Missbrauchsvorwürfe gegen Kirchenmusiker: Bistum streicht 29 Lieder aus dem Gotteslob
Passau - Das Bistum Passau hat sich entschieden, nach den schweren Missbrauchsvorwürfen gegen einen ehemaligen Kirchenmusiker, seine Werke nicht mehr in Gottesdiensten zu verwenden.
"Aus Rücksicht auf das durch Pater Norbert Weber verursachte Leid erklärt das Bistum Passau seine Solidarität mit den Opfern von Pater Norbert Weber", heißt es im Amtsblatt 4/2023 des Bistums. "Dessen Werke werden künftig nicht mehr gespielt."
Insgesamt sind 29 Werke von Pater Norbert Weber betroffen, darunter Lieder wie "Das ist der Tag, den der Herr gemacht", "Meine Seele dürstet nach dir" oder "Biete auf deine Macht".
Eine komplette Auflistung inklusive der jeweiligen Gotteslob-Seitennummern werden unter dem Punkt 79 in dem entsprechendem Amtsblatt aufgeführt.
Der Kapuzinerpater hatte zu Lebzeiten mehr als 30 Jahre lang Kindern Musikunterricht gegeben. Erst nach seinem Tod im Jahr 2000 wurden erste Meldungen über sexuelle Übergriffe bekannt.
"Aktenkundig wurde er erstmals im Jahr 2010, als sich ein ehemaliger Ministrant beim damaligen Missbrauchsbeauftragten des Bistums meldete", heißt es rückblickend in einer Mitteilung des Bistums von Mitte Mai 2023.
"Der Fall wurde seitens des Kapuzinerordens aufgearbeitet, das Opfer entschädigt und die Schuld des Täters uneingeschränkt anerkannt." Später folgten weitere Vorwürfe.
Grabstein des Täters musste nicht entfernt werden
"Bis April 2023 hat das Bistum Passau von 18 Betroffenen sexuellen Missbrauchs durch Pater Norbert Weber erfahren", heißt es in dem Schreiben weiter. Die ersten Anerkennungsleistungen in Höhe von 39.000 Euro seien bereits an die ersten Opfer ausgezahlt worden.
"Die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker des Bistums Passau haben sich gemeinsam für eine Solidarität mit den Betroffenen ausgesprochen und verzichten darauf, Werke von Pater Norbert Weber zu spielen." Nun ist dieser Umgang im gesamten Bistum auch entsprechend offiziell gemacht worden.
Es stand außerdem die Überlegung im Raum, den Grabstein von Norbert Weber zu entfernen. Der Betroffenenbeirat hatte sich jedoch am Ende gegen dieses Vorgehen ausgesprochen.
Titelfoto: Matthias Balk/dpa