Protest der Apotheken: Krankenkassen verweigern teilweise Zahlungen!
Berlin - Am 14. Juni wollen Apotheken deutschlandweit gegen die zu schlechte Honorierung der Krankenkassen protestieren. Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) gibt es dafür aber, wie er bereits mitteilte, keinen finanziellen Spielraum. Die Probleme der Betroffenen würden dabei nicht gehört, sagt eine Berliner Apothekerin.
Claudia Heidl (46) ist seit 20 Jahren im Beruf und übernahm 2019 die Leitung der Arcaden Apotheke in den Schönhauser Allee Arcaden. Hier bekommen sie und ihr Team, das aus mehr als zwölf Angestellten besteht, die momentanen Schwierigkeiten jeden Tag zu spüren.
Eine Anhebung der Honorare wird hier nicht nur befürwortet, sondern besonders mit Blick auf die Zukunft dringend gebraucht.
Im Interview mit TAG24 sagte Heidl: "Gehen wir davon aus, die Inflation steigt weiter, die Preise steigen weiter, die Löhne sollen weiter steigen und die Honorare werden nicht angepasst. Dann wird es weiter Apothekenschließungen geben. Einfach, weil es nicht mehr bezahlbar ist."
Gerade in ländlichen Regionen könnten Patienten dann vor geschlossenen Türen stehen. Die Folge: längere Wege, um Medikamente zu bekommen.
Wenn Mütter für ihre Kinder erfolglos durch Apotheken rennen
Neben der schlechten Honorierung machen auch die Lieferengpässe zu schaffen. Heidl wünscht sich daher, wie viele andere in der Branche, dass die Arzneimittelproduktion wieder vermehrt in Europa stattfindet.
Wegen der Lieferengpässe komme es in der beruflichen Praxis der Inhaberin oft vor, dass Kunden ein Ersatz für ihr verschriebenes Medikament bräuchten, weil es schlichtweg nicht lieferbar ist.
"In der Woche kommt es bestimmt fünfmal vor, dass Mütter vorher durch mehrere Apotheken gerannt sind und ihren Penicillinsaft für ihr Kind nicht bekommen haben. Noch konnten wir meist aushelfen und waren diejenigen, die es noch hatten", beschreibt die 46-Jährige ein typisches Beispiel aus dem Alltag. "Aber irgendwann halt nicht mehr", fügt sie besorgt hinzu.
Rezept-Dramen: Kassen verweigern die Zahlung
Eines der größten Probleme sei aber auch, wenn ein nicht lieferbares Medikament ausgetauscht werden müsse und das Rezept fehlerhaft sei:
"Dann kann die Kasse sagen, sie zahlen einfach gar nichts. Es wird nicht nur die Differenz nicht erstattet, sondern wir werden auf null retaxiert. Was natürlich bei einem sehr teuren Medikament schnell wehtun kann."
Konkret bedeutet das, dass die Apotheken keinen Cent für Ihre Leistung sehen.
Und nicht immer sind die Apotheker Schuld. Auch die Ärzte tragen in der Praxis dazu bei. So sei es bereits vorgekommen, dass Angaben vergessen wurden oder die Arztnummer nicht korrekt gewesen sei. Im Apothekenalltag bedeutet das, dass alle Rezepte nochmal kontrolliert werden müssen.
"Ich finde es nicht in Ordnung, dass nicht korrekte Rezepte überhaupt die Arztpraxis verlassen können und wir dann in Prinzip dann auch noch dafür verantwortlich gemacht werden, obwohl der Fehler nicht bei uns liegt. Auch wenn wir eine sehr gute Arbeit machen und den Patienten korrekt versorgen, aber irgendwas vergessen im Rezept, werden wir teilweise auf null retaxiert", erzählt die erfahrene Apothekerin frustriert.
Die aktuelle Honorierung liegt bei 8,35 Euro pro Packung plus zusätzlich drei Prozent vom Apothekeneinkaufspreis. Die Arzneimittel werden vorab gezahlt. Dafür, dass die Krankenkassen das Geld nach zehn Tagen überweisen, muss ein Rabatt von zwei Euro abgezogen werden. Im Moment erhalten Heidl und ihr Team diese Beträge aber erst im Folgemonat. Zusätzlich fallen darauf auch noch Steuern an.
Das macht sich besonders gut, wenn davon auch noch Mitarbeiter entlohnt werden sollen. Wegen der steigenden Kosten für Apotheken und Beschäftigten wünscht sich die Inhaberin daher in Zukunft eine angemessene Honorierung.
Titelfoto: Jenefer Flach