Zwischenstopp in Halle? Stadt sucht private Camping-Stellplätze
Halle (Saale) - Wer mit seinem Wohnmobil oder dem Zelt auf dem Weg in Richtung Küste oder Berge ist, soll zukünftig einen Stopp in Halle einlegen. Um ihr Camping-Angebot auszubauen, sucht die Stadt deshalb nach Hallensern, die bereit sind, Gäste von nah und fern bei sich auf dem Grundstück übernachten zu lassen.
"Ich will damit die Region unterstützen und beleben", sagte Anke Dehn, die auf ihrem Reithof in Petersberg (Saalekreis) nahe Halle ab Mai Camping-Gäste begrüßen will. Neben zahlreichen Pferden könnten sich Durchreisende bei ihr auf Natur pur freuen. "Und wer in die Stadt will, kann von hier auf gut ausgebauten Wegen dahin radeln."
Nicht nur in Sachsen-Anhalt hat sich in den vergangenen Jahren ein Camping-Boom entwickelt. Deutschlandweit zählte das Campingportal camping.info rund 40 Millionen Übernachtungen auf Campingplätzen - ein Plus von 22 Prozent im Vergleich zu 2021.
Gründe dafür seien neben dem Trend zum naturnahen Urlaub auch die Reiseeinschränkungen aus der Corona-Pandemie. Viele Menschen haben sich demnach damals zum Beispiel ein Wohnmobil zugelegt und nutzten dieses auch nach Aufhebung der Coronaregeln weiter, wie die Sprecherin des Portals sagte.
In Sachsen-Anhalt wurden im vergangenen Jahr mehr als 678.000 Übernachtungen gezählt. "Im Vergleich zu 2019 - also vor Corona - sind das rund 30 Prozent mehr", sagte Isabel Hermann vom Stadtmarketing Halle.
Um den zahlreichen Camping-Fans einen Überblick über mögliche Stellplätze in und um Halle zu geben, haben sich Mitarbeitende der Stadt nun auf die Suche nach Partnerinnen und Partnern gemacht.
"Die Zahl der Stellplätze in Halle, beispielsweise auf dem Campingplatz am Nordbad, reicht einfach nicht mehr aus", so Hermann. Zudem haben die Angebote der Stadt noch einen ganz besonderen Vorzug: Sie sind kostenfrei.
"Wir können ein guter Zwischenstopp auf der Reise an das Urlaubsziel sein"
Ziel der Stadt sei jedoch nicht, Urlauberinnen und Urlauber von einem zweiwöchigen Aufenthalt in der Umgebung Halles zu überzeugen, sagte Hermann. "Wir können aber ein guter Zwischenstopp auf der Reise an das Urlaubsziel sein."
Um Durchreisenden den Stopp so attraktiv wie möglich zu gestalten, soll das Portal in den kommenden Wochen immer weiter gefüllt werden.
Darüber sollen Anbietende und Stellplatzsuchende miteinander verbunden werden. "Bei möglichen Stellplätzen gibt es für uns eigentlich kein Ausschlusskriterium. Wir schauen uns die Bedingungen vor Ort an, klären beispielsweise, ob es Strom- und Wasseranschlüsse gibt", sagte Hermann. Sichergestellt werden müsse nur, dass den Anbietenden das jeweilige Grundstück gehöre: "Sonst wird es rechtlich schwierig."
Dehn gehören der Hof und die dazugehörigen rund 20 Hektar Fläche nicht nur, sie sei dort auch geboren. "Ich kann also von mir behaupten, stolzes Dorfkind zu sein", sagte sie schmunzelnd.
Die Übernachtungen biete sie auch an, um die Schönheit des Dorfs zu zeigen. "Wir haben hier viel Platz, so kann ich mich gut auf die Wünsche der Gäste einstellen."
Die Reiterhof-Besitzerin sei gespannt, wer sich so bei ihr melden wird. "Mir ist das eigentlich auch egal, Hauptsache die Leute sind nett. Ich freue mich am meisten auf die Gespräche", sagte sie.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa