Wildcamper in Tirol: Grenze des Erträglichen erreicht
Reutte (Tirol/Österreich) - Die Tiroler Bergwacht schlägt Alarm: Immer mehr Urlauber campieren einfach in der Natur, obwohl das streng verboten ist. Jetzt dürfen Bergwächter Bußgelder verhängen.
Man sei an der Grenze des Erträglichen, die Situation sei "nicht mehr zu händeln", so Albert Kerber, Leiter der Bergwacht von Reutte gegenüber der Kronen-Zeitung.
Demnach würden immer mehr Touristen einfach in der Natur campen, obwohl das in Tirol ausdrücklich nicht gestattet sei.
"Wir bekommen täglich bis zu 50 Anzeigen telefonisch oder mit Foto über WhatsApp von Privatleuten, Waldaufsehern oder Jägern über sogenannte Wildcamper", so Kerber. Täglich entsende man Patrouillen, doch man komme schlicht nicht hinterher.
Dazu kommt, dass die meisten Tiroler Bergwächter Ehrenamtliche sind. Einige von ihnen gehen sogar mit dem Privatwagen auf Streife, um die Camper zu stellen.
"Würden wir alle zur Anzeige bringen, würde das unseren zeitlichen Rahmen bei Weitem sprengen", erklärt Kerber das Dilemma.
Zudem seinen viele Wildcamper uneinsichtig, einige gar aggressiv.
Die Problematik sorgt für Unmut bei den Bewohnern der Region
Wer in Tirol abseits vom Campingplatz sein Lager aufschlägt, muss 70 Euro Strafe zahlen
Die Landesregierung von Tirol ist sich des Problems bewusst. Seit 1. August dürfen die Bergwächter eigenständig Bußgelder verhängen, ohne die Polizei hinzuzuziehen. 70 Euro kostet ein Verstoß.
Doch die oberste Bergwächterin Tirols, Gabriele Pfurtscheller, glaubt indes nicht, dass so die Wildcamper abgeschreckt werden.
Sie beklagt: "Es gibt mittlerweile eigene Apps dafür. Darin werden die schönsten Plätze angepriesen. Dass wildes Campieren in Tirol verboten ist, wird jedoch gerne verschwiegen."
Dennoch sind die Ehrenamtlichen froh, die Schwarzcamper an Ort und Stelle abkassieren zu können. 32-mal sei das seit Anfang August geschehen.
Titelfoto: Montage: Bergwacht Reutte und Umgebung, 123RF/rudiernst