Behörden schickten blutgetränkte Gegenstände: Weißer Ring kritisiert Umgang mit Opfer vom Breitscheidplatz
Berlin - Die Aufarbeitung des Terroranschlags am Berliner Breitscheidplatz ist aus Sicht des Weißen Rings auch nach fünf Jahren längst nicht abgeschlossen.
"Es laufen immer noch mühsame Prozesse vor allem im Bereich der Opferentschädigung, es gibt etliche Erwerbsunfähigkeiten von Betroffenen", sagte Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin der Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, der "Heilbronner Stimme".
Teils kämen noch neue Fälle hinzu, weil Menschen nur scheinbar gut zurechtgekommen seien. "Sie haben das Trauma zunächst gar nicht erkannt", sagte Biwer.
Im Umgang mit den Opfern hätten Behörden Fehler gemacht, etwa die Zusendung von Rechnungen aus der Forensik oder blutgetränkter Gegenstände, aber auch bei Entschädigungsanträgen. "Da war kein opfersensibler Umgang zu erkennen, es gab keine Transparenz", sagte sie.
Die Kritik ist offenbar angekommen. Bundesjustizminister Marco Buschmann (44, FDP) hat den Opfern mehr Unterstützung zugesagt. "Die Betroffenen können gewiss sein, dass wir für sie da sein werden", versicherte der FDP-Politiker in einer Erklärung.
Angehörige fordern würdigen Umgang mit Betroffenen
Am 19. Dezember 2016 hatte der Tunesier Anis Amri einen entführten Lastwagen in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz an der Berliner Gedächtniskirche gesteuert. Infolge des Anschlags starben 13 Menschen. Die Angehörigen der Opfer hatten sich in einem offenen Brief an die Bundesregierung unzufrieden geäußert. Sie forderten einen würdigen Umgang mit den Betroffenen und die umfassende Aufklärung der Tat.
Buschmann erklärte: "Als neue Bundesregierung werden wir nach Kräften alles dafür tun, um Opfer und Hinterbliebene von terroristischen Anschlägen bestmöglich zu unterstützen. Wir wollen den Umgang mit ihnen würdiger und empathischer gestalten." Er unterstütze die Idee, den 11. März zum nationalen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt zu erklären.
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