Kölner Kardinal plaudert aus dem Nähkästchen: So läuft die Papstwahl wirklich ab

Von Christoph Driessen

Köln - Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (68) gehört zu den 135 Würdenträgern der katholischen Kirche, die den Nachfolger des kürzlich verstorbenen Papst Franziskus (†88) wählen. Nun hat er verraten, wie das Konklave wirklich abläuft.

Kardinal Rainer Maria Woelki (68) bei der letzten Papstwahl im Jahr 2013.
Kardinal Rainer Maria Woelki (68) bei der letzten Papstwahl im Jahr 2013.  © Michael Kappeler/dpa

So wie im Kinofilm "Konklave" funktioniere das Prozedere allerdings nicht, so Woelki. Er habe den Oscar-gekrönten Thriller mit Ralph Fiennes (62) gesehen und sei davon gut unterhalten gewesen, berichtet der Kardinal gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), ergänzt aber: "Die Realität ist um einiges anders."

Am ehesten getroffen sei in dem Film noch die Abgeschiedenheit des Konklaves in der Sixtinischen Kapelle, so Woelki, der auch schon an dem Konklave teilgenommen hat, bei dem Franziskus 2013 gewählt wurde.

"Man muss dabei unterscheiden zwischen dem eigentlichen Konklave und dem sogenannten Vor-Konklave, den jetzt begonnenen Generalversammlungen. Dabei kommt man zusammen, spricht miteinander, bringt seine Sicht ein. Es gibt Kaffeepausen, man trifft sich abends zum Essen, lernt sich kennen", berichtet der 68-Jährige.

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Dabei würden natürlich auch unterschiedliche Sichtweisen vertreten. "Das ist das Vorgeschehen. Und wenn dann das eigentliche Konklave beginnt, dann ist das schon eine Art Bruch, der bereits dadurch klar wird, dass alle Kardinäle in Santa Marta zusammenkommen."

Kardinal Rainer Maria Woelki berichtet von emotionalen Ausbrüchen beim Vorkonklave

Papst Franziskus ist an frühen Morgen des Ostermontags im Alter von 88 Jahren gestorben.
Papst Franziskus ist an frühen Morgen des Ostermontags im Alter von 88 Jahren gestorben.  © Andrew Medichini/AP/dpa

Santa Marta ist das Gästehaus des Vatikans. "Da müssen alle elektronischen Geräte, alle Handys abgegeben werden. Und jeder bekommt sein eigenes Zimmer", so Woelki, der ich daran erinnert, "wie ich beim letzten Mal mein eigenes Zimmer bezogen habe: Die Fenster waren versiegelt, die Fensterläden verschlossen. Ich hatte keine Möglichkeit, das Tageslicht zu sehen."

Die Kardinäle essen zusammen, feiern die heilige Messe und gehen täglich von Santa Marta zur Sixtinischen Kapelle. "Das sind so 500, 600 Meter. Für die Älteren und Gehbehinderten steht ein Fahrzeug bereit. Das Ganze findet dann in einer großen Gebetsatmosphäre statt", berichtet der Kölner.

Zu emotionalen Ausbrüchen, wie es in dem Film dargestellt wird, komme es dabei hingegen nicht - ganz im Gegensatz zum Vorkonklave, bei dem es durchaus etwas kontroverser zugehen könne, so Woelki. Das sei aber auch gut so, schließlich könnten nur so die unterschiedlichen Perspektiven der Weltkirche zusammengebracht werden.

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Papst Franziskus habe der Kirche auch hier den Weg gewiesen, indem er besonderen Wert auf ein synodales Miteinander gelegt habe. Dabei habe er einen neuen Umgangsstil etabliert, bei dem das Hören aufeinander, das Hören auf die Stimme Gottes im Vordergrund stehe.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa

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