Rekord! So viele Menschen sind noch nie aus der Kirche ausgetreten
München - Im Jahr 2022 sind 153.586 Menschen in Bayern aus der katholischen Kirche ausgetreten. Dies teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Mittwoch in Bonn mit. Das sind so viele wie noch nie zuvor innerhalb eines Jahres.
Auch bundesweit gab es mit mehr als einer halben Million Kirchenaustritten einen Negativrekord. "Die katholische Kirche stirbt einen quälenden Tod vor den Augen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit", sagte der Kirchenrechtler Thomas Schüler der Deutschen Presse-Agentur.
In Bayern waren 2022 mehr als 5,8 Millionen Menschen katholisch. Zum Vergleich: Nordrhein-Westfalen zählte mehr als 6,1 Millionen Katholikinnen und Katholiken - hatte aber weniger Austritte als Bayern, nämlich 143.408.
Dass sich die für die katholische Kirche ohnehin dramatische Entwicklung noch einmal beschleunigen würde, hatte sich bereits zu Jahresbeginn 2022 abgezeichnet.
Vor allem nach der Vorstellung eines Gutachtens zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising im Januar und der Diskussion um eine Mitschuld des inzwischen gestorbenen Papstes Benedikt XVI. waren die Austrittszahlen förmlich explodiert.
Missbrauchsgutachten und Lügen-Vorwürfe befeuern Abkehr von der Kirche
In der ersten Januarhälfte, also vor dem Gutachten, waren pro Arbeitstag in München etwa 80 Menschen aus der Kirche ausgetreten; nach dem 20. Januar, dem Tag der Vorstellung des Gutachtens, waren es dann zeitweise bis zu 160 Kirchenaustritte pro Arbeitstag - also etwa doppelt so viele.
Schlagzeilen machten im vergangenen Jahr auch Lügen-Vorwürfe gegen den umstrittenen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (66), bei dem es erst an diesem Dienstag eine Razzia gegeben hatte, und Rechtsstreits um Schmerzensgeld für Missbrauchsopfer in Köln und in Traunstein.
Die Austrittswelle rollt nicht nur in der katholischen Kirche immer schneller. Rund 48.500 Menschen traten 2022 in Bayern aus der evangelischen Kirche aus, nach 36.580 im Jahr zuvor.
Titelfoto: Daniel Vogl/dpa