Bahnstreik in Sachsen: Reisende sind richtig sauer - und steigen auf Busse um!
Dresden/Leipzig - Seit dem heutigen Mittwoch streiken überall in der Republik die Lokführer. An Sachsens Bahnhöfen herrscht gähnende Leere, nur wenige Verbindungen fahren. Das hat nicht nur Konsequenzen für die Fahrgäste, sondern auch für die Händler vor Ort.
So auch im Leipziger Hauptbahnhof. "Ich habe mindestens zwei Drittel weniger verkauft am Vormittag", sagte ein Verkäufer an einem Brötchenstand seufzend.
Nur wenige Meter weiter unter dem Dach von Europas größtem Kopfbahnhof steht Hans-Joachim Hörenz (82). "Zur Not muss ich mit dem eigenen Auto fahren, aber das wollte ich wegen meines Alters eigentlich vermeiden", erklärte der Senior.
Neben dem Auto ist für viele Sachsen auch der Flixbus eine ernstzunehmende Alternative geworden. Das Unternehmen bietet seit 2013 günstige Fernreisen mit dem Bus an.
Diese Option hat sich auch bis nach Dresden herumgesprochen. Negar H. (43, aus Leipzig) wollte eigentlich mit dem Schnellzug nach Wien. Sie musste ihre Reisepläne komplett umwerfen, fährt nun mit dem Bus von Stadt zu Stadt, um irgendwann in der Donaumetropole anzukommen.
"Diese Form und Dauer des Streiks ist auf jeden Fall effektiv", brachte sie unter einem müden Lächeln hervor.
GDL-Boss Claus Weselsky in Dresden erwartet
Indes ist Rentner Reiner Leonhard (67) in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Er war mit einem Kumpel in Oberwiesenthal Skifahren. Der brachte ihn mit dem Auto bis zum Hauptbahnhof nach Dresden.
An den Ort, wo GDL-Boss Claus Weselsky (64) für diesen Freitag (9 Uhr) eine Kundgebung plant.
"Eine kleine Gruppe von wenigen Zehntausend nimmt 83 Millionen Bürger in Geiselhaft", sagte Leonhard mit Blick auf die Forderungen der Lokführergewerkschaft. Dann huschte er weiter zur Fernbus-Haltestelle.
Hingegen bewahren die Planer des ÖPNV in Dresden und Chemnitz einen kühlen Kopf. Von den DVB hieß es, bislang könne man die zusätzlichen Fahrgastzahlen in der Stadt gut bewältigen.
Ein Sprecher der Chemnitzer Verkehrs-AG ergänzte: "Wir rechnen lediglich temporär auf einzelnen Abschnitten mit mehr Fahrgästen."
Titelfoto: Holm Helis