Heftige Kritik an ÖPNV-Streik während Leipziger Buchmesse: "Schaden für Messe und Stadt"
Leipzig - Der bislang letzte Streik ist gerade mal knapp drei Wochen her, da ruft ver.di erneut zur Arbeitsniederlegung im sächsischen ÖPNV auf – und das ausgerechnet während der Leipziger Buchmesse.
Die Gewerkschaft hat die Beschäftigten der kommunalen Nahverkehrsunternehmen im Freistaat für den kommenden Freitag (22. März) zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen – trotz seit dem gestrigen Dienstag wieder laufender Gespräche.
Hintergrund sei, dass der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) Sachsen im Zuge dessen ein Papier vorgelegt habe, "das zahlreiche Gegenforderungen enthält und jede Wertschätzung für die Arbeit der Beschäftigten vermissen lässt", so ver.di.
Betroffen ist neben Dresden, Chemnitz, Zwickau und Plauen auch Leipzig – und das während der am Donnerstag beginnenden Buchmesse, wenn die Stadt Hunderttausende Gäste empfängt.
Laut einem Sprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) sei schon von Donnerstag 3 Uhr bis Freitag 6 Uhr eine kleine Warnstreik-Aktion geplant, wobei es zu "einzelnen Einschränkungen und punktuellen Ausfällen" im Fahrplan kommen könne.
Eine große Aktion werde schließlich von Freitag 3 Uhr bis Samstag 6 Uhr durchgeführt. "Dadurch wird es zu erheblichen Einschränkungen und Auswirkungen für Verkehre zur Leipziger Buchmesse kommen", so der Sprecher weiter.
Leipzigs Oberbürgermeister Jung hat kein Verständnis für Streik während Buchmesse
Man plane derzeit einen eingeschränkten Notfahrplan, sodass die Messe-Gäste dennoch an ihr Ziel gelangen. Die Tram-Linie 16 soll daher dennoch alle fünf Minuten vom Hauptbahnhof zum Messegelände fahren – ursprünglich geplant war ein 3- bis 5-Minuten-Takt.
Außerdem sollen die Straßenbahnen 1, 3, 4, 7, 11 und 15 sowie die Buslinien 70, 80 und 90 alle 20 Minuten verkehren. Der nächtliche Bahn- und Busverkehr könne jedoch nicht zugesichert werden.
"Als Gastgeber versuchen wir – trotz der vollkommen unangemessenen Gewerkschaftsaktionen – ein Angebot für die Menschen in der Messestadt und unsere Besucher aufzubauen", so Ulf Middelberg, Sprecher der LVB-Geschäftsführung. Er kritisiert, dass trotz noch laufender Verhandlungen Stadt, Messe und LVB zu Schaden kommen.
Ebenso wenig Verständnis hat Oberbürgermeister Burkhard Jung (66, SPD) für die Maßnahmen zum Zeitpunkt der Messe: "Dieser Arbeitskampf beschädigt die Leipziger Messe und die gesamte Stadt." Die Leidtragenden seien die Hunderttausenden Gäste, die aus aller Welt angereist kommen.
"Es gibt für diesen Streik während der Messe keinen vernünftigen Grund, die Tarifpartner müssen unverzüglich zurück an den Verhandlungstisch", fordert Leipzigs Stadtoberhaupt.
Laut LVB hatten sich die Parteien noch am Dienstag auf eine Fortsetzung der Verhandlungen am 28. März geeinigt. Dennoch kündigte ver.di nun Streik-Aktionen für die kommenden Tage an.
Titelfoto: Bildmontage: EHL Media/Björn Stach, Hendrik Schmidt/dpa