Tätowierer aus Plauen schenkt seinen Körper Dr. Tod

Der "berühmte" Plauener Tätowierer Andreas Kuthe († 49) hatte ein besonderes Leben - und das nun auch bis über seinen letzten Atemzug hinaus.
Der "berühmte" Plauener Tätowierer Andreas Kuthe († 49) hatte ein besonderes Leben - und das nun auch bis über seinen letzten Atemzug hinaus.

Von Jörg Schulz

Plauen - Sein Tod ist gekommen, und doch bleibt Andreas Kuthe († 49) erhalten - im Herzen seiner Nächsten und in plastinierter "Körperwelt". Es war sein ureigener Wunsch.

Die Todesanzeige meldet: "Nun ist der Drops gelutscht."

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Letzten Montag starb Andreas Kuthe mit 49 Jahren. Leukämie. Die aggressive Form; er hat es lange gewusst, viele Behandlungen hinter sich, sich gut vorbereitet - noch länger jedoch wird er ausgestellt sein.

Plastiniert mit all seinem Körperschmuck, den er sich während seines zu kurzen Lebens wie eine zweite, interessante Haut überzog.

Der Tätowierer führte ein unangepasstes Leben. Auch das Haus, das er entwarf, ist besonders - Glas, spitz, halb Schiff? Segel? Raumschiff? Helles Grau, offen.

Das selbst entworfene Haus des Tätowierers.
Das selbst entworfene Haus des Tätowierers.

In der Stadt Bärenstein tuschelte man immer gern über den "Tätowierten" mit Vergangenheit - Drogenvergangenheit, Knastvergangenheit und auch Heimvergangenheit als Kind, als er sich mit 13 das erste Mal stach.

In zwei Jahren fühestens gehört er zu Gunther von Hagens Körperwelten - so lange muss ein Körper warten, um präpariert hinter Glas zu landen! Da ist es wieder - das Glas, Durchsicht, Schutz, Härte. Weitsicht.

Kuthe machte seine Todesanzeige selbst: als Buch gestaltet mit seinem Konterfei im Kerzenlicht und schrieb dazu: "Akte Kuthe geschlossen".

Der Wunsch, auch nach dem Tode in einem Glashaus zu sein, entstand wohl 2006. Eine Reise nach Heidelberg folgte.

Diskretion wird groß geschrieben in den "Körperwelten" - "Jeder Spender wird anonymisiert", hört man aus der Pressestelle in Heidelberg. Wer Andreas aber kennt, erkennt ihn wohl wieder ... denn zumindest sein irdischer "Drops ist gelutscht".

Wer kann Spender werden für Körperwelten?

Körperwelten.
Körperwelten.

Zunächst: Alle anatomischen Präparate der KÖRPERWELTEN-Ausstellungen sind echt.

Das heißt, Menschen, die zu Lebzeiten darüber verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Ableben zur Ausbildung von Ärzten und der Aufklärung von Laien zur Verfügung stehen soll, werden gezeigt. Viele Spender betonen, dass sie auf diese Weise nach ihrem Tod noch anderen Menschen von Nutzen sein können.

Durch diese selbstlosen Körperspenden ermöglichen sie einzigartige Einblicke in und auf den menschlichen Körper, wie sie bislang allenfalls Ärzten vorbehalten waren.

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Plastinator Gunther von Hagens möchte die Besucher sensibilisieren, mit ihrem Körper pfleglich umzugehen.

Die Idee der Plastination

In der Zeitenströmung drehte sich besonders viel um das "HERZ".
In der Zeitenströmung drehte sich besonders viel um das "HERZ".

Gunther von Hagens alias Dr. Tod:


"Das Verfahren der Plastination habe ich 1977 am Anatomischen Institut der Universität Heidelberg erfunden, in den Jahren 1977-82 patentiert und seither kontinuierlich weiterentwickelt.

Als ich als Anatomieassistent zum ersten Mal in Kunststoffblöcke eingebettete Präparate sah, fragte ich mich, warum der Kunststoff wohl um das Präparat als Block herumgegossen worden war, statt im Präparat zu sein und es von innen heraus zu stabilisieren."

Im Plastinat erkennen wir uns selbst, unsere Verletzlichkeit und das Wunder, das wir sind. Diese körperliche Selbsterkenntnis entfacht ein neues, auf Gesundheit bedachtes Lebensgefühl, das unsere Herzen bewegt.

KÖRPERWELTEN war 2014 erstmals in Dresden

Der Plastinator Gunther von Hagens (eigentlich: Gunther Gerhard Liebchen) - vor dem Exponat "Total expandierter Angler" in seiner Ausstellung "Körperwelten - Eine Herzenssache" in der Zeitenströmung Dresden.
Der Plastinator Gunther von Hagens (eigentlich: Gunther Gerhard Liebchen) - vor dem Exponat "Total expandierter Angler" in seiner Ausstellung "Körperwelten - Eine Herzenssache" in der Zeitenströmung Dresden.

Mehr als 37 Millionen Besucher weltweit haben bereits die Körper gesehen.

Der Erfinder der Plastination Dr. Gunther von Hagens (69) präsentierte die Schau in Dresden vom 24. Januar 2014 bis 4. Mai 2014 in der Zeitenströmung.

Die Ausstellung zeigte rund 200 Plastinate konservierter menschlicher Körper.

Thematischer Schwerpunkt dieser KÖRPERWELTEN Ausstellung war das Herz mit seinem weit verzweigten Gefäßsystem.

Das Hochleistungsorgan unseres Körpers ist durch die Dauerbelastung Funktionsstörungen und Verschleißerscheinungen ausgesetzt.

Krankheiten des Blut-Kreislaufsystems sind heute die häufigste Todesursache; sie sind jedoch vermeidbar. Hier setzte die Ausstellung an:

Ohne mahnenden Zeigefinger zeigte sie, wie bereits kleine Änderungen im täglichen Leben große Auswirkungen auf den Gesamtzustand unseres Körpers haben.

KÖRPERWELTEN - Menschen Museum – ab Dezember 2014 in Berlin - Am Fuße des Fernsehturms, Panoramastraße 1a

Fotos: Harry Härtel/Haertelpress, Andreas Weihs, imago, PR Körperwelten

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