Schutzgeld an Terroristen? Bananenkonzern Chiquita muss Millionen zahlen!
Bogota/Florida - Über Jahre zahlte der US-Bananenkonzern Chiquita hohe Beträge an kolumbianische Paramilitärs. Jetzt wurde das Unternehmen von Familien getöteter Kolumbianer verklagt - mit Erfolg!
Schutzgeld oder freiwillige Unterstützung einer Terror-Gruppe? US-Ermittler haben Verbindungen des weltweit bekannten Konzerns Chiquita zu einer paramilitärischen Gruppe in Kolumbien entdeckt - und das nicht zum ersten Mal!
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, soll das Unternehmen die Vereinigte Bürgerwehren Kolumbiens (AUC), eine paramilitärische Organisation, jahrelang wissentlich finanziell unterstützt haben.
Ob es sich bei den Zahlungen um Schutzgelder gehandelt hat, die eine unmittelbare Bedrohung des Unternehmens oder seiner Mitarbeiter abwenden sollten, konnte der Konzern nicht nachweisen.
Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Florida verurteilte das Unternehmen daher am Montag zu 38,3 Millionen Dollar (etwa 35,6 Millionen Euro) Schadensersatz für die Familien von acht Männern, die durch die AUC ermordet wurden.
"Das Urteil macht die getöteten Ehemänner und Söhne nicht wieder lebendig, aber es stellt die Dinge richtig und weist die Verantwortung für die Finanzierung des Terrorismus dorthin, wo sie hingehört: vor die Tür von Chiquita", sagte die Anwältin der Familien der Getöteten.
Chiquita und die AUC: Schutzgeld-Skandale und erschreckende Geständnisse
Eine Stellungnahme des Konzerns lag nach dem Urteil noch nicht vor. Es ist allerdings auch nicht das erste Mal, dass Chiquita mit Schutzgeld-Zahlungen Schlagzeilen macht.
Bereits 2007 musste der Konzern wegen ähnlicher Vorwürfe eine Geldstrafe von 25 Millionen Dollar zahlen. Damals räumte das Unternehmen allerdings ein, zwischen 2001 und 2004 Schutzgelder für die Sicherheit seiner Beschäftigten gezahlt zu haben.
1997 gegründet, wurde die AUC bis ins Jahr 2014 von der EU und den USA auf der Liste der Terrororganisationen geführt. Die Organisation finanziert sich vorrangig durch Kokainhandel.
Wie aus einem Bericht einer Abteilung der kolumbianischen Staatsanwaltschaft hervorgeht, gaben 3700 Paramilitärs zu, in einem Zeitraum von 20 Jahren etwa 25.000 Morde begangen zu haben. Zudem hätten sie insgesamt 2.251 Opfer "verschwinden lassen" und rund 83 Menschen entführt. Das berichtete damals unter anderem der Standard.
Danke der Mithilfe ehemaliger Kämpfer konnten zwischen 2006 und 2018 9000 sterbliche Überreste von Opfern der AUC gefunden werden. Knapp die Hälfte konnte ihren Familien übergeben werden.
Titelfoto: 123RF/jarretera