In diesem Dorf wohnen mehr Katzen als Menschen: Betreten kostet Eintritt!
Civita di Bagnoregio (Italien) - Schon seit einigen Jahren gibt es in Zentral-Italien ein Dorf, das Eintritt berechnet, um es anzusehen (TAG24 berichtete). Nun leben immer weniger Menschen dort und der Preis steigt. Lohnt sich eine Reise dahin?
Das klingt zwar unglaublich, ist aber wahr: Ein Dorf in Italien brauchte dringend Einnahmen. Durch Steuern kam kaum etwas in die Kasse. Einwohner gibt es nämlich schon immer nur sehr wenige. Und Tourismus fand faktisch gar nicht statt.
Um das Dorf zu erreichen, muss man nämlich eine steile Brücke entlang laufen, die ganze 366 Meter lang ist. Einen anderen Weg gibt es aufgrund der speziellen Lage auf einem Berggipfel (443 Meter über dem Meeresspiegel) nicht.
Um den kleinen Ort attraktiver zu machen, führte der ehemalige Bürgermeister Francesco Bigiotti (3 Jahre im Amt) Eintritt ein. Touristen müssen seit 2013 also blechen, um ins Bergdorf zu kommen.
Angefangen hat Bigiotti, der heute in einer Tourismusbehörde in der Region arbeitet, mit 1,50 Euro. 2015 verdoppelte er den Betrag auf drei Euro. Seit 2018 werden fünf Euro fällig.
Wer jetzt denkt, dass diese Maßnahme Touristen eher abschreckt, anstatt zu locken, der irrt!
Mehr Touristen als jemals zuvor in Civita di Bagnoregio
Seit die Tourismusabgabe fällig wurde, kamen immer mehr Leute, um sich den beschaulichen Ort anzusehen. "Offensichtlich wird es wertvoller, wenn man für etwas bezahlt", sagte Bigiotti zu CNN.
Wie CNN berichtete, sollen in der Urlaubssaison 2009/2010 nur 40.000 Gäste in der Region gewesen sein. Im Jahr 2018 kamen jedoch eine Million Menschen allein in das Bergdorf Civita!
Der Erfolg des Eintritts war so groß, dass sogar die lokalen Steuern für Einheimische wegfielen. Der Ort lebt nun im wahrsten Sinne des Wortes nur von Touristen.
Und die kommen von überall her: 50 Prozent sollen Italiener sein, 20 Prozent Asiaten und der Rest überwiegend Europäer sowie Amerikaner.
Im gleichen Zuge fiel die Arbeitslosenquote in der Region von 10 Prozent im Jahr 2010 auf etwa 1 Prozent heute.
Da der Ort etwa auf halber Strecke zwischen Florenz und Rom liegt, sollen viele Bus-Touristen einkehren. Oft bleiben sie gar nicht lang und kaufen nicht viel, berichtete CNN unter Berufung auf Ex-Bürgermeister Bigiotti weiter.
Aufgrund des Eintritts ist das den Einheimischen und Behörden aber egal. Das Geld kommt so dennoch in die Kasse.
Dorf hat nicht viel zu bieten, ist dennoch sehr beliebt
In der kleinen Gemeinde Civita di Bagnoregio leben derzeit laut CNN zwölf Menschen. Diese betreiben ein paar Cafés, Souvenierläden und zwei öffentliche Toiletten. Auch "Bed & Breakfasts" gibt es mittlerweile in dem Ort. So können 80 Menschen jede Nacht im Berdorf übernachten.
Zu den zwölf Einwohnern gesellen sich etwa 20 Katzen. Sie gelten als Highlight in dem Dorf, denn die Architektur in Civita ist recht eintönig.
So gibt es neben den Wohnhäusern nur eine Kirche aus dem achten Jahrhundert, alte Paläste und einen Brunnen.
Da der Ort im Schnitt an einem normalen Sonntag von 4000 bis 5000 Menschen besucht wird, ist es nun Francesco Bigiottis Aufgabe, ein Konzept zu erarbeiten, mit dem die Qualität des Tourismus gesteigert werden kann. Im Zuge dessen sollen auch die Besucherströme reduziert werden.
Wie es mit Civita di Bagnoregio weitergeht, bleibt abzuwarten. Vermutlich wird der Eintritt noch einmal erhöht, dafür der Besuch in dem historischen Bergdorf aber auch schöner.