Viel Geld nach FTI-Pleite futsch! Sächsin Algis hat "die totale A-karte"
Leipzig/Schkeuditz/Chemnitz - Die Sonne scheint, der Strand schimmert goldgelb, das Meer lädt zum Baden ein: Was nach Urlaubsfeeling und "raus aus dem Alltag" klingt, wird für viele Deutsche gerade zum Albtraum. Nach der FTI-Pleite müssen viele neu buchen, deutlich mehr bezahlen - und bekommen im schlimmsten Fall ihr Geld nicht mal zurück!
Dass alle "über FTI Touristik GmbH, 5vorFlug, BigXtra Touristik GmbH und BigXtra Touristik AG" gebuchten Reisen mit Abreisedatum vom 3. Juni bis einschließlich 5. Juli abgesagt werden müssen, schockierte betroffene Urlauber hierzulande.
Zu ihnen gehören auch Doreen und Yvonne aus Chemnitz. Die Freundinnen kennen sich seit 30 Jahren und wollten jetzt den ersten gemeinsamen Urlaub verbringen, wie sie in der neuen Folge "MDR Umschau" erzählen. Im November 2023 buchten sie zehn Tage im türkischen Side.
"Ich habe mich richtig auf die Rutschen und das Hotel gefreut. Die Rutschen sahen richtig hoch und cool aus", war eine der Töchter voller Vorfreude. Dann die Pleite-Meldung am 3. Juni. "Es war schlimm. Totales Chaos drunter und drüber, Ungewissheit. Man wusste nicht, wie kriegt man das Geld wieder?", sagt Doreen, die mit ihrer Freundin neu über einen anderen Anbieter buchte.
Für die für ihre Familie 3000 Euro teure Reise musste Yvonne sogar einen Kredit aufnehmen: "Mir bleibt ja nichts anderes übrig", berichtet sie der MDR "Umschau".
Pauschalreisen nach FTI-Pleite über Fonds abgesichert, aber: "Wenige Erfahrungswerte"
Immerhin haben die Chemnitzerinnen das Glück, eine Pauschalreise gebucht zu haben. Diese sind über den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) abgesichert, der nach der Thomas-Cook-Pleite 2021 eingerichtet wurde.
Wann man dieses Geld aber zurückerhält, ist ungewiss. "Wenn ich aus Zahlungen aus diesem Fonds angewiesen bin, habe ich momentan eine sehr unsichere Situation, weil es wenige Erfahrungswerte gibt", sagt Michael Hummel (51) von der Verbraucherzentrale Sachsen. Er rechnet mit Wochen, wenn nicht gar Monaten, bis Zahlungen fließen.
Für die Zwischenfinanzierung eines "neuen" Urlaubs gibt es derzeit allerdings wohl keine Alternative.
Deutlich schlimmer traf es Algis Schuhknecht (53) aus Schkeuditz, der die "Rettung" durch den DRSF nicht zuteilwird. Sie buchte für sich und ihre Tochter für 1100 Euro eine Ferienwohnung auf Rügen.
Am 31. Mai, drei Tage vor Bekanntgabe der Insolvenzeröffnung, wurde die finale Rate abgebucht. Es folgten Buchungsbestätigung und wenig später Insolvenzmeldung. Mit ihr verknüpft der Hinweis, dass sie aufgrund der Individualreise keinen Anspruch auf Versicherungsleistungen habe.
Nur Pauschalreisende erhalten Rückzahlung: "Nicht in Ordnung, dass da so ein Unterschied gemacht wird!"
"Ich habe die totale A-karte und die anderen kriegen ihrs [das Geld, Anm. d. Red.] vielleicht in einem halben Jahr wieder", ärgert sich die EDV-Kauffrau. Zwar freue sie sich für die Pauschalreisenden: "Aber mir nützt das halt gar nix. Ich finde das nicht in Ordnung, dass da so ein Unterschied gemacht wird!"
Zwar können Betroffene wie Algis Schuhknecht die Forderung beim Insolvenzverwalter anmelden. Aber: "Wenn ich Glück habe, bekomme ich in mehreren Jahren vielleicht fünf Prozent", macht Hummel nur wenig Hoffnung.
Die Sächsin wollte die Ferienwohnung neu buchen, sollte nun aber plötzlich 1900 Euro buchen. "Da habe ich zweimal nachgefragt, weil ich es nicht glauben konnte. Das war der nächste Schlag für mich. Ich habe das Gefühl, ich liege verwundet am Boden und es wird noch mal draufgetreten - keiner, der hoch hilft." Sie entschied sich für eine andere Unterkunft, die sie 1400 Euro kostete.
"Jetzt ist nur noch Resterampe", weiß Michael Riebel, Geschäftsführer von Siamar Reisen aus Leipzig, dem durch die FTI-Pleite etwa 60.000 Euro Provision durch die Lappen gehen: "Man muss nehmen, was man kriegen kann. Hotels und Airlines können eigentlich verlangen, was sie wollen." 30 bis 50 Prozent Aufschlag sind ihm zufolge so kurz vor Ferienbeginn die Regel.
In Branche war FTI schon zuvor kritisch beäugt worden, immer wieder gab es Probleme. Zudem hätten mehrere Topmanager "das sinkende Schiff" vor wenigen Wochen verlassen, berichtet Riebel.
Übrigens: Was mit über FTI gebuchten Reisen ab 6. Juli passiert, ist noch offen. Es gäbe dahingehend aber positive Signale, teilte die Kanzlei des Insolvenzverwalters dem MDR mit.
Titelfoto: Clara Margais/dpa