ver.di lässt bei Amazon nicht locker: Zehn Jahre angestreikt, zehn Jahre abgeprallt
Leipzig - Und täglich grüßt das Murmeltier ... Seit nunmehr zehn Jahren ruft die Gewerkschaft ver.di in steter Regelmäßigkeit zu Streiks bei Amazon auf - und beißt sich ebenso regelmäßig am Versandhandelsriesen die Zähne aus. Am Montag nun startete der nächste Arbeitskampf.
Das ist schon bezeichnend: Auf die Frage, der wievielte Amazon-Streik dies in zehn Jahren ist, wussten Sachsens ver.di-Verantwortliche am Montag keine Antwort zu geben. Auch die Gewerkschafter haben inzwischen aufgehört, zu zählen. Geschätzt dürften es um die 40 Streiks gewesen sein.
Premiere war jedenfalls am 14. Mai 2013, als erstmals auch Hunderte Mitarbeiter des Leipziger Versandzentrums die Arbeit niederlegten, um die Unternehmensleitung an den Verhandlungstisch mit ver.di zu zwingen.
Das Ziel damals wie heute: die Aufnahme der deutschen Amazon-Standorte in den Tarifvertrag für den Einzel- und Versandhandel. Nur Tarifverträge schützten Beschäftigte vor Unternehmenswillkür, erklärte ver.di-Vorstandsfrau Stefanie Nutzenberger.
Es gehe um "Würde und Respekt".
Amazon hält Tarifverträge für unnötig
Die Chefetage des Versandriesen hält Tarifverträge für unnötig.
Amazon zeige jeden Tag, dass es möglich sei, auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber zu sein, sagte der für Leipzig zuständige Regionaldirektor Norbert Brandau.
"Wir bieten gute Bezahlung, Sozialleistungen und Entwicklungsmöglichkeiten". Nach Unternehmensangaben erhalten die 36.000 Amazon-Mitarbeiter in Deutschland vom ersten Tag an mindestens 13 Euro Stundenlohn mit automatischen Steigerungen nach einem und zwei Jahren sowie mehrere Extras - etwa das neue Deutschlandticket.
Der Gewerkschaft reicht das nicht - sie rief gestern früh erneut zur Arbeitsniederlegung auf. Bis zum Mittwochmorgen soll der Streik andauern. Und wie lange will ver.di das Ritual noch pflegen?
"Wir machen das so lange, wie es dauert - und wenn es noch zehn Jahre sind", gab sich ver.di-Handelsexpertin Monika di Silvestre kampfbereit.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa