"Black Friday"-Streik bei Amazon: Mitarbeiter berichten von katastrophalen Bedingungen
Von Michael Bauer
Bad Hersfeld - Mit einem Warnstreik und einer Kundgebung im hessischen Bad Hersfeld haben mehrere hundert Amazon-Beschäftigte aus ganz Deutschland gegen die nach Gewerkschaftsangaben unfairen Arbeitsbedingungen und die Tariflosigkeit beim Unternehmen protestiert.
Sie wählten als Termin für die Aktion den sogenannten Black Friday, den weltweit umsatzstärksten Tag des US-Versandhändlers.
Aus zwei Richtungen zogen die Demonstrantinnen und Demonstranten zur zentralen Kundgebung in einer Halle in Bad Hersfeld. In der osthessischen Stadt hat Amazon zwei Logistikzentren. Auf Transparenten und Schildern war unter anderem zu lesen: "Auch wenn [Amazon-Chef, Anm. d. Red.] Jeff Bezos das nicht mag:" und "Wir wollen den Tarifvertrag".
Es gehe um "gute und gesunde Arbeit", Mitbestimmung und einen rechtssicheren Tarifvertrag, sagte ver.di-Vorstandsmitglied Silke Zimmer auf der Kundgebung. "Wir werden keine Ruhe geben."
Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und des weltweiten Dachverbands der Gewerkschaft im Dienstleistungssektor, UniGlobal, waren am Black Friday 60 Aktionen in mehr als 30 Ländern geplant.
An der Kundgebung in Bad Hersfeld nahmen auch Delegationen aus den USA, Großbritannien, Schweden und Italien teil.
Amazon-Mitarbeiter fordern "gute und gesunde Arbeit" - Versand-Riese wiegelt ab
Ver.di zufolge beteiligten sich an der zentralen Kundgebung in der osthessischen Stadt rund 550 Protestierende. Deutschlandweit hätten sich rund 2000 Amazon-Beschäftigte an Protestaktionen beteiligt, sagte eine Sprecherin.
Ver.di fordert seit mehr als zehn Jahren erfolglos von dem US-Unternehmen, die geltenden Flächentarifverträge für den Einzel- und Versandhandel anzuerkennen sowie den Abschluss eines Tarifvertrages.
Nach ver.di-Angaben berichten Amazon-Beschäftigte von einem enormen Leistungsdruck, von einer erschöpfenden Arbeitsverdichtung und von einer Überwachung am Arbeitsplatz, die ein Klima der Angst erzeuge, insbesondere in den Logistikzentren.
Der Konzern betreibt nach eigenen Angaben in Deutschland 23 große Logistikzentren und argumentiert, seinen Mitarbeitern faire Löhne mit Zusatzleistungen zu bieten. "Die Vorwürfe der Gewerkschaft weisen wir scharf zurück, denn sie haben nichts mit der Realität zu tun", sagte ein Sprecher.
Auswirkungen auf die Auslieferungen wird die Protestaktion nach Konzernangaben nicht haben. Die Kunden könnten sich auf schnelle und zuverlässige Lieferungen ihrer Weihnachtsbestellungen verlassen.
Titelfoto: Christian Lademann/dpa