Anschlag in München: Wie hat sich der Täter radikalisiert?

Von Evelyn Denich

München/Berlin - Eine Mutter und ihre kleine Tochter sterben nach der Auto-Attacke eines Afghanen in München, 37 weitere Menschen werden verletzt. Die Ermittler gehen von einem religiösen Hintergrund aus. Wie hat sich der Täter radikalisiert? Das beschäftigt auch den Bundestag.

Eine 37-jährige Mutter und ihre zwei Jahre alte Tochter überlebten den Anschlag nicht.
Eine 37-jährige Mutter und ihre zwei Jahre alte Tochter überlebten den Anschlag nicht.  © Peter Kneffel/dpa

"Der Erkenntnisgewinn der heutigen Sitzung war wegen der geringen Ermittlungszeit erwartbar gering", sagt die FDP-Abgeordnete, Ann-Veruschka Jurisch (53). Es wäre aus ihrer Sicht besser gewesen, später zusammenzukommen.

Bei der Attacke in München war am Donnerstag vergangener Woche ein 24-jähriger Afghane mit seinem Auto in eine Verdi-Demonstration gefahren. Ein zweijähriges Mädchen und seine 37 Jahre alte Mutter wurden so schwer verletzt, dass sie am Samstag im Krankenhaus starben. Mindestens 37 weitere Menschen erlitten Verletzungen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (54, SPD) nahm gemeinsam mit BKA-Vizepräsident Jürgen Peter aus Wiesbaden per Video an der Sitzung teil. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68, CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (66, SPD) ließen sich zuschalten.

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Die Ermittler gehen weiter davon aus, dass die Tat des gläubigen Muslims einen religiösen Hintergrund hat. Radikalisiert haben soll er sich nach ersten Erkenntnissen aber wohl erst im vergangenen Herbst. Seit Freitag sitzt er in Untersuchungshaft. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Falls hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.

Anschlag in München: Täter vorab nicht auffällig

Eine Sondersitzung des Innenausschusses des Bundestages fand anlässlich des Anschlags statt.
Eine Sondersitzung des Innenausschusses des Bundestages fand anlässlich des Anschlags statt.  © Kay Nietfeld/dpa

Der Afghane beantragte im Februar 2017 Asyl. Sein Antrag war ebenso erfolglos wie eine spätere Klage gegen den Ablehnungsbescheid. Im April 2021 erteilte ihm die Stadt München eine Duldung und im Oktober 2021 einen Aufenthaltstitel.

Zwar wurde bis wenige Wochen vor der Machtübernahme durch die islamistischen Taliban noch nach Afghanistan abgeschoben. Der letzte deutsche Abschiebeflug vor dem Machtwechsel ging am 6. Juli 2021 nach Kabul. Der Fokus lag damals aber auf Straftätern, Identitätstäuschern und als gefährlich eingestuften Islamisten.

Laut Herrmann war der Täter vorab nicht auffällig gewesen. Er war religiös, betete und ging regelmäßig in eine Moschee, die laut Staatsanwaltschaft nicht für extremistische Prediger bekannt ist.

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Der junge Afghane machte den Mittelschulabschluss, begann eine Ausbildung im Einzelhandel. Dazu, ob er die zweijährige Ausbildung abschloss, finde sich nichts in den Akten, erfuhren die Abgeordneten nach übereinstimmenden Angaben von Teilnehmern der Sitzung.

Später arbeitete er für eine Sicherheitsfirma als Ladendetektiv, wofür eine Sicherheitsüberprüfung notwendig ist.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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