Ver.di verhandelt mit BVG: Droht jetzt ein großer Warnstreik?
Von Matthias Arnold
Berlin - Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) dürfen vorerst aufatmen: Nach der ersten Tarifrunde hat die Gewerkschaft ver.di vorerst nur kleinere, kurzfristige Arbeitskampfmaßnahmen in Aussicht gestellt.
Diese würden aber nicht zu einer nennenswerten Einschränkung im Fahrbetrieb führen, betonte ver.di-Verhandlungsführer Jeremy Arndt nach den Gesprächen. Größere Aktionen schließt die Gewerkschaft zumindest bis Mitte kommender Woche aus.
"Ver.di hat die BVG am späten Mittwochnachmittag darüber in Kenntnis gesetzt, dass es schon am Donnerstag zu von ver.di initiierten, punktuellen Arbeitsniederlegungen bei der BVG kommen kann", teilte wiederum die Arbeitgeberseite mit.
Dies könne auch Auswirkungen auf Fahrgäste haben. In welchem Umfang blieb aber offen. Kundinnen und Kunden seien aufgerufen, vor Fahrtbeginn ihre Verbindungen zu prüfen.
"In den heutigen Gesprächen ist deutlich geworden, dass wir in der Einschätzung, wie groß der Nachholbedarf ist, weit auseinanderliegen", sagte ver.di-Verhandlungsführer Arndt weiter.
Die BVG kündigte im Anschluss an, zur nächsten Verhandlungsrunde am 31. Januar ein Angebot "auf Basis der am heutigen Tag ausgetauschten Positionen" vorzulegen.
ver.di und BVG: Verhandlungsplan steht
Bis nächste Woche Mittwoch, den 22. Januar, will ver.di nun Rückmeldungen zur Bewertung der ersten Verhandlungsrunde durch die Beschäftigten einholen.
Auf Grundlage dieser Rückmeldungen werde die Tarifkommission dann die nächsten Schritte beschließen. Bis dahin werde es keine größeren Arbeitskampfmaßnahmen mit spürbaren Beeinträchtigungen des Fahrbetriebs geben, hieß es.
Ver.di fordert monatlich 750 Euro mehr in der Tarifrunde. Zudem will die Dienstleistungsgewerkschaft ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro durchsetzen. Die Forderungen belaufen sich nach ver.di-Angaben auf 250 Millionen Euro jährlich.
Die Gewerkschaft begründet ihre Forderungen vor allem mit einem "faktischen Reallohnverlust" seit der letzten Entgeltrunde Ende 2021, die noch vor Beginn des Ukraine-Kriegs und hoher Inflation gewesen sei. Der Nachholbedarf sei groß. Berlin sei deutschlandweit mittlerweile Schlusslicht in Sachen Bezahlung.
Erstmeldung von 9.19 Uhr, aktualisiert um 18.46 Uhr.
Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa