Austritts-Rekord bei katholischer Kirche! Marx: "Was kann ich tun?"

München - Die hohen Austrittszahlen bei der katholischen Kirche versetzen Kirchenvertreter und Laien gleichermaßen in Sorge.

Es wird duster: Mehr als eine halbe Million Menschen sind im vergangenen Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten.
Es wird duster: Mehr als eine halbe Million Menschen sind im vergangenen Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten.  © Friso Gentsch/dpa

"Die Nachrichten dieser Woche bewegen mich zutiefst", bekannte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx bei einem Gottesdienst, bei dem er drei Priester weihte.

"Ich frage mich: Was kann ich tun? Was ist meine Aufgabe? Was ist unsere Aufgabe, unser gemeinsames Wirken?"

Nach den am Mittwoch veröffentlichten Austrittszahlen der Deutschen Bischofskonferenz kehrten im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Menschen der katholischen Kirche den Rücken - ein Rekordwert. Allein im in weiten Teilen katholisch geprägten Bayern waren es mehr als 153.000 Austritte.

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Der frühere Bundestags-Vizepräsident Johannes Singhammer (70, CSU) sorgt sich auch um die Zukunft der Gesellschaft.

"Auch wenn viele mit dem Verlassen der Kirche nicht ihr Christsein aufgeben, erschüttert diese Fluchtbewegung zunehmend die Statik unserer gesellschaftlichen Verfasstheit", sagte der 70-Jährige, der auch Mitglied im Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum München und Freising ist, dem "Münchner Merkur" vom Samstag. "Und in der Kirche muss spätestens jetzt jedem klar sein, dass es ans Eingemachte geht."

Die bisherigen Strategien, die Kirchenflucht zu stoppen, seien nur begrenzt erfolgreich, so Singhammer.

Einigkeit herrsche bei allen, "dass der schreckliche Missbrauchsskandal eine entscheidende Ursache der Austrittslawine" sei - und dass die Kirche "immer auch Veränderungen bedarf".

Sind die Gottesdienste zu kraftlos und langweilig?

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, sucht nach Wegen, die Kirchen-Austritte zu bremsen.
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, sucht nach Wegen, die Kirchen-Austritte zu bremsen.  © Sven Hoppe / POOL / AFP

Ob allerdings eine möglichst schnelle Umsetzung des sogenannten Synodalen Wegs "statt Austritten wieder auch Eintritte bewirkt, darüber herrscht schon weniger Einigkeit".

Marx sagte, es gebe keine einfachen Antworten, aber Aufgaben. Es mache ihm große Sorge, wenn Gottesdienste als kraftlos und langweilig empfunden würden. Er stellte klar: "Liturgie wird nicht gemacht, fabriziert – sie wird gefeiert."

Eine wichtige Aufgabe für alle Getauften und Gefirmten sei es, die Frage auch innerlich überzeugend zu beantworten: "Warum bin ich Christ? Und was bedeutet das?" Die Kirche müsse zeigen, was das bedeute, sagte Marx weiter. Er gehe davon aus, dass sich die "Gestalt der Kirche" verändern werde. Aber: "Der Kern wird bleiben: dass wir Gottsucher sind."

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Unter den Getauften und Gefirmten gebe es viele, die eine geistliche Qualität in die Pfarrei einbrächten und bei denen die Menschen spürten: Dieser Mann, diese Frau, diese Person sei eine Geistliche, ein Geistlicher.

Marx: "Gott sei Dank ist das nicht ein Privileg der Priester." Diese aber hätten in besonderer Weise das Geistliche zu leben.

Den Weihekandidaten gab Marx mit, sie sollten Menschen begleiten auf dem Weg "in das Geheimnis Gottes - nicht bestimmend, nicht beherrschend, nicht wissend, sondern begleitend".

Titelfoto: Sven Hoppe / POOL / AFP

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