Neue Streikwelle im Groß- und Einzelhandel: Sachsen drohen leere Regale in Vorweihnachtszeit
Leipzig/Chemnitz - In Sachsens Supermärkten drohen in der Vorweihnachtszeit leere Regale, in Großküchen von Pflegeheimen, Krankenhaus-Caterern und Schulen Engpässe bei den Lebensmitteln. Grund ist eine knallharte Auseinandersetzung sowohl im Einzel- als auch im Großhandel. Die Streikwelle rollt bereits.
Seit Donnerstag lässt die Gewerkschaft ver.di die sächsischen Standorte des Edeka Foodservice bestreiken. Der Großhändler beliefert von Chemnitz, Dresden und Schkeuditz aus Geschäftskunden im ganzen Land - darunter Großküchen für Pflegeheime, Krankenhäuser und Schulen.
In Chemnitz sind es am Donnerstagmorgen 25 Beschäftigte, die in Streikwesten vor dem Tor stehen. Sie fühlen sich nicht wertgeschätzt, sagen Ronny Weber (35), Daniela Viertel (52) und Bärbel Schiebold (63). Seit fünf Monaten verhandelt ihre Gewerkschaft mit den Arbeitgebern, aber noch immer klaffen die Vorstellungen über die zukünftige Entlohnung weit auseinander.
"Wir fordern 27 Cent mehr für viele Gehaltsgruppen und 13 Prozent mehr Gehalt für alle Gewerkschaftsmitglieder. Geboten werden aber aktuell nur 5,1 Prozent sowie 2,9 Prozent für 2024. Das ist nicht fair, deshalb werden wir hier auch bei minus zehn Grad stehen", geben sich die drei kämpferisch. Auch dass Coronaprämien und Inflationsausgleich bislang ausblieben, ärgert sie.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass während des Streiks, der bis Samstag andauern soll, in allen drei Foodservice-Standorten weitergearbeitet wird. "Wir hatten mehr Streikbeteiligung erwartet", gibt ver.di-Streikleiterin Sylke Hustan (54) zu. Eine Anfrage von TAG24 zu den Auswirkungen des Arbeitskampfes ließ Edeka am Donnerstag zunächst unbeantwortet.
ver.di weitet Streiks in Sachsen aus
Nächste Woche will ver.di auch wieder Sachsens Einzelhandel ins Visier nehmen. Hier laufen die Tarifverhandlungen seit vier Monaten ergebnislos.
"Wir werden wieder streiken, wenn nötig auch wochenlang", macht ver.di-Verhandlungsführer Torsten Furgol (54) eine Knallhart-Ansage. Die Gewerkschaft will vor allem die großen Auslieferungslager von Edeka, Rewe und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) im Tarifkampf lahmlegen.
"Dann wird es in der Vorweihnachtszeit in den Supermärkten leere Regale geben", warnt Furgol.
Hintergrund: ver.di fordert für Einzelhandelsbeschäftigte 2,50 Euro mehr Stundenlohn. Die Arbeitgeber bieten 5,3 Prozent Lohnplus per sofort und 3,1 Prozent ab Juni 2024.
Titelfoto: Kristin Schmidt