Steinreicher Religionsführer tot: Karim Aga Khan IV. verstorben!

Von Valeria Nickel

Lissabon (Portugal) - Das Oberhaupt der muslimischen Ismailiten, der Aga Khan, ist nach Angaben der Glaubensgemeinschaft sowie der von ihm gegründeten Einrichtung "Aga Khan Development Network" mit 88 Jahren verstorben.

Karim Aga Khan IV., bürgerlich Karim Al Husseini, ist im Alter von 88 Jahren verstorben.  © Pa/PA Wire/dpa

Karim Al Husseini, wie der Aga Khan mit bürgerlichem Namen hieß, starb am gestrigen Dienstag in Portugals Hauptstadt Lissabon im Kreise seiner Familie, wie die Religionsgruppe auf ihrer Internetseite mitteilte.

Wer ihm als geistlicher Führer nachfolgt, soll demnach noch verkündet werden. Die Nachfolge bestimme das Testament des Verstorbenen.

Die Ismailiten, eine liberale Strömung des schiitischen Islams, sind als Religionsgemeinschaft weltweit verbreitet. Ihre Anhänger leben vor allem in Asien, Afrika und dem Mittleren Osten, aber auch in Europa, Nordamerika und Australien.

Religion "Mädelsabend in Moschee" sorgt für Kritik: Das ist der Grund

Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker gibt es etwa 18 Millionen Ismailiten. Da ihre Glaubenslehre beträchtlich vom orthodoxen Islam abweicht, sehen sie sich bis heute Anfeindungen anderer islamischer Gruppierungen ausgesetzt.

Anzeige

Karim Al Husseini wurde mit 20 Jahren Aga Khan

Al Husseini galt als einer der reichsten Männer der Welt und war mehrere Milliarden Euro schwer.  © Pa/PA Wire/dpa

Die Glaubensgemeinschaft ist gut organisiert und wirtschaftlich erfolgreich: Erträge kommen zum großen Teil Bildungs- und Entwicklungseinrichtungen zugute. Sie sollen die Ismailiten mit den politischen Ideen der westlichen Welt und deren technischen Entwicklungen vertraut machen und zur wirtschaftlichen Entwicklung in Asien und Afrika beitragen.

Der Aga Khan gründete die Entwicklungshilfeorganisation "Aga Khan Development Network" mit Sitz in Genf. Sie umfasst verschiedene wohltätige Einrichtungen, etwa im Gesundheits-, Bildungs- und Architekturbereich.

Al Husseini übernahm seine Rolle als Oberhaupt der Glaubensgemeinschaft im Jahr 1957 mit 20 Jahren. Der Aga Khan gilt bei den Ismailiten als direkter Nachkomme des Propheten Mohammed.

Religion Bleibt der Muezzin-Ruf? Stadt prüft umstrittenes Pilotprojekt

Zudem galt er als einer der reichsten Männer der Welt. Ein französisches Gericht schätzte sein Vermögen bei einem Rechtsstreit über die Abfindung seiner geschiedenen deutschen Frau vor rund 13 Jahren auf "mindestens zehn Milliarden Euro".

Mehr zum Thema Religion: