"Es geht gar nichts mehr": Streiks legen Verkehr in ganz Hessen lahm
Wiesbaden/Hessen - Der bundesweite Warnstreik im öffentlichen Verkehr hat am Montag in Teilen von Hessen für Stillstand gesorgt.
Auf der Schiene wurde der Fernverkehr komplett und der Regionalverkehr größtenteils eingestellt.
Zudem fuhren keine städtischen Busse und Straßenbahnen sowie Regiotrams in Kassel. Auch die städtischen Busse in Wiesbaden sowie Straßen- und U-Bahnen in Frankfurt blieben im Depot.
In anderen hessischen Regionen waren dagegen Busse wie üblich unterwegs. Nach Einschätzung der Polizei blieb ein Verkehrschaos im morgendlichen Berufsverkehr aus.
Zu dem Verkehrswarnstreik hatten die Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aufgerufen, um in den jeweiligen Tarifkonflikten mehr Lohn zu erstreiten.
Vertreter beider Gewerkschaften sprachen von einer hohen Beteiligung an dem Ausstand. Die EVG erwartete rund 5000 Teilnehmer, Verdi rund 4500.
Kein regulärer Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen
Von dem Warnstreik waren auch Flughäfen, Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft betroffen. An Deutschlands größtem Airport in Frankfurt gab es nach Angaben des Betreibers Fraport keinen regulären Passagierverkehr. Das Streikende soll um 24 Uhr sein.
Alle Beschäftigten, die zum Ausstand aufgerufen wurden, seien dem Appell gefolgt, sagte der Verdi-Landesbezirksleiter Jürgen Bohnert unter anderem zum Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr in Frankfurt, Wiesbaden und Kassel. "Die Beschäftigten wollen ganz deutliche Zeichen setzen."
Eine Sprecherin der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) sagte, in Kassel seien nur regionale Busse unterwegs, die nicht zur KVG gehörten.
"Es geht gar nichts mehr", sagte ein Sprecher der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die Stimmung unter den streikenden Beschäftigten sei "super". "Die Kolleginnen und Kollegen sind hochmotiviert", sagte der EVG-Sprecher. Die hessenweit mehr als 100 Stellwerke würden "weitestgehend" bestreikt.
Die Fraport bat alle Fluggäste, sich mit ihrer Fluggesellschaft in Verbindung zu setzen und von der Anreise an den Airport abzusehen. Auch die Umsteigeverkehre seien betroffen. Fraport-Angaben zufolge waren am Montag ursprünglich etwa 1170 Starts und Landungen mit insgesamt rund 160.000 Passagieren geplant.
Kein Chaos auf den Straßen in Hessen
Ein Polizeisprecher in Frankfurt sagte, es sei auf Straßen eher weniger los als sonst. Es hätten sich vermutlich viele Pendler auf die Einschränkungen eingestellt.
Auch eine Sprecherin der Wiesbadener Polizei sagte: "Wir haben noch von keinem Verkehrszusammenbruch gehört." In Kassel gebe es keine größeren Verkehrsbehinderungen als im sonst Berufsverkehr, sagte ein Polizeisprecher.
Nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Main hatte der Ausstand zunächst keine Auswirkungen auf die Schifffahrt auf dem Main.
In der Frühschicht von 6 bis 14 Uhr seien die Leitzentralen für die Schleusen des Untermains in Kostheim (Ginsheim-Gustavsburg) und Offenbach regulär besetzt gewesen, teilte die Fachbereichsleiterin Schifffahrt, Marisa Schneider, mit.
Die Leitzentrale in Aschaffenburg und weitere Leitzentralen am Obermain würden zum Teil bestreikt. Dies habe jedoch nur Auswirkungen auf die Schleusen Kleinostheim und Krotzenburg, die beide nahe der hessischen-bayerischen Grenze liegen, erläuterte Schneider.
Denn zwischen den Schleusen Obernau (Aschaffenburg) und Viereth im Landkreis Bamberg sei die Schifffahrt aufgrund des jährlichen Schleusenreparaturprogramms derzeit planmäßig gesperrt.
An den bestreikten Schleusen Kleinostheim und Krotzenburg liege keine Schifffahrt vor.
Erstmeldung: 7.11 Uhr; Update: 13.58 Uhr.
Titelfoto: Bild-Montage: Helmut Fricke/dpa, Helmut Fricke/dpa