Krankenstuhl in den Raum geführt werden. Augenscheinlich war er nicht mehr in der Lage, eigenständig zu stehen.
Die eigentliche Anhörung fand dann hinter geschlossenen Türen statt.
Titelfoto: Montage: dpa/Sergei Vedyashkin, Olga MALTSEVA / AFP, TATYANA MAKEYEVA / AFP