Terroranschlag im Elsass: Täter sollte abgeschoben werden

Von Rachel Boßmeyer

Mulhouse - Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau (64) fordert nach dem mutmaßlichen Terroranschlag im elsässischen Mulhouse Konsequenzen.

Bei der Bluttat in Mulhouse starb ein Mann.  © Sebastien Bozon/AFP

Gefährliche, ausreisepflichtige Menschen will er künftig nicht nur zeitlich befristet, sondern bis zur Abschiebung in Haft halten, wie Retailleau nach der Attacke in der 100.000-Einwohner-Stadt nahe der Grenze zu Baden-Württemberg sagte.

Als mutmaßlichen Täter nahm die Polizei einen Algerier fest. Da dessen Heimatland eine Abschiebung blockiert hatte, verlangt der Minister nun eine härtere Gangart.

Bei der Tat am Samstagnachmittag hatte der Angreifer nahe einem Markt in Mulhouse (Mülhausen) mehrere Menschen angegriffen und laut Anti-Terror-Staatsanwaltschaft "Allahu Akbar" (etwa "Gott ist am größten" auf Arabisch) gerufen.

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Nach Angaben des Innenministeriums war er mit einem Messer und einem Schraubenzieher bewaffnet. Staatspräsident Emmanuel Macron (47) sprach von einem islamistisch motivierten Terroranschlag. Ermittelt wird wegen Tötung und versuchter Tötung mit Terrorbezug.

Ein 69-jähriger Passant aus Portugal starb bei dem Angriff. Drei Menschen wurden verletzt - laut den Ermittlern handelt es sich bei ihnen um Polizisten, Innenminister Retailleau sprach von Angestellten des Rathauses zur Parkplatzüberwachung.

Der mutmaßliche Täter wurde etwa zehn Minuten nach Beginn des Angriffs überwältigt und in Polizeigewahrsam genommen.

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Das ist über den Täter von Mulhouse bekannt

Der französische Innenminister Bruno Retailleau (64) sprach in Mulhouse zu den Medien.  © Sebastien Bozon/AFP

Laut Innenministerium handelt es sich um einen 37-jährigen, ausreisepflichtigen Algerier mit psychischen Problemen. Mehrfach habe Frankreich versucht, den wegen Terrorverherrlichung verurteilten Mann außer Landes zu bringen. Algerien habe den eigenen Staatsbürger, der 2014 irregulär nach Frankreich eingereist war, aber nicht zurückgenommen.

Zuletzt befand sich der Algerier unter einer Art Hausarrest und hätte sich täglich bei der Polizei melden müssen. Am Samstag tat er dies aber nicht. Innenminister Retailleau will nun härtere Saiten aufziehen und droht Algerien damit, die Visaregeln zu verschärfen und bestimmte Sonderrechte für Menschen aus der früheren französischen Kolonie abzuschaffen.

Dass ein irregulär nach Frankreich gekommener Migrant, der vorbestraft und psychisch krank sei, sich frei bewegen könne, sei den Franzosen nicht zu vermitteln, sagte Retailleau. Solche Menschen sollten bis zur Abschiebung in Haft kommen. Derzeit ist Abschiebehaft in Frankreich zeitlich befristet.

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Die Tat sorgte für Entsetzen im Land, das in den vergangenen Jahren immer wieder zum Ziel terroristischer Anschläge wurde. Präsident Macron sprach den Opfern und Angehörigen sein Beileid aus. Die Bürgermeisterin von Mulhouse, Michèle Lutz (66), schrieb auf Facebook: "Der Horror hat unsere Stadt ergriffen."

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