Arbeitsniederlegung seit November! Jetzt will IG Metall den Streik plötzlich stoppen
Rötha - Die Beschäftigten des Schrott- und Recycling-Betriebs SRW in Rötha (Landkreis Leipzig), die seit November letzten Jahres um einen Tarifvertrag kämpfen, wollen ihren Arbeitskampf ab kommenden Montag unterbrechen.
"Wir gehen mit der Entscheidung einen gewaltigen Schritt auf den Arbeitgeber zu und können sagen, dass uns das nicht leichtfällt", sagte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft IG Metall, Michael Hecker, am Freitag.
Die IG Metall erwarte vom Arbeitgeber, "dass gegebenenfalls mit externer Moderation ein Gesprächsprozess darüber beginnen kann, wie die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen kollektiv und rechtssicher von den Sozialpartnern vereinbart werden können."
Seit 8. November streikt ein Teil der SRW-Angestellten. Der IG Metall zufolge ist es der längste Arbeitskampf, den die Gewerkschaft bisher geführt hat.
Sie fordert für die rund 180 Beschäftigten acht Prozent mehr Entgelt, eine Erhöhung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes auf je 1500 Euro und eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden. Angeboten hatte das Unternehmen nach eigenen Angeben 200 Euro mehr sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, jedoch keinen Tarifvertrag.
Die IG Metall gab an, dem Unternehmen im April einen Tarifvertrag zugestellt zu haben. Eine Antwort des Arbeitgebers habe es bislang jedoch nicht gegeben.
Bundestagsabgeordnete forderten in offenem Brief tarifliche Bezahlung
Immer wieder hatten Politikerinnen und Politiker die Streikenden besucht und ihnen Unterstützung zugesagt. Zudem hatten mehrere Bundestagsabgeordnete neulich einen offenen Brief an den SRW-Mutterkonzern, der Scholz Recycling GmbH, geschrieben.
Darin forderten sie, die Auseinandersetzung mit der IG Metall zu beenden und die Streikenden tariflich zu bezahlen. Auch einen Austausch mit der chinesischen Botschaft in Deutschland soll es gegeben haben.
Daraufhin warf der Arbeitgeber den Abgeordneten vor, "dem Konflikt eine diplomatische Dimension zu geben". Zudem sei der chinesische Eigentümer kein Staatsunternehmen, sondern eine börsenorientierte Gesellschaft.
Dem Arbeitgeber zufolge lehnt eine Mehrheit der Beschäftigten den Streik ab. Das Unternehmen teilte neulich mit, dass es keine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der IG Metall sehe.
Die SRW metalfloat GmbH, deren Mutterkonzern in Hongkong sitzt, betreibt am Standort Espenhain mehrere Aufbereitungsanlagen zur Rückgewinnung von Metallen.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa