Zoff zwischen Gewerkschaften: Darum droht jetzt Streik bei Lufthansa-Ferienflieger

Frankfurt am Main - Im Lufthansa-Konzern bereiten zwei Gewerkschaften den nächsten Streik beim Ferienflieger Discover Airlines vor - obwohl die Lufthansa mit der Konkurrenz-Gewerkschaft Verdi bereits einen Tarifvertrag abgeschlossen hat.

Schon am morgigen Donnerstag sollen die Urabstimmungen über den nächsten Streik bei der Lufthansa-Tochter Discover stattfinden.
Schon am morgigen Donnerstag sollen die Urabstimmungen über den nächsten Streik bei der Lufthansa-Tochter Discover stattfinden.  © Helmut Fricke/dpa

Man werde am morgigen Donnerstag koordiniert Urabstimmungen beginnen, kündigen die Vereinigung Cockpit für die Piloten und die Kabinengewerkschaft Ufo für die Flugbegleiter an.

Mit dem gemeinsamen Vorgehen werde ein eigener Abschluss zu besseren Arbeitsbedingungen angestrebt. Die Abstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen soll am Mittwoch kommender Woche enden.

Hintergrund ist der Tarifabschluss der Discover mit der Konkurrenzgewerkschaft Verdi, die nach Einschätzung der beiden nicht berücksichtigten Gewerkschaften nur wenige Mitglieder unter den rund 1900 Beschäftigten des fliegenden Personals hat. "Da ist eine nicht legitimierte Arbeitnehmervertretung vom Management ins Amt gehoben worden", sagt Ufo-Tarifexperte Harry Jaeger.

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Lufthansa und Verdi haben drei Jahre nach Gründung der Discover Gehalts- und Mantel-Tarifverträge abgeschlossen, die bis Ende 2027 gelten. Darin sind Gehaltserhöhungen, Zulagen und Sonderzahlungen vereinbart. Auch an die betriebliche Altersvorsorge, Dienstpläne oder Krankengeldzuschüsse ist gedacht.

Der Ferienflieger betreibt 27 Flugzeuge von Frankfurt und München auf touristischen Strecken.

Verdi kritisiert Gewerkschaften VC und Ufo

Verdi hat bereits einen Tarifabschluss mit der Lufthansa für Discover erzielt.
Verdi hat bereits einen Tarifabschluss mit der Lufthansa für Discover erzielt.  © Hendrik Schmidt/dpa

Ufo und VC könnten jetzt versuchen, über Streiks eigene, konkurrierende Tarifverträge bei der Discover durchzusetzen. Erst dann müsste überprüft werden, welche Gewerkschaft im Unternehmen mehr Mitglieder hat. Eine vorherige Mitgliederzählung habe man vorgeschlagen, ohne dass Lufthansa auf den Vorschlag reagiert habe.

Die VC-Piloten haben bei der Discover bereits im vergangenen Winter für erste Tarifverträge gestreikt, während Ufo zu einem Streik aufgerufen hatte, um überhaupt in die Verhandlungen mit dem Unternehmen zu kommen.

Für Verdi ist der Abschluss ein Erfolg, weil man bislang im Lufthansa-Konzern nur beim Bodenpersonal und in den Eurowings-Kabinen wesentlich vertreten ist. Einen Tarifvertrag für Piloten hat man lediglich bei der Fracht-Beteiligung Aerologic.

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Der Abschluss liege nachweislich über den Forderungen von VC und UFO, hob Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky hervor.

"Der jetzige Konflikt zeigt, dass es beiden deshalb nicht darum geht, mehr für die Beschäftigten zu erreichen, sondern Macht und Bedeutung im Konzern abzusichern", sagte Reschinsky. "Ihre öffentliche Haltung zur Discover Airlines verbaut am Ende jedoch Wachstum und damit Karriereperspektiven für die dortigen Kollegen."

Verdi erlebe bei den Beschäftigten seit Tagen eine Eintrittswelle.

Titelfoto: Helmut Fricke/dpa

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