Die Aktienrente: Verzockt sich die "Trade-Republik" Deutschland an der Börse?

Berlin - Mit ihrem neuen Gesetzentwurf zum sogenannten "Generationenkapital" will die Bundesregierung zur Sicherung der Rente deutsche Steuergelder an der Börse anlegen. Ist das schon "Zocken" oder die Rettung für eine immer älter werdende Gesellschaft?

Finanzminister Christian Linder (45, FDP, l.) und Arbeitsminister Hubertus Heil (51, SPD, r.) haben am Dienstag ihre Pläne für die Aktienrente vorgestellt.
Finanzminister Christian Linder (45, FDP, l.) und Arbeitsminister Hubertus Heil (51, SPD, r.) haben am Dienstag ihre Pläne für die Aktienrente vorgestellt.  © Michael Kappeler/dpa

Der am Dienstag von Arbeitsminister Hubertus Heil (51, SPD) und Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) vorgestellte Gesetzentwurf sieht vor, dass der Bund Kredite für eine neu gegründete "Stiftung Generationenkapital" ausstellt, die wiederum politisch unabhängig das Geld in den Aktienmarkt investieren soll.

So an der Börse erzielte Gewinne sollen dann ab dem Jahr 2036 in die gesetzliche Rentenversicherung einfließen, wodurch die Rentenbeiträge stabilisiert und jüngere Generationen entlastet werden können.

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und immer weniger jungen Menschen, die in die Rentenkasse einzahlen werden, hört sich der Plan der Regierung doch super an, oder? Doch da die Spekulation an der Börse auch immer Risiken mit sich bringt, birgt das Vorhaben großen politischen Zündstoff.

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In der aktuellen Debatte wird dabei schnell klar, welche Gegensätze hier aufeinander prallen: die klischeemäßige Partei der Spitzenverdiener und des Neoliberalismus - die FDP - gegen die stereotypische Partei der deutschen Arbeiterklasse - Die Linke.

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An der Börse gibt es sichere und weniger sichere Anlageoptionen, doch ein gewisses Risiko besteht immer. (Symbolbild)
An der Börse gibt es sichere und weniger sichere Anlageoptionen, doch ein gewisses Risiko besteht immer. (Symbolbild)  © Arne Dedert/dpa

"Damit wird die Kernkompetenz des Sozialstaats schlechthin - die gesetzliche Rentenversicherung - teilprivatisiert und der Spekulation des Finanzmarkts unterworfen", kritisiert etwa der parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Christian Görke (61).

Mit der geplanten Aktienrente betreibe die Ampel "Politik für die Banken und Fonds" statt Politik "für Leute mit kleinen und mittleren Geldbeuteln".

Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Johannes Vogel (41) kontert: "Wenn wir jedes Mal, wenn ein Linker diesen Unsinn wiederholt, einen Euro mehr in die Aktienrente investieren würden, hätten wir längst eine enkelfitte Rente."

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Aus der Führungsriege der FDP ertönt generell ein Loblied für die geplante Rentenreform. Finanzminister Lindner spricht von einer "Zukunftsentscheidung", mit der die lang verschlafenen "Chancen des Kapitalmarkts" endlich auch in der Bundesrepublik genutzt werden könnten.

Von einer "Zukunftsinvestition" spricht Justizminister Marco Buschmann (46). Der Fraktionsvorsitzende Christian Dürr (46) gebraucht gar für das Wort "Jahrhundertreform".

Weniger frohlockend gibt sich der Linken-Co-Vorsitzende Martin Schirdewan (48): "Die Rentenpläne der Ampel sind unanständig. Mit Steuern und Rentengeldern zockt man nicht."

Titelfoto: Bildmontage: Michael Kappeler/dpa, Arne Dedert/dpa

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